Noch immer gibt es keine Einigung bezüglich des Kollektivvertrags für die Metallindustrie. Nach der vierten Verhandlung wurde zum Streik aufgerufen. Diesem Ruf folgte auch die Rosendahl Nextrom in Pischelsdorf. 139 Angestellte und 85 Arbeiter legten am Mittwoch ihre Arbeit von 10 bis 12 Uhr nieder. Der Warnstreik wurde im Innenhof der Firma auf dem Freigelände abgehalten. „Es haben alle mitgemacht, die anwesend waren. Nur zwei von der ganzen Belegschaft haben gesagt, sie würden nicht streiken“, sagt Manfred Pribek, Betriebsratsvorsitzender für die Angestellten.
Prompt reagierte die Geschäftsführung via Rundmail und drohte, die Mitarbeiter von der Gebietskrankenkasse abzumelden, sollte es in Zukunft zu mehrtägigen Streiks kommen. „Unsere Kunden sitzen zu 98 Prozent im Ausland, bei längeren Streiks drohen Pönalzahlungen, Auftragsverlust und ein Imageschaden für uns als Lieferant“, so die Geschäftsführung, die betont, es bestehe ein gutes Verhältnis zu den Mitarbeitern und Betriebsräten. Man sei zuversichtlich, dass bald eine Einigung der KV-Partner erzielt werde.
Rosendahl Nextrom ist Teil der Knill-Gruppe, die von Arbeitgeber-Chefverhandler Christian Knill und seinem Bruder, IV-Präsident Georg Knill, geleitet wird. Zur Debatte um das Schreiben an die Belegschaft stellt er klar: „Es geht hier nicht darum, dass es bei stundenweisen Warnstreiks zu Abmeldungen kommt, das ist auch nirgends passiert.“ Richtig sei aber, „dass es die Möglichkeit gibt, das haben wir rechtlich prüfen lassen, im Falle von mehrtägigen Streiks zu so einer Maßnahme zu greifen“.
Rechtlich nicht möglich
Dem widerspricht der steirische Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft PRO-GE, Hubert Holzapfel. „Das ist eine Märchengeschichte, eine Drohung und rechtlich nicht möglich.“ Da ein aufrechtes Dienstverhältnis besteht und ein Streik kein Kündigungs- oder Entlassungsgrund ist. „Wenn so was passieren würde, würden wir sofort rechtliche Schritte einleiten.“ 2012 kam es laut Holzapfel bei einem anderen Unternehmen zu einer ähnlichen Situation, die binnen zwei Stunden geklärt werden konnte.
Betriebsrat Pribek ist sich des wirtschaftlichen Schadens durchaus bewusst: „Sinn eines Streiks ist aber, dass wir Druck aufbauen. Wir unterstützen die Förderungen der Gewerkschaft auf 11,6 Prozent Lohnerhöhung und akzeptieren die angebotenen 2,5 Prozent nicht.“ Ebenso angestrebt werde die einfachere Erreichbarkeit für die sechste Urlaubswoche, aber wichtiger sei die Lohnerhöhung. „Es ist das erste Mal, dass bei uns gestreikt wurde, aber die Teuerungen spürt aktuell jeder, es waren wirklich massive Preiserhöhungen in allen Bereichen, egal ob es der Dieselpreis oder die Energiekosten sind.“
Bei Mosdorfer in Weiz wurde am Dienstag für zwei Stunden gestreikt, Holzapfel besuchte den Betrieb an diesem Tag. Die Geschäftsführung habe sich intern bis dato nicht zu den Streiks geäußert, so Karl Falk, Vorsitzender des Betriebsrates. Binder + Co in Gleisdorf zeigt sich solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen. „Wir haben hier ein gutes Einvernehmen mit der Geschäftsführung, die gemeinsam mit uns Druck machen will“, sagt Erwin Kohl, stellvertretender Betriebsrat. „Die Beschlüsse müssen nachhaltig sein, mit Einmalzahlungen wird das nichts“, meint er. Voll Spannung wird die fünfte Verhandlungsrunde am Donnerstag erwartet.