Das Gleisdorfer Literaturcafé platzte aus allen Nähten: Im Zuge des Peter-Rosegger-Jubiläums (100. Todestag, 175. Geburtstag) blickte der Gleisdorfer Harald Gauster gemeinsam mit Kulturreferent Alois Reisenhofer zurück auf seine Zeit als Rosegger-Darsteller vor 35 Jahren. Danach nahm er sich noch Zeit, um der Kleinen Zeitung weitere Frage zu beantworten.
Harald Gauster im Wordrap über...
...die Anfänge seiner Karriere. „Ich habe die unverbindliche Übung ,Schulspiel‘ besucht. Es hat damals die oststeirischen Theatertage gegeben. Wir haben da ein Stück über den Erzherzog Johann gespielt. Meine Aufgabe war es, während der einzelnen Szenen mit einem Bild von Erzherzog Johann aufzutreten. Im Publikum saßen die Vertreter von MR-Film. Sie kamen aus Graz vom Casting für die Serie ,Waldheimat‘, bei dem angeblich 400 Personen waren. Aber für den jungen Rosegger waren sie noch nicht zufrieden. Nach dem Auftritt wurde ich angesprochen und zu Probeaufnahmen eingeladen. Ein paar Wochen später hatte ich die Rolle.“
...die "Waldheimat"-Dreharbeiten. „Begonnen haben sie am 2. Mai 1982. Ich war in 13 Folgen dabei und wir haben ungefähr zwei Wochen an einer Folge gedreht. Von der Schule war ich freigestellt. Wir, also auch alle anderen jugendlichen Darsteller wie meine Film-Geschwister, hatten aber eine Privatlehrerin. Nach einem langen Drehtag war es aber schwierig, die Motivation zu finden, am Abend noch Mathematik zu lernen.“
...die Arbeit mit den Stars. „In jeder Folge war ein österreichischer oder deutscher Star dabei, das hat natürlich auch für den Erfolg der Serie gesorgt. Fritz Muliar kannte ich als ,Der brave Soldat Schweijk‘. Josef Meinrad war ganz offen, er ist auf mich als kleinen Buben genau gleich zugegangen wie auf die anderen Kollegen. Wenn ich an ihn zurückdenke, geht mir immer noch das Herz auf. Sehr lustig war es auch mit Herbert Fux. Er hat immer gesagt: ,Zur Maske gehe ich nicht. Ich bin so schiach, das nutzt sowieso nix!‘ Viel Spaß hat es auch mit Herwig Seeböck gemacht. Er hatte eine respekteinflößende Erscheinung und eine tiefe Stimme, aber er war sehr humorvoll. Für die Episode ,Als ich zur Drachenbinderin ritt´ hat er mich gefühlt einen Tag lang auf seinen Schultern getragen und das ganz ruhig ertragen.“
...Hoppalas bei den Dreharbeiten. „In der Folge ,Als ich um Hasenöl geschickt wurde‘ musste Guido Wieland als Apotheker einen Behälter mit Schmalz mit einer alten Waage abwiegen. Die Szene sollte nur eine Minute dauern, aber wir haben einen halben Tag daran gedreht. Zuerst konnte er die Waage nicht schnell genug bedienen. Als er sich ganz darauf konzentriert hat, hat er prompt den Text vergessen. Alle waren verzweifelt. Regisseur Hermann Leitner hat das dann so gelöst, dass Guido hinter seinem Körper herumgewurschtelt und nur so getan hat, als ob er das abwiegt und so war die Szene gerettet. Ganz extrem war die Weihnachtsfolge, die wir im Winter bei bis zu minus 20 Grad gedreht haben. Wir hatten ja nur die alte Kleidung an und waren stundenlang im Freien. Der Regisseur hat dann den Kindern erlaubt, dass sie für Szenen ihre Stiefel anziehen, denn bei den Füßen war die Kälte am schlimmsten. Wir hatten von der Produktionsfirma gerade neue Moonboots bekommen. Und in einer Szene sieht man für circa eine Sekunde, wenn man es weiß, dass Peter Rosegger auf dem Weg zur Kirche Moonboots getragen hat! Dieses Geheimnis habe ich 35 Jahre für mich behalten.“
...„Der Sonne entgegen“. „Ich bin durch Hermann Leitner dazu gekommen, er hat auch in den ersten sechs Folgen von ,Der Sonne entgegen‘ Regie geführt. Ich bin am ersten Ferientag nach Kroatien gefahren und am letzten wieder nach Hause. Und im Jahr darauf noch einmal. So gut wir uns im Team auch verstanden haben, da hat es zwischendurch schon Lagerkoller gegeben, weil wir alle zwei Monate lang Tag und Nacht zusammen waren. Man konnte von der Insel nicht einfach übers Wochenende nach Hause fahren.“
...das abrupte Ende der Karriere. „So zufällig und überraschend wie die Karriere begonnen hat, so still und leise ist sie dann ausgelaufen. Es hat natürlich weitere Angebote gegeben, aber für mich war es vorbei. Ich habe es in positiver Erinnerung behalten und bin froh, dass ich das machen durfte.“
...die Schattenseiten mit reißerischen Medien. „Es hat viele Geschichten gegeben, vor allem von deutschen Zeitschriften, die sich einfach etwas zusammengereimt haben. Das ist so weit gegangen, dass sie mich quasi krank geschrieben haben. Nach einer dieser Geschichten habe ich Post von einem Krankenpfleger aus Deutschland bekommen, der mich zur Erholung zu sich einladen wollte. Ich habe ihn angerufen und ihm mitgeteilt, dass es mir blendend geht. Diese Art der Berichterstattung war schlimm, denn du hast es nicht im Griff gehabt, was über dich berichtet wird."
Raimund Heigl