Lukas aus Markt Hartmannsdorf ist sechs Jahre alt und leidet an Mikrozephalie. Was das bedeutet? "Sein Kopf ist zu klein und das Gehirn kann nicht mitwachsen", erklärt seine Pflegemutter Christina Unger. Seit seinem zehnten Lebenstag ist sie für Lukas da. Der Drogenmissbrauch seiner leiblichen Mutter während der Schwangerschaft dürfte Ursache für Lukas' Entwicklungsverzögerung sein. "Etwa zwei Jahre ist er hinten", sagt Bürgermeister Otmar Hiebaum. Gemeinsam mit Unger setzt er sich dafür ein, dass Lukas ein weiteres Jahr im Kindergarten betreut werden kann.

"Er ist noch nicht reif für die Volksschule", weiß Unger. Dies bestätige auch ein Gutachten des IHB-Vereins, der den individuellen Hilfebedarf von Menschen mit Behinderungen beurteilt. "Er ist noch nicht rein und muss gewickelt werden, er kennt noch keine Zahlen und er kann nicht Radfahren, alles Dinge, die ein Schulkind normalerweise schon kann", erzählt Unger. Welchen Entwicklungsstand Lukas einmal erreichen wird, ist unklar. Auch die Volksschuldirektorin spricht sich dafür aus, dass Lukas noch ein Jahr im Kindergarten bleibt, so Hiebaum. 

Schwebendes Verfahren

Seitens der Kindergartenleitung wurde nun ein Antrag an das Land Steiermark gestellt, der derzeit in Bearbeitung ist. "In besonderen Ausnahmefällen kann die Höchstzahl der Kinder geringfügig überschritten werden", sagt Hiebaum. Bei Kindern über sechs Jahren sei dies allerdings eigentlich nur möglich, wenn ein freier Platz besteht. Das Problem? Der Kindergarten in Markt Hartmannsdorf platzt aus allen Nähten. Bereits jetzt gibt es Wartelisten für Kindergartenplätze.

Elisabeth Binder, Leiterin des Vereins für Franziskanische Bildung, zu dem der Kindergarten in Markt Hartmannsdorf gehört, sagt zu der Situation: "Grundsätzlich sind wir in enger Abstimmung mit der Gemeinde. Wir sind allerdings voll und müssen die Entscheidung des Verfahrens abwarten. Laut Gesetzeslage ist es kein Grund, eine Gruppe zu erweitern, wenn ein Kind zu häuslichem Unterricht angemeldet ist."

Krisenpflegemutter

Zu Hause unterrichten oder in der Sonderschule anmelden möchte Unger ihren Sohn auf keinen Fall. Sie arbeitet als Krisenpflegemutter und betreut drei Pflegekinder, zusätzlich hat sie noch zwei eigene Kinder. "Die Bezirkshauptmannschaft unterstützt uns darin, dass Lukas noch ein Jahr länger im Kindergarten bleiben kann", so Unger. Die Volksanwaltschaft wurde eingeschaltet. Nun heißt es abwarten.

Bau des Kindergartens verzögert sich

Wäre der geplante, neue Kindergarten bereits fertig, hätte Lukas noch ein Jahr länger bleiben können, meint Hiebaum. "Aktuell gibt es vier Gruppen mit je 25 Kindern." Im neuen Gebäude soll Platz für fünf Kindergarten- und drei Kinderkrippen-Gruppen geschafft werden. "Baubeginn wird voraussichtlich in der Kalenderwoche 35 sein, die Bauzeit ist bis 2023 geplant, das Kindergartenjahr 2023/2024 findet am neuen Standort statt." Das ist jedoch für Lukas zu spät.