Frau Fetahi, Sie haben Kunstgeschichte studiert und unterrichten jetzt im Rahmen der Bildungsinitiative „Teach For Austria“ als Quereinsteigerin an einer sogenannten „Brennpunktschule“ – alle möglichen Fächer. Wie wird man plötzlich Lehrerin?
Fatima Fetahi: Ich hätt’ mir das auch nicht gedacht vor ein paar Jahren (lacht). Gegen Ende des Studiums habe ich im Internet mit der Jobsuche begonnen. Da ist „Teach For Austria“ aufgeploppt und ich habe die Webseite praktisch verschlungen: Die hat genau ein Thema getroffen, das mich schon lange beschäftigt. Bildung wird in Österreich ja immer noch ganz stark vererbt – das Umfeld, aus dem man kommt, bestimmt wesentlich die Bildungschancen. Ich hatte nur noch drei Tage Zeit für die Bewerbung – und hab das sofort gemacht!

Was hat Sie so begeistert, dass Sie gleich einen ganz neuen Weg eingeschlagen haben, und dafür auch gleich nach Oberösterreich gezogen sind?
Durch meine eigene Geschichte hab ich mir gedacht: Wenn das keine göttliche Fügung ist (lacht). Ich war sieben Jahre alt, als meine Familie und ich als Kriegsflüchtlinge aus dem Kosovo nach Österreich gekommen sind. Neben vielen positiven Erlebnissen haben mich aber auch einige schon damals abgestempelt. Meine Eltern haben keinen Pflichtschulabschluss, haben uns schulisch also nicht helfen können, aber sie haben uns immer motiviert. Meine ältere Schwester hat maturiert und in Graz biomedizinische Analytik studiert. Sie war die Erste in unserer Familie mit Uni-Abschluss und mein großes Vorbild.

Inwiefern hilft Ihnen Ihre eigene Geschichte nun bei der Arbeit?
Ich weiß nicht, ob es für mich ein Vorteil ist, dass ich Ähnliches erlebt habe wie diese Kinder. Ich merke nur, dass sie mir vertrauen. Viele kommen aus einem sozial schwachen Umfeld, haben niemanden, der ihnen daheim helfen kann, viele haben auch Migrationshintergrund und können noch nicht gut Deutsch.