Wie baut man Wein an? Wie macht man Schädlingen den Garaus? Wie schneidet man Weinreben richtig? Mit diesen Fragen rund um die Önologie, die Lehre vom Weinbau, beschäftigen sich derzeit über 60 Weinbauschülerinnnen und -schüler aus elf europäischen Ländern.

In der Fachschule für Obst- und Weinbau Silberberg in Leibnitz stellen sie ihr Können im Rahmen der European Wine Championship unter Beweis. Doch was genau erwartet sie dort? Dazu gleich mehr.

Die Aufgaben, die Bewertungsbögen für die Lehrpersonen sowie den zeitlichen Ablauf hat das Team der Fachschule Silberberg gemeinsam auf die Beine gestellt. "Wir wollten die Veranstaltung schon 2020 vor Corona ausrichten, daher hatten wir genug Vorlaufzeit", erzählt Christoph Trummer, der Pflanzenschutz und Obstbau unterrichtet.

Im Detail

Die European Wine Championship gilt als größter fachlicher Vergleichswettbewerb der europäischen Weinbauschulen. Nicht überraschend verkosten die Teilnehmer dabei Wein, ermitteln den Schwefelgehalt in Weinen, veredeln Weinreben – und vieles mehr.

Dazu kommen schriftliche Tests und praktische Übungen, wie das Anschließen von Landmaschinen an Traktoren oder das Bestimmen von Weinaufbereitungsmitteln wie Bentonit oder Kupfersulfat.

Doch alles auf Anfang: Beim Weinverkosten steht der Geruchs- und Geschmackssinn der Schüler auf dem Prüfstand. "Sie müssen die Weißweine den jeweiligen Teilnehmerländern zuordnen", erklärt Holler. Insgesamt 150 Flaschen Wein fallen dieser Aufgabe zum Opfer.

Im Labor

Ein Stockwerk höher werden edle Tropfen nicht in Weingläser, sondern in Pipetten und Glaskolben gefüllt. Fast, wie in einem Chemielabor. "Durch die Iodometrie, also mithilfe von Iod und Stärke, kann man den Schwefelgehalt eines Weines in wenigen Minuten ermitteln", sagt Holler schmunzelnd.

Die Teilnehmer haben exakt zehn Minuten. Samuele Tavonatti aus Italien ist diese Analyse besonders schwergefallen. Er ist 21 Jahre und besucht eine Landwirtschaftsschule in San Michele. Was ihn an Wein besonders fasziniert? "Wein herzustellen ist für mich so, wie wenn ein Künstler ein Kunstwerk erschafft", sagt er begeistert.

Samuele Tavonatti aus Italien stellt in der Südsteiermark sein Können unter Beweis
Samuele Tavonatti aus Italien stellt in der Südsteiermark sein Können unter Beweis © Julia Haslebner

Diese Vielseitigkeit schätzt auch Marie Becker aus Deutschland: "Weinbau wird nie langweilig, man ist viel draußen und im Weinkeller, aber auch in Kontakt mit Kunden", sagt die 21-Jährige.

In der Werkstatt

In der Werkstatt der Fachschule geht es ans Eingemachte: Hier stehen Kanister mit Chemikalien auf den Werkbänken. Zu Übungszwecken sind diese nur mit Zucker und Wasser mit Lebensmittelfarbe gefüllt. Hier müssen die Schüler Pflanzenschutzmittel gegen Mehltau zusammenmischen.

Ein paar Meter weiter geht es zwei Weinreben an den Kragen. "Die Schüler sind gefragt, die Reben richtig nach dem Goyot-System zu schneiden", erklärt der Direktor. Auf diese Weise stellt man sicher, dass die Weinreben möglichst lange leben und viel Ertrag liefern.

Im Abgang

Aber nicht nur das Schneiden, sondern auch das Veredeln der Weinreben will gelernt sein. Daher erwartet die Teilnehmer eine Station, bei der sie einen robusten, gegen Rebläuse resistenten Rebstock mit einem Edeltrieb, zum Beispiel einem Welschrieslingtrieb, veredeln müssen.

Direktor Reinhold Holler genießt das Gemeinschaftsgefühl rund um den Wettbewerb
Direktor Reinhold Holler genießt das Gemeinschaftsgefühl rund um den Wettbewerb © Julia Haslebner

Bei der European Wine Championship steht aber nicht nur der Wettkampf im Zentrum. "Wir besuchen Betriebe in der Region und sitzen auch abends bei ein, zwei Gläsern gemütlich zusammen. Es ist schön, wenn die Schüler sich untereinander so austauschen", erzählt Holler. Und Freundschaften fürs Leben knüpfen.