Nur fünf Jahre dauerte sie. Eine kurze Zeitspanne. Kurz, aber intensiv. Fast könnte man es als eine eigene Subkultur bezeichnen, was sich von 1991 bis 1996 in Weiz abspielte. Konkret in der „Music Hall“. CD-Shop, Musikhaus, Konzertagentur und Kaffeehaus. All das war in dem tatsächlich hallenähnlichen Gebäude in der Gleisdorfer Straße untergebracht. Heute verkauft dort „TEDi“ Geschenk- und Dekoartikel.
Hinter dem unschuldigen Wort „Kaffeehaus“ verbarg sich jedoch etwas anderes. Geplant war es tatsächlich als solches, erzählt der ehemalige Besitzer Helmut „Pepo“ Brem, „aber geworden ist es ein Veranstaltungszentrum, zum Schluss ein Jugendzentrum und Treffpunkt aller Jungen, die auf der Suche nach sich selbst sind“.
Brem lebt heute in Wien, ist Besitzer einer Kaffeerösterei. Doch weshalb kehrte er Weiz den Rücken, schloss die „Music Hall“? Die Nachbarn – genauer ein Nachbar – sei der Grund, erzählt er. Von ihm flatterten Klagen ins Haus. Durchaus mit skurrilen Begründungen. Beispiele etwa: „Lautes Pinkel der Gäste“ oder „Wachstumsstörungen der Kleinkinder durch übermäßigen Küchengeruch“ (verkauft wurden im Café nur Toasts und kalte Speisen).
Neben zahlreichen Auftritten regionaler, nationaler und internationaler Bands ist die „Music Hall“ vor allem wegen ihrer „Blödelveranstaltungen“, wie sie Brem selbst nennt, in Erinnerung geblieben. „Wir haben einmal fast drei Tage lang drinnen campiert. Wir haben die gesamte Music Hall ausgeräumt, dort wurde dann gezeltet und die Türen wurden verschlossen – nur in Ausnahmefällen durfte man die Music Hall verlassen.“
Bei verschiedenen Themenparties scheute man keine Mühen. Für eine Jungleparty holte man Baumstämme vom Sägewerk, für eine Beachparty Lkw-Ladungen voll Sand.
Viele der ehemaligen „Music Hall“-Besucher und -Besucherinnen hegen gute Erinnerungen an den Jugendtreffpunkt. Vier davon, Eva Tusini, Robert Bauernhofer, Gerhard Gesslbauer und Nader Naderi, begannen, Erinnerungen daran zusammenzutragen. Eine Facebook-Gruppe namens „Legends of the Hall“, in der fleißig Fotos und Anekdoten geteilt werden, hat fast 400 Mitglieder.
Das Lokal war etwa auch Schulersatz für die Jugendlichen, öffnete es doch bereits eine Stunde vor Mittag. „Bis 11 hat man sich die Zeit totschlagen müssen“, lacht Tusini.
Doch nicht nur digital möchte man sich erinnern. Deshalb veranstalten die vier am 28. Oktober eine Revivalveranstaltung im Volxshaus, bei der sie ihre Jugendzeit in der „Music Hall“ wieder aufleben lassen wollen – und der Reinerlös „Christina lebt“ sowie „Leib&Söl“ zugute kommt. Viele der Mitglieder aus der Facebook-Gruppe, darunter auch gebürtige Weizer, die jetzt in Bulgarien, Deutschland oder Spanien leben, haben sich dafür schon angekündigt. „Die Leute haben sich teilweise 20, 25 Jahre nicht gesehen“, sagt Bauernhofer.
Die „Music Hall“ war früher Sammelbecken für Anhänger der Musikgenres Rock, Metal, Alternativ und Punk. Bis zu 15 Bands aus der Umgebung entstanden oder spielten damals im Lokal. Drei dieser Bands („Flowers in Concrete“, „Evocation“, „Tribes of Eden“) haben sich für das Revival wiedervereinigt und werden am 28. Oktober auftreten. Auch Brem wird kommen, moderieren und hinter der Bar wieder Getränke mixen, „die ganz schirche Namen haben, die wir nicht in die Zeitung schreiben“, lacht Tusini.
Jonas Pregartner