Trotz teils grober Lerndefizite ist die Nachfrage nach Nachhilfestunden in den letzten beiden Jahren gesunken. "In Weiz gab es von 2019 auf 2020 einen Zuwachs von 50 Prozent", weiß Peter Puster, Inhaber der Schülerhilfe Weiz, Gleisdorf und Fürstenfeld. Vom Vorjahr auf heuer gäbe es allerdings ein Minus von 60 Prozent. In Summe bedeutet dies weniger Schüler als im Jahr 2019.
In Gleisdorf hingegen verzeichnete die Schülerhilfe von 2019 auf 2020 einen Rückgang von 50 Prozent der Schüler. Dafür gab es ein Plus von 140 Prozent von 2020 auf 2021.
"Wir können nicht erklären, woher diese unterschiedlichen Zahlen stammen. Immerhin ist die Distanz zwischen Gleisdorf und Weiz sehr gering", so Puster. Das Phänomen, dass Orte, die geografisch nahe beieinanderliegen, so unterschiedliche Zahlen aufweisen, gebe es häufig. "Wir haben österreichweit etwa 100 Standorte und haben das schon öfters beobachtet." Trotz der Unterschiede könne man klar sagen, dass seit dem Beginn der Pandemie ein allgemeiner Rückgang der Nachfrage nach Nachhilfestunden besteht.
"Wir betreuen Schüler das gesamte Schuljahr über. Als Bildungsminister Faßmann die Lehrer dazu aufforderte, bei der Beurteilung Milde walten zu lassen und es auch trotz Nicht Genügend möglich war, aufzusteigen, haben viele Schüler und Eltern die Defizite nicht mehr so ernst genommen", so Puster. Es wäre zu einigen Abmeldungen gekommen und auch im Sommer würden deutlich weniger Schüler Nachhilfe in Anspruch nehmen. "In Weiz haben wir in guten Jahren im Sommer etwa 20 Schüler, heuer sind es vier."
Die Defizite der Schüler seien jedoch eindeutig da, der Rückstand groß, wie von Nachhilfelehrern gemeldet wird. "Es wurde weniger Stoff während des Schuljahres gemacht, durch die Lockdowns ist viel weniger weitergegangen. Bei vielen hat der Online-Unterricht nicht funktioniert." Bleibt die Frage, wann die Defizite aufgeholt werden sollen, die von den Eltern teilweise gar nicht wahrgenommen werden würden. "Es wird nur auf die Note geschaut. Vier ist genügend."
Auch den finanziellen Aspekt darf man nicht außer Acht lassen. "Eine Mutter hat gekündigt, weil ihr Mann den Job verloren hat und sie sich die Nachhilfe nicht mehr leisten konnte."
Permanente Leistungsfeststellung fehlt
Neben diesen Gründen nennt Michaela Krutzler vom Kurszentrum Gleisdorf auch die fehlenden Leistungsfeststellungen während des Schuljahres. "Wenn diese nicht permanent überprüft werden, werden die Schüler nachlässig." Sie macht ebenso wie Puster die "äußerst milde Beurteilung und das Aufsteigen ins nächste Jahr trotz Nicht genügend im Zeugnis" dafür verantwortlich, dass die Nachfrage nach der Nachhilfe sinkt. "Wir haben ein Minus von etwa 50 Prozent im Vergleich zu 2019", sagt Krutzler.
Besonders gefragt an Nachhilfe-Gegenständen sei Mathematik, aber auch Sprachen, wie Deutsch, Englisch, Italienisch und Latein. Stehen Nachprüfungen an, empfiehlt Puster mindestens drei Wochen, besser vier oder fünf Wochen davor, mit dem Lernen zu beginnen.
Während der Coronazeit geschlossen
Der Lernkreis Weiz hat während der Corona-Zeit seine Tore geschlossen gehalten. "Wir werden erst wieder Ende November, Anfang Dezember aufmachen, sofern das Corona-Debakel nicht erneut beginnt", sagt Nachhilfelehrer Otto Holzer. Einige Anfragen habe es zwar gegeben, aber es sei ihm zu riskant gewesen. Online-Unterricht habe er nicht anbieten wollen.
Er denkt, dass "Nachhilfe in den nächsten Jahren einen ganz anderen Stellenwert bekommen wird. Je mehr der Präsenzunterricht eingeschränkt wird, desto mehr wird die Nachhilfe in den Vordergrund treten."