Schon mit gesunden Kindern ist es für Eltern oft nicht einfach, die Betreuung in den Sommerferien zu organisieren. Hat man ein schwerbehindertes Kind, wie Daniela Buchner (Name von der Redaktion geändert), kommen weitere Hürden hinzu. Ihre Tochter geht in eine Integrationsklasse einer Weizer Volksschule, im Herbst kommt sie in die dritte Klasse. Emilia (Name von der Redaktion geändert) ist sowohl körperlich als auch geistig behindert, kann nicht sprechen und es fällt ihr schwer, Fremden gegenüber Vertrauen zu fassen.
"In ihrer Schule ist sie integriert, ihre beiden Geschwister waren die letzten beiden Jahre gemeinsam mit ihr in der Sommerbetreuung", sagt Buchner. "Im ersten Jahr wurde die Betreuung über das Land finanziert." Im zweiten Sommer kam dann kurzfristig die Absage: Es sei ein Fehler passiert, die Finanzierung könne nicht mehr übernommen werden. Kurzfristig sprang die Stadtgemeinde Weiz ein und bezahlte ausnahmsweise die Assistentin von Weiz Sozial, die die 1:1 Betreuung übernimmt. Rund 7000 Euro für sieben Wochen.
In diesem Sommer benötigt Buchner für fünf Wochen eine Betreuung, die Kosten würden sich auf circa 5000 Euro belaufen, rein für die Assistentin. Für eine fünfköpfige Familie ein schwer zu stemmender Betrag. "Vom Land wurde mir geraten, um Spenden anzusuchen oder das Pflegegeld heranzuziehen", erzählt die Mutter.
Drei Möglichkeiten der Sommerbetreuung
Aus der Sozialabteilung des Landes Steiermark erklärt Barbara Pitner: "Es gibt im Sommer drei Möglichkeiten für eine Betreuung. Die eine ist ein Sommerhort bzw. ein Sommerkindergarten." Der Sommerhort befindet sich in Ludersdorf, hier müsste die Familie weiter fahren und Emilia würde aus dem gewohnten Umfeld gerissen werden. Wie auch bei Betreuungsmöglichkeit Nummer zwei, ein Verein wie "Christina lebt" oder die Chance B. Hier würden pro Kind 120 Stunden übernommen werden, die Betreuung wäre für drei Wochen möglich.
"Wir haben heuer acht Betreuungsplätze genehmigt bekommen", sagt Michaela Kaufmann, Geschäftsführerin von "Christina lebt". Mit Buchner sei man im Gespräch gewesen, "sie hat gefragt, ob wir alle drei Kinder nehmen würden, aber das geht für uns leider nicht", so Kaufmann. Die Betreuung kam auf Wunsch von Buchner nicht zustande.
Die dritte Möglichkeit, die vom Land finanziert wird, ist eine zweiwöchige Sommerschule. Diese dient dazu, Defizite aufzuarbeiten und findet in einem Ausmaß von 20 Wochenstunden statt. "Emilia fällt da raus, sie hat nicht denselben Lehrplan wie andere", sagt Buchner, die derzeit noch auf eine Lösung hofft.
Stadt Weiz sucht nach Lösung
Erwin Eggenreich, Bürgermeister der Stadt Weiz, arbeitet nach wie vor an einer Lösungsfindung. "Wir haben uns beim Land bemüht, aber da gibt es keine Möglichkeit." Derzeit sei man am Tüfteln und werde sich in den nächsten Tagen bei Daniela Buchner melden.
Ihr sei es wichtig, niemanden anzukreiden, sie möchte jedoch das Problem aufzeigen. "Ich habe mich erst voriges Wochenende mit 26 Familien aus ganz Österreich getroffen, deren Kinder dieselbe Krankheit haben. Jeder hat das gleiche Problem. Es gibt gesetzlich keine Regelung und es ist grundsätzlich eine Verzweiflung bei den Eltern da", sagt Buchner. "Ich muss betteln, dass ich arbeiten gehen kann."
Von Regelschule in Sonderschule
Es gebe auch die Möglichkeit, Emilia aus der Regelschule zu nehmen und in eine Sonderschule zu wechseln. Das möchte Buchner jedoch nicht. "Es wird ständig davon gesprochen, dass Menschen mit Behinderung mehr integriert werden sollen. Es ist für alle ein großes Plus – Emilia lernt von den gesunden Kindern und diese lernen von ihr."