Kleine-Leser Johann Perhab aus Rohrbach am Kulm hat vor rund vier Wochen eine unangenehme Entdeckung gemacht: "Wir haben bei uns in der Nähe auf der Wiese ein Gerippe eines Tieres angefunden. Das Ungewöhnliche ist, Kopf und Füße waren mehr oder weniger noch dran, der Rest nicht", schildert Perhab. Er habe sich nach dem Fund mit örtlichen Jägern in Verbindung gesetzt. Diese sprachen von Schakalen, die auch durch Österreich ziehen und das durchaus gewesen sein könnten. "Das konnte ich zunächst fast nicht glauben", erzählt Perhab aufgelöst.
Reviere in umliegenden Ländern besetzt
Antworten hat dazu Karl Raith, er ist Bezirksjägermeister und von der Forstaufsichtsstation Weiz-West. "Der Goldschakal zieht auch durch Österreich", sagt Raith. Eigentlich stammt der, oft auch mit dem Fuchs verwechselte Goldschakal aus dem Balkangebiet. Aus Bulgarien, Mazedonien oder auch Ungarn, erzählt Raith. Da die Reviere in Slowenien und Ungarn aber bereits besetzt sind, findet auch eine Besiedlung hierzulande statt. "Wenn das Revier zu stark von anderen Schakalen besiedelt ist, gehen die Jungtiere auf Wanderschaft", sagt Raith.
Augenzeugenberichte
Mit einer Größe zwischen Fuchs und Wolf sei der Schakal auch ein äußerst anpassungsfähiges Tier. Zu seiner Nahrung zählen neben kleineren Säugetieren wie Mäuse und Hasen auch Fasane, Vögel, Obst und Aas. "Auch in einem urbanen Umfeld, wo viele Menschen leben, kann der Schakal überleben. Er ernährt sich dann eben von Kompost oder tierischen Überresten. Richtig zu sehen bekommen wird man den Schakal aber in den heimischen Wäldern nicht. "Diese Tiere sind sehr scheu und somit nicht gefährlich für den Menschen", sagt der Bezirksjägermeister.
Außerdem jagen die Schakale auch in Rudeln. Auch Rehwild wird bejagt. Gerade in jenen Gebieten, wo der Goldschakal bereits etabliert ist, gibt es Augenzeugenberichte, erzählt Markus Marschnig von der steirischen Landesjägerschaft.
"Die Besiedelung findet definitiv statt"
Wie kann man sich nun sicher sein, dass der Goldschakal auch im Bezirk Weiz bereits durch die Wälder streift? Im Jagdbezirk Weiz wurde bisher ein Goldschakal-Abschuss gemeldet. Die Nachweise belaufen sich auf 15 Meldungen, heißt es von steirischen Landesjägerschaft. Einen der Beweise lieferte Stefan Hollersbacher. Im Gemeindejagdrevier Feistritz bei Anger erlegte er am 19. Jänner 2021 einen älteren Rüden. Rund einen Monat zuvor, im Dezember, wurde von der steirischen Landesjägerschaft eine Jagdzeit für den Goldschakal festgesetzt. Von 1. Oktober bis zum 15. März darf dieser geschossen werden. Ein natürlicher Feind, neben dem Menschen, wäre vielleicht der Wolf, meint Raith. "Der Schakal wird nicht oft gesehen, es wird mehr über ihn gesprochen. Die Besiedelung findet definitiv statt. Was in fünf Jahren ist, kann man jetzt noch nicht sagen. Es kann sein, dass die kurze Jagdzeit im Herbst und Winter nicht ausreichen wird", sagt Karl Raith.
Durch ein sogenanntes Monitoring wird versucht, den Bestand regelmäßig zu zählen, die Abschüsse werden wissenschaftlich begleitet, erklärt Raith.