Das Firmenareal ist unspektakulär und fast versteckt, das Bürogebäude unauffällig, statt eines Empfangsbereichs gibt es ein Telefon - die Firma „Austria Druckguss“ in Gleisdorf dürften auch viele Einheimische nicht kennen. Dabei ist die Geschichte des Unternehmens schillernd und auch die Zukunft ist spannend. Nicht zuletzt, weil die Firma zum chinesischen Milliardenkonzern „Zhongding Group“ gehört und von einer nahen Verwandten des Konzerngründers Dinghu Xia geleitet wird.

Tianli Xia übernahm knapp vor Ausbruch der Corona-Epidemie die Geschäftsführung des Werkes. Dort werden Aluminium-Gussteile produziert, in erster Linie für die Autoindustrie. Die Teile werden unter anderem in Fahrzeugen der Marken Renault, VW und Audi verbaut, zu den Abnehmern gehören auch Konzerne wie Magna und Thyssen. Seit 2019 ist also Tianli Xia für die Firma verantwortlich - und seit damals agiert sie fast durchgehend in wirtschaftlichen Ausnahmezuständen. Covid-19, der Ukraine-Krieg, Chipmangel, Energiekrise, hohe Rohstoffpreise und eine schwierige Suche nach geeigneten Arbeitskräften: Die letzten fünf Jahre waren alles andere als einfach für die gebürtige Chinesin, die 2009 zum Studium nach Deutschland kam und dort die Unternehmen „SchmitterGroup“ und „Vincenz Wiederholt Group“ leitete (sie gehören ebenso zu „Zhongding“).

„Die letzten Jahre waren Hardcore. Der Vorteil ist aber, dass man auf weitere Krisen vorbereitet ist“, schildert die 38-Jährige. Nach der Übernahme durch die Zhonding Group 2016 wurden laut Tianli Xia mehr als 50 Millionen Euro in das Werk investiert. „Es gibt neue Gebäude und neue Maschinen.“ Eine riesige, rund knapp vier Millionen teure Druckgussmaschine soll gekauft werden. Eine Logistikhalle könnte Ende des Jahres errichtet werden.

Der Standort floriert also: Rund sechs Millionen Teile werden pro Jahr produziert. Diese sind zwischen 100 Gramm und knapp vier Kilogramm schwer und werden etwa für Lenkungen, Motoren und Getriebe bei Fahrzeugen benötigt, aber auch für Pumpen oder Photovoltaikanlagen. Mit einem jungen Produktionsleiter aus Xias Heimatland werden viele Prozesse neu aufgesetzt, die Produktion soll weiter optimiert werden. Ein chinesischer Partner wird an Bord geholt. Neue Produkte sollen hergestellt werden.

Start als Fahrradproduzent

Dabei setzte man in Gleisdorf vor knapp 50 Jahren auf eine ganz andere Schiene: Anfang der 1970er-Jahre wurde an dem Standort das Werk „Silver Parts“ errichtet: Fahrräder wurden dort hergestellt. Das Geschäft lief aber nicht lange gut, die Firma schlitterte in die Insolvenz. Aber: 1976 eröffneten Renault-Präsident Bernard Vernier-Palliez und Vizekanzler Hannes Androsch dort eine neue Fertigungsstätte für Renault. 1989 verkaufte Renault das Werk an den neuen staatlichen Metallproduzenten AMAG. Dieser gab das defizitäre Werk 1993 an die Münchner Mössner Gruppe ab, in den folgenden Jahren fungierten auch Siemens und Lamborghini als Auftraggeber.

1999 übernahm der Schweizer Georg Fischer Konzern das Werk, 2009 der Finanzinvestor Bavaria Industries. Nikolaus Szlavik (heutiger ADA-Chef) wurde 2012 Geschäftsführer. 2016 schließlich stieg Zhongding ein. Damals gab es in dem Werk rund 60 Leiharbeiter und 200 Fix-Beschäftigte. Heute sind es rund 180 (davon 40 Angestellte). Der Jahresumsatz 2023: Knapp 31 Millionen Euro. Bis zu 30 Tonnen an Aluminium werden täglich verarbeitet.