Hat die Feistritztalbahn endgültig ausgedampft? Oder gibt es eine Zukunft für die nostalgische, rund 25 Kilometer lange Schmalspurbahn zwischen Weiz und Birkfeld? Nachdem der Birkfelder Gemeinderat ja mehrheitlich für den Ausbau der B 72 und somit gegen den Betrieb der Bahn gestimmt hatte, könnten nun auch die Gemeinden Anger und Thannhausen nachziehen.

Das Ende der denkmalgeschützten Bahn, die seit dem Unfall im Juli 2023 nicht mehr fuhr? Die Betroffenheit ist groß - auch unter unseren Leserinnen und Lesern. Wobei es Befürworter der Bahn gibt und solche, die lieber einen Ausbau der B 72 zwischen Koglhof und Birkfeld und einen Radweg statt der Bahntrasse hätten.

Die Verfechter der denkmalgeschützten Bahn rund um Patrik Ehnsperg, Daniel Maier (neuer Obmann des Clubs U44, Mehrheitseigentümer der Feistritztalbahn Betriebs GmbH.) und Co. hoffen jedenfalls unbeirrt auf einen Saisonstart „im September“. Wann genau, hängt letztlich von der Genehmigung der Behörden ab.

Der Beschluss im Birkfelder Gemeinderat war für ihn zunächst „ein emotionaler Rückschlag, vor allem wenn man sieht, wie leidenschaftlich sich die vielen Ehrenamtlichen einbringen“. Die Stimmung nun: „Jetzt erst recht.“ Sprecher Patrik Ehnsperg verweist auf den Denkmalschutz: „Man kann ja auch nicht einfach das Schloss Schönbrunn wegreißen, wenn man Platz für eine Straße braucht.“

Diese Woche gab es ein Treffen zwischen Vereins- und Clubmitgliedern, wo Ideen gesammelt wurden. Aus bereits bestehenden Plänen wollen Club und Verein, so Maier, ein Konzept für die touristische Nutzung in der Region aufstellen.

Großes Potenzial für den Tourismus sieht Edlseer-Musiker Fritz Kristoferitsch, der ganz in der Nähe des Birkfelder Bahnhofs seine „Edlseer Alm“ eingerichtet hat: „Ich würde mir wünschen, dass wir die Eisenbahn erhalten. Birkfeld und die Bahn sind eins.“ Großinvestoren und Firmen könnten sich einbringen. Der Birkfelder wirft sogar Red Bull ins Rennen.

Fritz Kristoferitsch, Edlseer-Musiker und Bahnbefürworter
Fritz Kristoferitsch, Edlseer-Musiker und Bahnbefürworter © KLZ / Julia Kammerer

Aber es gibt im Feistritztal und darüber hinaus auch Skeptiker, etwa den Unternehmer Vinzenz Harrer, dem auch der Industriepark in Rosegg direkt neben der Trasse gehört: „Ich habe immer den Erhalt der Bahn befürwortet, aber es braucht endlich eine Lösung für den Straßenausbau. Die enge B 72 bei Koglhof ist ja besonders unfallträchtig. Und der Zustand der Bahn wird immer schlechter. Es wäre ein nachhaltiges Vermächtnis, wenn man von Weiz bis Birkfeld auf der Bahntrasse Rad fahren könnte.“

Anrainer Alfred Putz aus Koglhof: „Der Kampf dauert seit Jahrzehnten. Ich bin für den Ausbau der B 72, wichtig wäre auch der Radweg von Koglhof nach Birkfeld. Dort ist es ja lebensgefährlich für Radler.“

Alles zur denkmalgeschützten Feistritztalbahn zwischen Weiz und Birkfeld

(Verbreiterte) Bundesstraße, Bahn und Radweg hätten in dem engen Abschnitt aber keinen Platz nebeneinander. Sein Vorschlag: „Ein Museum beim Bahnhof in Birkfeld. Dann ist die Bahn nicht vergessen.“ Für Christa Almer aus Anger ist der Erhalt der Schmalspurbahn ein „Fass ohne Boden“. Ein neuer Radweg wäre hingegen ein „Magnet“.

Grünen brachten Antrag für den Erhalt der Bahn ein

Die meisten der örtlichen ÖVP-Mandatare rund um Bürgermeister Oliver Felber und seinem Stellvertreter Karl Schneeflock sind für einen Ausbau der B 72 - möglicherweise auch auf Kosten der Bahntrasse. Jahrzehnte lang werde der Straßenausbau schon diskutiert. „Die B 72 ist unsere Nabelschnur in den Süden“, sagt Schneeflock.

FPÖ und Grüne wollen die Bahn unbedingt erhalten. Letztere brachten am Donnerstag indes einen Antrag im Landtag ein. Sie fordern den Erhalt der Bahn und eine abgestimmte Lösung, die Straßenausbau und Lückenschluss des Radweges R 8 verbindet. Sie deponierten außerdem den Vorschlag eines Gipfeltreffens schriftlich bei der Landesregierung.