Mehrfach gab es Hundeattacken in Österreich, erst kürzlich wurde eine Siebenjährige gebissen. Nun sorgt ein Fall in Gleisdorf für Aufregung: In einer Siedlung sollen eine 46-Jährige und deren Hündin Mitte Mai von einem jungen, deutschen Schäferhund und einer Schäfermischlingshündin angefallen worden sein, als sie morgens ihre Wohnung verließ. Die Tiere gehören einem Pensionisten und dessen Lebensgefährtin, die im selben Haus wohnen.
„Die Hündin ist auf meine Hündin und der Rüde auf mich losgegangen“, schildert die 46-Jährige. „Ich bin zu Boden gestoßen worden und habe den Rüden abgewehrt.“ Daraufhin hätten laut Aussage der Gleisdorferin beide Tiere auf ihre Hündin eingebissen, die zu dem Zeitpunkt angeleint war.
Rippenbruch und Hämatome
Die Hündin erlitt Bissmale am Rücken und musste in der Tierklinik behandelt werden. Die Gleisdorferin brach sich eine Rippe und zog sich mehrere Hämatome zu. „Psychisch geht es mir schlecht, ich kann das Haus nicht allein verlassen.“ Die Hündin würde sich immer wieder einnässen, wenn sie andere Hunde sieht.
Der Nachbar behauptet im Gespräch mit der Kleinen Zeitung, die Gleisdorferin sei beim Trennen der Hunde gestürzt. Sein Hund habe sie nicht angefallen und die Brustverletzung sei nicht durch den Rüden erfolgt. Als er „den Wirbel“ gehört habe, sei er sofort nach draußen gelaufen und habe die Hunde zurückgeholt. Wie es überhaupt zu dem Vorfall kommen konnte? Er habe vergessen, die Tür des Zauns zuzusperren.
Anzeige wegen Körperverletzung
Die Frau erstattete Anzeige wegen Körperverletzung, laut der Gleisdorfer Polizeiinspektion werden die Ermittlungen demnächst abgeschlossen und an die Staatsanwaltschaft Graz weitergeleitet. Dort wird entschieden, ob es zur Anklage kommt. Zivilrechtlich geht die Gleisdorferin ebenfalls gegen ihren Nachbarn vor.
Auch die Gemeinde ist involviert und prüft die Angelegenheit, in Zusammenarbeit mit dem Amtstierarzt, so Bürgermeister Christoph Stark. Dass dem Pensionisten der Schäferhund abgenommen wird, sei möglich, wenn das Tierwohl gefährdet ist, betont Stark.
Kontrolle durch Amtstierarzt
Bereits in der Vergangenheit soll der Schäfer andere Hunde verletzt haben. Diese Vorwürfe bestreitet der Besitzer. Vergangenen Sommer kam es nach einer Anzeige zu einer unangekündigten Kontrolle durch die Amtstierärztin. Das bestätigt die Bezirkshauptmannschaft. Nachgewiesen werden konnte dem Gleisdorfer dabei nichts.
„Ich sage nicht, dass er seinen Hund nicht liebt oder ihn schlägt, aber er lastet ihn nicht genügend aus“, sagt die Gleisdorferin, die kritisiert, dass immer erst ein Mensch verletzt werden müsse, ehe etwas geschehe. „Es kann nicht sein, dass Hunde auffälliges Verhalten zeigen, indem sie Artgenossen attackieren.“ Auch, dass Hunde vor dem Gesetz als „Sachen“ angesehen werden, stört sie. „Wenn ein Hund einen anderen Hund beißt, ist das nur Sachbeschädigung und ein Versicherungsfall.“
Damit hat sie recht, bestätigt der Weizer Bezirkshauptmann Heinz Schwarzbeck. „Es kommt aber darauf an, ob der Hund ordnungsgemäß verwahrt wurde.“ Sei dies nicht der Fall, drohen dem Halter Verwaltungsstrafen.
Umzug nach Wien
Künftig will der Pensionist seinem Hund beim Verlassen des Hauses einen Maulkorb anlegen. Ausgelastet sei sein Hund, er besuche auch regelmäßig eine Hundeschule im Bezirk Weiz. Dies bestätigt die Obfrau der Schule, die jedoch anmerkt: „Es ist ein langer Weg, bis ein junger Hund und ein alter Mensch zueinander finden. Wir geben Tipps, jeder Mensch muss diese dann aber im Alltag mit seinem Hund umsetzen.“ Gewisse Übungen könne der Pensionist aufgrund seiner gesundheitlichen Beeinträchtigung nicht mitmachen. „Der Hund ist nicht aggressiv, aber er gehört gelenkt“, sagt sie.
Im August will der Hundebesitzer nach Wien ziehen. Mit seiner Nachbarin habe der Umzug nichts zu tun.