"Nein, Brot wird hier heute keines gebacken", stellt Christoph Winkelbauer gleich zu Beginn klar. Und auch mit Töpfern hat das Ganze nichts zu tun. Dem Wort ist nämlich kein "B" am Anfang abhandengekommen - das, was er an diesem sonnigen Nachmittag gemeinsam mit Kollegen im Keltendorf am Kulm baut, heißt wirklich "Rennofen".

Aber von vorne: Winkelbauer ist gelernter Schlosser und arbeitet als Lehrer an der Landesberufsschule 1 für Metalltechnik in Graz. Schon vor einigen Jahren weckte eine Zeitungsannonce sein Interesse: Gesucht wurden Leute, die sich in Deutschland treffen und gemeinsam Rennöfen bauen sollten. "Ich hab ein paar Kollegen zusammengetrommelt und den Kofferraum vollgepackt mit Dingen, von denen ich glaubte, sie dafür brauchen zu können", erinnert er sich schmunzelnd.

Eisen für die Kelten

Und worum handelt es sich jetzt bei einem Rennofen? "Der Rennofen ist das Verfahren, mit dem bis ins 18. Jahrhundert Eisen erschmolzen wurde. Seinen Namen hat der Ofen, weil die Schlacke (Anm.: Stoffgemisch; entsteht bei der Gewinnung von Metallen) dabei unten davon rinnt, anstatt wie beim modernen Hochofen obenauf zu schwimmen beginnt", erklärt Winkelbauer.

Unter dem Gruppennamen "Furnance Fortune Styria" (frei übersetzt: Ofen Glück Steiermark) pilgert Winkelbauer gemeinsam mit seinen Lehrerkollegen Bernhard Wronski und Markus Hirt zu Treffen in ganz Europa, um Rennöfen in die Welt zu setzen. "Zwanzig bis dreißig Öfen entstehen dann in etwa bei einem Treffen", so der gebürtige Gersdorfer.

Auch im Freilichtmuseum Stübing waren die Bauherren schon aktiv, ebenso hatten sie schon vor Jahren im Keltendorf einen Versuch unternommen. "Damals haben wir den Ofen außerhalb auf einer Wiese gebaut, dieser ist aber beim Transport in den Ausstellungsbereich zerbrochen."

Georg Stocker und Markus Kummer sind jüngst unter die Rennofen-Bauherren gegangen
Georg Stocker und Markus Kummer sind jüngst unter die Rennofen-Bauherren gegangen © Katharina Lagler

Feuertaufe am 30. Juli 2022

Diesmal aber soll alles gut gehen. Ein ganzes Wochenende lang bauen die Herren an ihrem Ofen, tüfteln über Materialien und Gestaltung. Nun darf der Ofen erst mal austrocknen. "Wir freuen uns sehr, mit dem Rennofen ein neues Ausstellungsstück bekommen zu haben", sagt Siegfried Gruber vom Keltendorf und betont: "Möglich wurde das Experiment durch eine Förderung vom Land Steiermark für Museen."

Am 30. Juli 2022 wird der Ofen offiziell in Betrieb genommen - eine Novität dank alter Technik: "Wir werden versuchen, hier am Kulm Eisen herzustellen", sagt Winkelbauer vorfreudig.

Was macht den Rennofen so faszinierend? "Eigentlich schmeißt man die ganzen Zutaten rein, und dann kommt Eisen raus", lacht Winkelbauer und ergänzt selbst ein wenig verblüfft: "Dass das überhaupt geht!"

Außerdem: "Jeder in Europa baut seine Rennöfen anders" sagt er. Für heute haben die Männer, übrigens alle um die 40, einen neuen Versuch geplant: Sie verzichten auf Ziegel - denn die hat es damals ja auch nicht gegeben - und bauen den Rennofen aus einem Weidengeflecht und Lehm.

Da lacht das Bastlerherz

Solchen klatscht gerade Markus Kummer aus Dietersdorf am Gnasbach (Südoststeiermark) auf den halbfertigen Ofen. Er ist Informatiker und ebenso wie Georg Stocker aus Graz zum ersten Mal dabei. "Ich bin ein Bastler. Mir gefällt es, etwas zu bauen", erklärt er seine Motivation. Sein Ziel: Irgendwann aus selbst hergestelltem Metall etwas in seiner hauseigenen Schmiede zu verarbeiten.

So sieht er aus, der fertige Rennofen am Kulm
So sieht er aus, der fertige Rennofen am Kulm © KK

Auch Winkelbauer gefällt der Gedanke einer Kreislaufwirtschaft: "Die Zutaten für die Eisenherstellung sollen so regional wie möglich sein." Das Eisenerz hat er aus dem Burgenland bekommen, erzählt er und hält stolz ein Glas mit einer Probe davon in die Höhe. Gleich daneben steht ein Gläschen mit fest gewordener Schlacke. Wenn alles nach Plan klappt, können sich die Besucher ja schon bald selbst davon ein Bild machen, wie solche Materialien entstehen.

In einem Punkt hatte Winkelbauer übrigens doch nicht ganz recht: Brot wurde an diesem Wochenende dann doch noch im Keltendorf gebacken - wenn auch Steckerlbrot über einem Lagerfeuer.