"Schön ist ein Zwirnknopf dann, wenn er gefällt", stellt Maria Pachler gleich Beginn klar. Die 60-Jährige hat gerade mit dem ersten Arbeitsschritt begonnen und ist dabei, einen dünnen Metallring mit einem kirschroten Zwirnfaden zu umwickeln. Mit leichter Handbewegung und gekonnter Fingerfertigkeit wird der zwei Zentimeter große Ring in Sekundenschnelle mit einem dünnen Zwirnnetz umsponnen. Seit zehn Jahren hat sich die Sinabelkirchnerin dem Zwirnknopf-Nähen verschrieben. "Ich bin Zwirnknöpflerin aus Leidenschaft", sagt sie selbst über sich. Auf ihrem Nähtisch stapeln sich Zwirnknäul in allen Farben und Größen.
"Das Schwierigste ist der Beginn. Wickelt man zu locker, rutscht der Faden vom Ring ab, wickelt man zu fest, kann man die Fäden dann nicht mehr verschieben", erklärt sie. Was der Pensionistin da in ihrer Zwirnknopfstube so locker von der Hand geht, will jedoch gelernt sein. "Ich habe in Deutschland Kurse besucht, denn damals, vor zehn Jahren, hat es bei uns nichts dergleichen gegeben. Das Handwerk selbst habe ich mir dann selbst beigebracht." Learning by doing also. Schritt für Schritt, damals als Ausgleich zur Arbeit - Pachler war Büroangestellte. "Das Nähen ist für mich Entschleunigung, eine bunte, Welt, in die ich eintauchen kann, mit unzähligen Gestaltungsmöglichkeiten", schwärmt Pachler.
Altes Handwerk neu gedacht
Die Kunst um den kleinen Zwirnknopf reicht in Österreich zurück bis ins 19. Jahrhundert. Veraltet ist sie aber ganz und gar nicht. Das will auch Maria Pachler mit ihren bunten Knöpfen zeigen. "Ich habe Zwirnknöpfe eigentlich nur als weiße, einfache Knöpfe auf alter Bettwäsche gekannt. Dabei bietet die Nähkunst so viel mehr." Mit ihren bunten und kreativ gestalteten Zwirnknopf-Kunstwerken, will sie neue Farbe in das jahrhundertealte Handwerk bringen.
Und dass so ein Zwirnknopf nicht unbedingt allein ein Knopf sein muss, nämlich ein Verschluss für Bekleidung, sondern auch als Deko-Element Verwendung finden kann, sieht man in Maria Pachlers Zwirnknopfstube. Hier gibt es neben farbenfrohen Broschen und Ringen auch Ketten samt dazu passender Ohrringe im Sortiment. Ihr Steckenpferd sind die von ihr selbst designeten und genähten Steckschals. Das optische Zentrum ist natürlich der Zwirnknopf. Mit floralen und grafischen Mustern, Metallfäden oder Perlen verwandelt sie jeden einzelnen in ein farbenprächtiges Unikat.
"Es gibt zwar eine Grundtechnik, die bei jedem Stück dieselbe ist. Für die einzelnen Muster kann ich meiner Fantasie aber freien Lauf lassen", erklärt Pachler, während sie zum dunkelgrünen Zwirn greift. Ein paar wenige Stellen am Metallring sind noch nackt - aber gleich nicht mehr. Gekonnt wickelt sie Maria Pachler in ein dunkelgrünes Zwirnkleid. Ihre Knopfmuster entstehen im Tun. Vorlagen braucht sie keine. "Gerade das ist es, was mir beim Zwirnknopfnähen so gefällt. Keiner meiner Knöpfe ist wie der andere, jeder ist einzigartig."
Gut Ding braucht Weile
Ganz nach dem Motto "Gut Ding braucht Weile", braucht auch ein Zwirnknopf neben Fingerfertigkeit und Augenmaß vor allem eins: Zeit. "Und eventuell auch Geduld", lacht Pachler. Wie lange braucht sie durchschnittlich für einen Knopf? "Das kommt ganz auf das Muster an. Es gibt einfache, für die benötige ich eine Stunde und aufwendige, bei denen sitze ich auch drei, Stunden", erklärt Pachler. Ihre Lieblinge unter den Zwirnknöpfen sind die Lebensbäume. Und auch die wachsen in allen möglichen Farben. Wie viele Knöpfe sie in den letzten zehn Jahren bereits genäht hat, kann sie nicht sagen. "Das hätte ich mir vielleicht einmal aufschreiben sollen", schmunzelt die zweifache Mutter und vierfache Oma. Mit ihrer Begeisterung fürs Zwirnknopfnähen hat sie eines ihrer Enkerl bereits angesteckt.
Generell kommt Zwirnknopfnähen wieder mehr in Mode. Ein Grund ist die wachsende Nachfrage nach Kunsthandwerk aus der Region. Seit einigen Jahren gibt Maria Pachler ihr Wissen um das jahrhundertealte Handwerk darum auch in Workshops weiter. Der nächste findet am 4. Juni am Schwalbenhof in Bierbaum an der Safen statt. Und auch auf diversen Kunsthandwerksmärkten ist sie vertreten. Etwa beim Gartenfest am Sonntag, 29. Mai in Gleisdorf.