Philipp Oberhauser ist schon ganz erschöpft. Wie wild hat er in die Fahrradpedale getreten. Trotzdem ist er keinen Millimeter vom Fleck gekommen. Das Rad ist auch nicht zum Fahren ausgelegt, sondern treibt einen Radio, eine Lampe und einen Ventilator an. Letzterer verschafft ihm wenigstens Kühlung.
Von Mittwoch bis Freitag forschen zehn Buben im Rahmen des Weizer Ferienprogramms im Gemini-Haus gemeinsam mit dem „FRida& freD Kindermuseum“ zum Thema Energie.
Kleine „elektrische Franzl“ sollen die Kinder werden, erklärt die Weizer Vizebürgermeisterin Iris Thosold, die es „ein bisschen traurig“ findet, „dass keine jungen Damen dabei sind“. „Weiz ist eine Stadt voller Energie, und steht heuer ganz besonders unter Strom“, sagt sie, feiert man doch heuer das 125-jährige Gründungsjubiläum der „Weizer Elektrizitätswerke F. Pichler & Co.“. Auch das Ferienprogramm steht deshalb ganz im Zeichen des Lebenswerkes von Franz Pichler.
Durchgeführt werden zahlreiche naturwissenschaftliche Experimente aus dem Bereich Energie. Ein Thema, das auch Gerhard Hierz, Geschäftsführer der Fernwärme Weiz, am Herzen liegt. Deshalb unterstützt der Wärmeversorger das Forschungsprojekt finanziell.
Sofort fragt eines der Kinder, wie hoch denn diese Unterstützung sei. Jeweils 15.000 Euro, für die nächsten drei Jahre, antwortet Hierz. Das aufgebaute Forscherlabor soll Kindern nämlich auch längerfristig zur Verfügung gestellt werden, das Ferienangebot ist eine Art Probelauf (in der letzten Ferienwoche wird es den Kurs ein zweites Mal geben).
Hierz will, dass die Themen Energie und Naturwissenschaften für Kinder Selbstverständlichkeit werden. „Wie die Mülltrennung, die kommt auch aus den Schulen und ist eine Selbstverständlichkeit geworden.“
Im kommenden Schuljahr werden dann vorerst die Volks- und die Neue Mittelschule in der Europa-Allee das Gemini-Haus testweise benützen, liegt es doch geografisch direkt daneben. Um es klassenzimmertauglich zu machen, sind noch bauliche Veränderungen geplant. Später soll das Plusenergie-Modellhaus auch anderen Schulen bzw. Kindern zugänglich sein.
Die naturwissenschaftlichen Experimente machen den Kindern großen Spaß. Der Van-de-Graaff-Generator etwa lässt ihnen die Haare zu Berge stehen.
Samuel Holler spielt hingegen gerade mit dem „Stärkemonster“ – seinem Lieblingsversuch. „Wenn es drinnen wuppelt, wird es hart, wenn man es herausnimmt, wird es richtig schleimig“, erklärt er. Das „Stärkemonster“ ist ein Gemisch aus Wasser und Stärke, das je nach Druck seine Viskosität (Zähflüssigkeit) verändert. Bei dem Experiment liegt es auf einem Lautsprecher. Schalten die Kinder ihn ein, wird es hart.
Auch das Dämmen lernen die Kinder. Anhand eines Modellhauses überprüfen sie mit einer Wärmebildkamera die Dämmeigenschaften unterschiedlicher Materialien. Die Wärmebildkamera richten sie auch auf verschiedene Leuchtmittel. „Wir zeigen euch, wie viele Watt eine Glühbirne hat – das ist aber keine Produktplatzierung“, lachen die Kinder.
Jonas Pregartner