Das Schlimmste ist überstanden: Nach dem unwetterbedingten Ausnahmezustand zwischen Freitag und Sonntag hat sich die Lage in der Süd- und Südweststeiermark Montagfrüh deutlich entspannt. Die Pegel von Sulm und Mur sowie zahlreicher Bäche sind in der Nacht signifikant gesunken, das Hochwasser hat sich so gut wie überall wieder zurückgezogen.
Hinterlassen hat es vielerorts eine Spur der Verwüstung. Etliche Keller und Garagen sind nach wie vor überflutet, Straßen und Wege verschlammt und mit Bäumen verklaust. Dementsprechend beginnt jetzt das große Aufräumen.
Großeinsatz in Heimschuh
Besonders viel Arbeit wartet auf die Einsatzkräfte im schwer getroffenen Heimschuh im Sulmtal. Zur Unterstützung der örtlichen Feuerwehrleute, die am Wochenende Übermenschliches leistete, rückten ab 7 Uhr in der Früh rund 50 Kameradinnen und Kameraden aus den Abschnitten 3 (Schwarzautal) und 7 (Sulmtal) an.
Mit im Gepäck haben sie laut Herbert Putz, Pressesprecher des Bereichsfeuerwehrverbandes Leibnitz, zehn Tauchpumpen und zwölf Nasssauger, mit deren Hilfe sie nach und nach betroffene Objekte vom Wasser befreien. Darunter auch der Sportplatz und die angrenzende Tennishalle, die nach wie vor unter Wasser stehen. Unterstützt werden die Feuerwehrleute von Soldaten des Jägerbataillons 17 in Straß, die mit schwerem Gerät ausrückten, um angeschwemmten Müll und Unrat zu entfernen.
Weiter warten heißt indes im Raum Leibniz und Wagna. Weil hier das Grundwasser noch zu stark nach oben drückt, macht es keinen Sinn, es abzupumpen. "Das kommt auf der anderen Seite wieder rein", weiß Putz.
Landeshauptmann vor Ort
Kurzfristig umgeplant hat seinen Tag Landeshauptmann Christopher Drexler. Er besucht am Montag die Katastrophengemeinden Ehrenhausen, Gamlitz, Leutschach und Kitzeck, um sich selbst ein Bild vom Ausmaß der Schäden zu machen. Dabei spricht er Betroffenen immer wieder Mut zu und versichert rasche Hilfe. Außerdem bedankt er sich bei den Einsatzkräften für ihr großes Engagement.
Hangrutschgefahr
Die größte Gefahr geht aktuell von Hangrutschungen aus. Bis Montagfrüh wurden laut Putz im Bezirk Leibnitz 30 Hangrutsche gemeldet. Am schlimmsten betroffen ist St. Johann im Saggautal, wo mitten im Ort ein Hang abrutschte und ein Wirtschaftsgebäude mitriss. Das daneben befindliche Haus ist laut Geologen ebenfalls massiv gefährdet, steht derzeit aber noch. Die weitere Vorgangsweise wird um 13 Uhr bei einer Krisensitzung besprochen.
Weitere Hangrutschungen gibt es unter anderem in Fresing, St. Ulrich und Felgitsch. "Da sind aber nur kleinere Objekte wie Carports und Garagen betroffen, Menschen sind aktuell nicht gefährdet", berichtet Putz.
Größter Einsatz der Geschichte
Beeindruckend sind die Einsatzzahlen der vergangenen Tage. "In dieser Größenordnung hat das von uns noch niemand erlebt", weiß Putz. Im Feuerwehrbereich Leibnitz gingen von Freitagfrüh bis Sonntagabend rund 670 Alarmierungen ein, die von der mit sieben Mann besetzen Florianstation disponiert wurden. In Summe standen rund 1500 Feuerwehrleute von allen 56 Wehren des Bereichs im Einsatz. Unterstützung erhielten sie von rund 400 Kameradinnen und Kameraden aus den Bereichen Graz-Umgebung, Knittelfeld, Hartberg, Fürstenfeld und Bruck an der Mur.
Bezirk Deutschlandsberg
Nicht minder gefordert waren und sind nach wie vor die Feuerwehrleute im Bezirk Deutschlandsberg. Laut Informationen von Bereichssprecher Hans Jürgen Ferlitsch rückten am Wochenende zu Spitzenzeiten rund 50 Feuerwehren gleichzeitig aus. Über das gesamte Wochenende waren rund 1000 Feuerwehrleute bei ebenso vielen Einsätzen im Dienst.
Auch am Montag stehen rund 100 Kräfte von 9 Feuerwehren im Einsatz. Neben dem Auspumpen von Kellern und der Reinigung von Staßen sind helfen sie beim Absichern von gefährdeten Hängen. "Wir handeln auf Anleitung von Geologen. Es sind mehrere Objekte gefährdet, deshlab mussten auch Betretungsverbote ausgesprochen werden", berichtet Ferlitsch.