Die Szenerie wirkt dramatisch, die sich gegenüber des Weizer Krankenhauses abspielt: Die Fahrzeuge von sieben Feuerwehren haben sich beim neuen Kreisverkehr der Ortsdurchfahrt versammelt. Aus dem Tunnel dringen dicke Rauchschwaden. Feuerwehrleute mit schwerem Atemschutz befinden sich in dem Tunnel. Aber es ist nur eine Übung. Eine Übung für den Ernstfall, der hier in zwei Wochen eintreten könnte.
Vier Jahre lang wurde gebaut, in zwei Wochen geht der Lückenschluss der Weizer Ortsdurchfahrt in Betrieb. Herzstück sind die zwei Tunnels, 274 und 425 Meter lang.

Ein Tunnel ist auch für die Einsatzkräfte eine besondere Herausforderung. Die Stützpunkt-Feuerwehren Landscha und Weiz mussten deshalb jeweils ein Tunnelfahrzeug anschaffen. „Darin sind jeweils sechs Plätze enthalten, mit zwei Sauerstoffflaschen. Damit kommt man eine Stunde aus, normalerweise ist es nur eine halbe Stunde“, berichtet Einsatzleiter Matthias Wiesenhofer.

Die Übungsannahme ist ein Fahrzeugbrand eines Lkw im Tunnel, zwei verletzte Personen und weitere Fahrzeuge befinden sich in dem Tunnel. Auf einer schematischen Darstellung hat die Einsatzleitung einen genauen Überblick über die Lage. „Hier sind auch die Abstände genau eingezeichnet, sodass wir wissen, welche Schlauchlängen wir brauchen, wenn der nächste Trupp hineingeht“, erläutert Wiesenhofer. Am Funk wird er immer wieder über die Lage instruiert, etwa über eine verletzte Person. "Linke Seite oder rechte Seite des Fahrzeugs", fragt er nach. Der Ablauf wird auch genau protokolliert.

Ausbildung im Landesfeuerwehrkommando

Für die Ausbildung der Kameradinnen und Kameraden sind Karl Feichter, Oberbrandinspektor in Weiz, und Johann Zöhrer, Hauptbrandinspektor von Landscha, zuständig. Sie haben am Landesfeuerwehrkommando Steiermark die Tunnelausbildung absolviert. Jetzt geben sie ihr Wissen an die anderen Feuerwehrleute des Abschnitts weiter – das sind neben Landscha und Weiz die Feuerwehren Hohenkogl, Kleinsemmering, Garrach, Etzersdorf und Rollsdorf.

Das Abarbeiten der Übung schreitet voran. Im Tunnel ist die speziell ausgebildete Tunneltruppe am Werk. „Im Falle des Brandes im Tunnel sieht man wirklich gar nichts. Wir helfen uns da mit Lichtern. Mit blauen Lichtpunkten wird Wasser markiert, mit gelben verletzte Personen“, erzählt Andreas Zöhrer von der Feuerwehr Landscha. Auch mit Wärmebildkameras wird gearbeitet. „Die Brandbekämpfung ist mittlerweile abgeschlossen, jetzt geht es an die Menschenrettung und das Entfernen von Ladegut. Das wird von anderen Kräften vorgenommen“, erläutert Feichter das weitere Vorgehen.

Andere Vorgangsweise als bei normalen Einsätzen

Im Tunnel ist die grundsätzliche Vorgehensweise der Feuerwehr anders. „Normalerweise heißt es immer ,Menschenrettung vor Brandbekämpfung’. Im Tunnel heißt die Devise ,Löschen, um zu retten‘. Das heißt, dass man zunächst den Brand bekämpft, damit zum Beispiel die Tunnelwände nicht einstürzen, denn das wäre natürlich das Horrorszenario“, erzählt Raphael Friesenbichler von der Feuerwehr Weiz.

Eine besondere psychische Herausforderung sieht Karl Feichter in der neuen Aufgabe nicht. „Wir wissen, dass unsere Ausrüstung sicher ist und dass wir genügend Sauerstoff haben. Das gibt uns Sicherheit für die Einsätze.“ Wiesenhofer sieht das ein bisschen anders: „Du weißt nie, was auf dich zukommt.“ Am 23. Mai gibt es noch eine abschließende Übung, gemeinsam mit Polizei und Rettung, damit dann im Ernstfall alles klappt.