Ein Jungvogel konnte gerettet werden. Für seine vier Geschwister kam jede Hilfe zu spät. Eine Katze erbeutete die Wachtelkönige in St. Ruprecht/Raab, die zu einer sehr seltenen Vogelart zählen und der Gruppe der Feld- und Wiesenvögel angehören. Es wird geschätzt, dass es in ganz Österreich nur noch 150 von diesen Brutvögeln geben dürfte, meint Claudia Sammer, Ausschussmitglied von BirdLife Steiermark. Wachtelkönige seien zudem in ganz Mitteleuropa sehr gefährdet.
Mittlerweile wird der Jungvogel aus St. Ruprecht/Raab vom Grazer Verein für kleine Wildtiere in großer Not betreut. „Er frisst brav und ist nicht krank oder verletzt“, sagt Biologin und Tierpflegerin Anna Gmeiner, die den kleinen Vogel betreut. Ob er durchkommt, könne man nicht zu hundert Prozent sagen, so Gmeiner. Bevor er in ein natürliches Habitat ausgewildert werden kann, muss ein Ornithologe abklären, ob er dafür bereit ist.
Mehr Vögel wegen Unwetter
Rund 150 Vögel betreut der Verein derzeit. „Entweder sind es verletzte Tiere, die gefunden wurden. Oft sind es Katzenopfer oder Vögel, die Kollisionen mit Scheiben oder Autounfälle hatten“, weiß Gmeiner. Auch Jungtiere, die zu früh aus dem Nest gefallen sind, betreut sie. „Durch den starken Regen und die Stürme haben wir viel mehr Vögel reinbekommen.“ Der Wachtelkönig sei jedoch etwas Besonderes. Zwar seien alle Singvögel geschützt, aber nur wenige der Schützlinge vom Aussterben bedroht, so Gmeiner.
Wenige Opfer identifiziert
Ein weiteres Problem für die Vögel sei die Lebensraumverschlechterung, ergänzt Sammer. „Früher waren die Feld- und Wiesenvögel weit verbreitet“, jetzt fehle ihnen Feldraine, kleine Brachen und Gehölze durch die großen Monokulturen wie etwa riesige Maisäcker, so die Expertin. Neben dem Wachtelkönig betreffe dies auch das Rebhuhn, Grauammer, Braunkelchen, Goldammer, Girlitz, Kiebitz, die Feldlerche oder den Neuntöter.
Vergangenes Jahr wurden laut der Meldeplattform ornitho.at zwei Wachtelkönige von Katzen getötet, auch zwei Wendehälse und eine Bekassine fielen den kleinen Raubtieren zum Opfer. „Das klingt nicht nach viel, aber die meisten Opfer werden gar nicht entdeckt, nur die wenigsten werden gemeldet und eindeutig identifiziert“, sagt Sammer.
Hausarrest für Katzen
Um zumindest eine Gefahrenquelle für die vom Aussterben bedrohten Vögel zu verringern, appelliert BirdLife an Katzenhalter, den Freigang der Tiere in der Dämmerungszeit einzuschränken. In der Brutzeit, die von März bis Juni dauert, sollten Stubentiger am frühen Morgen und am Abend, wenn möglich, im Haus bleiben, sagt Sammer. „Man sollte die Katze eher in der Mittagszeit rauslassen.“
Das Thema Ausgang hatte zuletzt in Deutschland hohe Wellen geschlagen. In der Stadt Walldorf in Baden-Württemberg wurde im Vorjahr offiziell ein fünf Monate dauerndes Freilaufverbot für Katzen zum Schutz der Haubenlerche verordnet.
Bei uns bittet BirdLife Österreich im Ratgeber für Hauskatzen des Weiteren, diese knapp vor bzw. in den Dämmerungszeiten zu füttern, damit Jagdtrieb und Hunger reduziert sind. Proteinreiches Futter in ausreichender Menge sollte die Attacken verringern sowie „Warneinrichtungen“ wie farblich auffällige Halsbänder. Von Glöckchen wird abgeraten, da sich diese auf das Gehör der Katzen auswirken könnten. Die Kastrationspflicht sollte zudem eingehalten werden.
Sollte ein Vogel gefangen werden, bittet die Organisation um eine Meldung auf www.ornitho.at unter dem „Totfundmodul“.