Mit Spannung wurden die Ergebnisse der ersten Hochrechnungen der steirischen Landtagswahlen erwartet. Das ist das vorläufige Ergebnis: Im Bezirk Weiz führt die FPÖ derzeit mit 36,2 Prozent der Stimmen, das ist ein Plus von 18,5 Prozentpunkten, gefolgt von der ÖVP (33,7 %), die ein Minus von 8,3 Prozentpunkten verzeichnet und der SPÖ (17,4%) mit einem Minus von 5,5.

Um Platz vier dürfte es ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden. Derzeit belegen ihn die Grünen mit 5,1 Prozent der Stimmen, sie verloren 5,1 Prozentpunkte. Die Neos hingegen gewannen 0,8 Prozentpunkte und erhalten 4,8 Prozent der Stimmen. Das Schlusslicht im Bezirk Weiz bildet die KPÖ mit 2,8 Prozent, sie verliert 0,4 Prozentpunkte.

Stadt Weiz bleibt vorerst rot

In der Bezirkshauptstadt kann die SPÖ die Stimmenmehrzeit nach der ersten Hochrechnung behalten. 31,9 Prozent, das sind 1826 Wählerinnen und Wähler, machten ihr Kreuzerl bei der SPÖ (- 9,5 Prozentpunkte). Bürgermeister Ingo Reisinger meint dazu in einem ersten Statement: „Ich bin froh, dass wir das Rot in der Stadt gehalten haben. Aber das Minus ist mir zu hoch.“

Mandat auf wackeligen Beinen

„Das ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben“, fasst es Christina Winter da Silva zusammen. Die Politik-Quereinsteigerin steht hinter SPÖ-Spitzenkandidat Wolfgang Dolesch auf Liste im Wahlkreis Ost. In ihrer Gemeinde war es gar sehr knapp: 33 Prozent gelang der ÖVP in Gutenberg. 27,4 Prozent der FPÖ. 27,2 Prozent der SPÖ. Was der Ausgang auf Landesebene für Winter da Silva bedeutet? „Mein Mandat steht auf wackeligen Beinen.“

Noch vor Winter da Silva trudelten zahlreiche SPÖ-Funktionäre der Stadt Weiz ins Volkshaus ein. Darunter auch Altbürgermeister Erwin Eggenreich: „Letztes Mal hatten wir Schicki (Anm. Michael Schickhofer, ehemaliger Landeshauptmann-Stellvertreter)“, versucht er sich das Minus in der Stadt zu erklären. „Das ist der Ausdruck einer Protestwahl“, ist Vize Oswin Donnerer konkreter.

Absolute FPÖ-Mehrheit in Sinabelkirchen

50,8 Prozent aller Stimmen konnte die FPÖ in der Gemeinde Sinabelkirchen gewinnen. Bereits bei der Nationalratswahl im September wählten dort 48,3 Prozent blau. Im Vergleich zur letzten Wahl 2019 legten die Blauen hier 23,3 Prozentpunkte zu. Die ÖVP hingegen verlor 16,4 Prozentpunkte und konnte nur noch 26,3 Prozent der Stimmen gewinnen.

„Das ist natürlich ein bitteres Ergebnis und für mich als ÖVP-Bürgermeister sehr schmerzhaft“, sagt Ortschef Emanuel Pfeifer. Er denkt, dass Entscheidungen auf Bundesebene verantwortlich für diesen „Boost“ der FPÖ sind. Er nennt als Beispiel, dass Herbert Kickl nicht den Auftrag zur Regierungsbildung bekommen hatte.

Emanuel Pfeifer, Bürgermeister von Sinabelkirchen, am Wahlsonntag in seiner Gemeinde
Emanuel Pfeifer, Bürgermeister von Sinabelkirchen, am Wahlsonntag in seiner Gemeinde © KLZ / Julia Kammerer

Doppelter Freudentag für Patrick Derler (FPÖ)

FPÖ-Spitzenkandidat im Wahlkreis Oststeiermark Patrick Derler zeigt sich überglücklich über den Wahlsieg. „Ich kann es nicht in Worte fassen, es ist unbeschreiblich. Ich bin demütig und dankbar. Unser Spitzenkandidat hat sehr gute Arbeit geleistet und wir haben die richtigen Themen angesprochen, wie das Leitspital Liezen, Asyl- und Migrationspolitik sowie die Teuerungen.“ Für Derler ist der heutige Wahltag doppelter Grund zu feiern: Neben dem Wahlsieg der FPÖ in der Steiermark feiert er seinen 38. Geburtstag. Er feiert in der Parteizentrale in Graz und im Anschluss im Parteilokal „San Pietro“ in St. Peter.

ÖVP verliert 19 Gemeinden an FPÖ

Verhaltene Stimmung herrscht im ÖVP-Bezirksbüro in Weiz. Bei ihrer Ankunft wird die Fischbacher Bürgermeisterin Silvia Karelly (sie stand auf Listenplatz drei hinter Christopher Drexler und Franz Fartek im Wahlkreis Ost) von ihren Parteikollegen gedrückt. Bei der letzten Landtagswahl 2019 leuchtete der Bezirk noch türkis, nun muss die ÖVP insgesamt 19 Gemeinden an die FPÖ abtreten. In Fischbach konnte sich die ÖVP Platz eins sichern - trotz Verlust von 14,1 Prozentpunkten und obwohl die FPÖ bei der Nationalratswahl die Nase vorn hatte.

Erstes Statement von Silvia Karelly, Bürgermeisterin von Fischbach und ÖVP-Landtagsabgeordnete

Stimmung ist gedrückt

Karelly sieht das Ergebnis mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Lachend, weil ich in meiner Gemeinde viele Vorzugsstimmen erhalten habe und die ÖVP vor der FPÖ liegt. Weinend, weil das Ergebnis im Bezirk sehr durchwachsen ist, das ist für uns sehr dramatisch.“ Sie könne sich nichts vorwerfen. „Ich habe mich die letzten fünf Jahre extrem eingesetzt und war fleißig unterwegs. Aber anscheinend wird Fleiß nicht belohnt und das ist das Traurige dran.“

ÖVP-Bezirksparteiobmann Christoph Stark findet klare Worte: „Man kann dieses Ergebnis nicht schönreden. Wir haben unser Ziel nicht erreicht, so wie wir es vorhatten.“ Für die kommende Gemeinderatswahl gelte zu überlegen: „Tut man die richtigen Dinge und spricht man die Menschen an in ihren Sorgen.“

Mehr Wahlbeteiligung als 2019

Die Wahlbeteiligung im Bezirk lag bei 72,4 Prozent - etwas weniger als bei der Nationalratswahl, da waren es 80,3 Prozent - allerdings war sie höher als bei der Landtagswahl 2019, wo 67,3 Prozent der Weizerinnen und Weizer zur Wahlurne schritten. Insgesamt waren im Bezirk Weiz 72.385 Menschen wahlberechtigt, sie konnten in 107 Wahllokalen ihre Stimme abgeben. 13.782 Wahlkarten wurden ausgestellt. Im Wahlkreis Oststeiermark (mit den Bezirken Hartberg-Fürstenfeld, Südoststeiermark und Weiz) waren exakt 213.332 Personen wahlberechtigt.

48 Mandate werden steiermarkweit vergeben, elf davon gehen in die Oststeiermark. Diese Kandidatinnen und Kandidaten hoffen auf einen Einzug in den Landtag.

Die oststeirischen Mandatare im Wahlkreis waren in den vergangenen fünf Jahren: Lukas Schnitzer, Franz Fartek, Silvia Karelly, Andreas Kinsky, Julia Paar und Hubert Lang (alle ÖVP), Wolfgang Dolesch und Cornelia Schweiner (beide SPÖ), Patrick Derler und Herbert Kober (beide FPÖ) sowie Andreas Lackner (Grüne). Fix ist: Hubert Lang, Andreas Kinsky und Cornelia Schweiner traten nicht mehr an. Der neue Landtag muss spätestens am 18. Dezember angelobt werden.

Bei der Landtagswahl 2019 lag die ÖVP voran

Bei der vergangenen Wahl 2019 kam die ÖVP im Bezirk Weiz auf 42,0 Prozent, gefolgt von der SPÖ (22,9 %), der FPÖ (17,7 %), den Grünen (10,2 %), den Neos (4,0 %) und der KPÖ (3,2 %).

Im gesamten Wahlkreis Oststeiermark lag die ÖVP mit 47,2 Prozent voran, gefolgt von der FPÖ (19,0 %), der SPÖ (18,8 %), den Grünen (8,5 %), den Neos (3,9 %) und der KPÖ (2,6 %).

Ein Dossier der Kleinen Zeitung: Die Ausgangslage der Landtagswahl 2024

Alle Gemeinde- und Bezirksergebnisse der Wahl 2019