Schuld ist der Otter - zumindest trägt er eine Teilschuld, warum der WeizerMichael Wesonig seit rund sieben Jahren erfolgreich (Bio-)Fische züchtet: "Ich bin von klein auf begeisterter Fischer“, erzählt Wesonig. Da aber aufgrund des Fischotters der natürliche Fischbestand immer weiter zurückging, wollte er in der Mürz seine eigenen Fische züchten. „Ich habe nördlich von Mürzsteg eine Hütte. Da habe ich geplant, dass ich mit meiner Familie rauffahre und fischen gehe.“ Aber dann kam wieder der Otter. „Zuerst war es nur einer, der immer wieder durchgezogen ist. Dann ist er aber mit seiner Familie sesshaft geworden und innerhalb von zwei Jahren waren vier Kilometer Mürz leer. Selbst konnte ich so gut wie keine Fische entnehmen“, erinnert sich Wesonig.
Daher wählte Wesonig die „zweitbeste Lösung“, wie er es nennt: Er begann damit, Bio-Fische zu züchten – in Holzbecken, die mit Quellwasser gespeist werden. "Da habe ich alle Fische von Mutterfischen und Brütlingen bis hin zu den fertigen Speisefischen. Das ist ein geschlossener Kreis", erklärt der Oststeirer. Begonnen hat er mit Seesaibling, mittlerweile schwimmen unterschiedlichste Fischarten bis hin zum echten Lachs in seinen Becken.
Seit rund einem Jahr züchtet Wesonig aber nicht nur Fische im Mürzer Oberland, sondern auch in Mortantsch in der ehemaligen Tischlerei Eder. Das Besondere daran: Dort wachsen Meeresfische heran. „Aber nicht nur. In unserem Warmwasserprojekt haben wir auch Zander, Wels oder Garnelen. Und wir versuchen auch immer wieder was Neues – wie derzeit etwa den Flussbarsch. Das ist wirklich etwas Gutes und aus österreichischer Produktion sonst eigentlich nicht erhältlich“, sagt Wesonig.
"Urban Fish Farming"
Das Projekt läuft unter der Bezeichnung „Urban Fish Farming“. Stadt ist Mortantsch zwar keine, das erste Zuchtbecken stand allerdings mitten in der Stadt Weiz. „Da wurde es aber schnell zu klein. Zum Glück fanden wir dann die ehemalige Tischlerei“, so Wesonig, der der in Salzburg Holztechnik und Holzwirtschaft studiert hat.
An diesem Standort erfolgen seitdem nicht nur die Zucht, sondern auch die Verarbeitung und der Versand von „Michis frische Fische“. In großen – zigtausende Liter fassenden – Becken wachsen die Fische auf und werden erst bei einer Bestellung frisch entnommen. „Wir verschwenden bei der Züchtung so gut wie kein Wasser, weil alles ein geschlossener Kreislauf ist. Es soll alles so nachhaltig wie möglich sein. Daher haben wir auch eine große Fotovoltaik-Anlage aufs Dach gebaut. An schönen Tagen beziehen wir unseren gesamten Strom von dort“, erklärt Wesonig, dessen Unternehmen bereits rund 20 Mitarbeiter zählt.
Die Nachfrage nach Wesonigs Fischen ist größer als das Angebot. „Wir sind immer wieder ausverkauft, weil wir auch nur selbst gezüchtete Fische vertreiben und keine zukaufen“, sagt Wesonig. Das Vorjahr brachte corona-bedingt eine große Umstellung, nachdem die Gastronomie als Abnehmer großteils wegbrach. „Das war zuerst schon ein Schreck, aber unser Online-Shop ist sehr gut angelaufen“, sagt Wesonig. Seine Produkte gibt es aber auch bei regionalen Händlern und beim neuen Bauernmarkt in Thannhausen.
Was die Zukunft betrifft, hält sich Wesonig noch etwas bedeckt. „Ich habe schon ein paar Ideen im Kopf, darüber möchte ich aber jetzt noch nicht sprechen. Natürlich wollen wir aber wachsen und die Nachhaltigkeit verbessern.“