Visitenkarten, die ihr zugesteckt werden, lehnt sie instinktiv ab. Nicht aus einer Laune der Unhöflichkeit heraus, sondern weil sie Ressourcen spart und die Nummer lieber gleich ins Handy eintippt. Verena Kassar betreibt die zwei Unverpacktläden "Das Gramm" und "Das Dekagramm" in Graz. Also Warengeschäfte frei von Verpackungen. Obst, Gemüse und auch Waschpulver bekommt man hier ohne lästiges Plastik. Man füllt es sich in Papiertüten ab oder kauft es im Glas.
Am vergangenen Donnerstag war Kassar in der Weizer Landring Greißlerei zu Gast und erzählte über ihren beruflichen sowie privaten Zero-Waste-Alltag (Anm.: so wenig Abfall wie möglich zu produzieren). "Wir schmeißen nichts mehr weg. Außer es schimmelt. Wir verwerten die Lebensmittel oder geben sie an 'Too Good To Go' weiter", verrät Kassar über ihre beiden Geschäfte. Putz- und Waschmittel macht sie selbst, zum Beispiel aus Waschsoda. "Nur weil ich versuche, umweltschonend zu leben, heißt das nicht, dass ich nicht gern mal Chips aus dem Sackerl und Cola aus der Plastikflasche trinke. Es soll kein Zwang sein", sagt sie.
Ihr Tipp? Bewusste Entscheidungen treffen und die fünf "R"s befolgen: refuse (ablehnen), reduce (reduzieren), reuse (wiederverwenden), recycle (wiederverwerten) und rot (kompostieren). "Wenn ihr das befolgt, seid ihr gut dabei", motivierte Kassar die Runde und fügte hinzu: "Jeder Kassenzettel ist ein Stimmzettel, bei jedem Einkauf stimmt ihr für etwas, oder dagegen." Gemeinsam mit ihren Angestellten, sie beschäftigt mittlerweile 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gibt Kassar ihr Wissen weiter. So werden bei der "Das Gramm Akademie" beispielsweise "Zero Waste Coaches" ausgebildet. "Wir versuchen, mit unseren Vorträgen Bewusstseinsbildung zu betreiben."
Was in den beiden Grazer Läden längst Normalität ist, nimmt nun auch Anlauf in Weiz. So gibt es in der Landring Greißlerei eine Ecke, wo man etwa Bohnen, Buchweizen, Polenta, Nüsse oder Müsli unverpackt aus Schütten kaufen kann. Organisator von Verena Kassars Besuch war der neue Weizer Verein "Gaumen hoch".