Rund 50 junge Erwachsene, teils Schülerinnen und Schüler, teils Lehrlinge, waren beim Treffen im Lassnitzhaus in Deutschlandsberg dabei. Sie formulierten ihre Forderungen, die am 31. März als Anträge in den Landtag eingebracht werden – von ausgewählten Jugendlichen, versteht sich.

"Es wird zwar viel geredet, aber es passiert zu wenig. Sicher ist Österreich ein kleines Land, aber einer muss den Anfang machen", sagt Elias Hösele beispielsweise zum Thema Klimawandel. Der 16-Jährige macht eine Lehre zum IT-Techniker und will Ende März mit in den Landtag.

Seiner Meinung nach sollte aber auch am Schulsystem einiges geändert werden. "Ich bin für praktisch veranlagtes Lernen, statt Bulimie-Lernen", sagt der Lehrling. Damit spielt er darauf an, dass Jugendliche sich viel theoretisches Wissen aneignen müssen, das sie in ihrem späteren Alltag nicht mehr brauchen.

Dieser Forderung schließt sich Elina Schrei an. Die Gleichaltrige besucht das Borg Deutschlandsberg und wünscht sich mehr Lebensnähe im Unterricht: "Wir brauchen Bildung fürs Leben und sollten zum Beispiel lernen, wie man Versicherungen abschließt oder worauf man bei Verträgen achten soll."

In Kleingruppen wurden die unterschiedlichsten Themen bearbeitet
In Kleingruppen wurden die unterschiedlichsten Themen bearbeitet © Landentwicklung Steiermark

Auch die öffentliche Anbindung an die Schule liegt ihr schwer im Magen. "Es kann nicht sein, dass man, wenn man nach der vierten Stunde aus hat, bis nach der sechsten Stunde auf einen Bus warten muss", so Elina.

All das bemängelt auch ihre Schulkollegin Katharina Grubelnig. "Ich finde, Schule sollte Spaß machen", so die 17-Jährige. Stattdessen verspürt auch sie Druck und Unzufriedenheit: "Wir sind so jung und müssen uns über solche Themen Gedanken machen", bedauert sie. Zeit, sich über Berufswünsche oder spätere Lebensgestaltung Gedanken zu machen, bleibt da keine. "Es kann in der Zukunft ja alles passieren", so Elias.

Mentale Grenzen

Ein besonderer Schwerpunkt beim Treffen der Jugendlichen war auch das Thema mentale Gesundheit. Vor allem bei Elina und Elias weckt dieses große Betroffenheit. "Wenn viel zu lernen war, war ich selbst einmal pro Woche daheim, weil der Druck so hoch war. Es geht vielen so", sagt die 16-Jährige.

Bei Elias ging es sogar so weit, dass er sich professionelle Hilfe holen wollte: "Mir ging es nicht gut und ich wollte eine Therapie in Anspruch nehmen, bekam aber keinen Platz." Ein weiteres Thema, das den Jungen bitter aufstößt: die Arbeitsbedingungen und die Unterbezahlung in Pflege- und Therapieeinrichtungen.

Die eigene Blase durchbrechen

Auch den Projektleitern Marlene Büchler von der Landentwicklung Steiermark und Jakob Kramer von "beteiligung.st" fällt auf, dass mentale Gesundheit für Jungen immer mehr zum Thema wird. "Wir vermuten, dass die Pandemie ihren Teil dazu beigetragen hat", sind sich beide einig. Besonders wertvoll ist für sie der Austausch mit und unter den Jugendlichen. "Sie kommen aus ihrer Blase heraus und können mit verschiedensten Menschen darüber sprechen, was sie bewegt", so Kramer.

Die Projektleiter Marlene Büchler (Landentwicklung Steiermark) und Jakob Kramer (beteiligung.st)
Die Projektleiter Marlene Büchler (Landentwicklung Steiermark) und Jakob Kramer (beteiligung.st) © Julia Haslebner

Daher gibt es am 15. März auch einen Online-Thementisch mit EU-Jugendbotschafter Ali Mahlodji, bei dem alle Jugendlichen – auch jene, die nicht beim Treffen dabei waren – willkommen sind. Danach geht es für vier bis sechs Jugendliche von jedem Bezirkstreffen am 31. März in den Steirischen Landtag. Elina, Elias und Katharina haben sich freiwillig gemeldet und hoffen, dass die Wahl auf sie fällt. Vom Treffen im Lassnitzhaus nehmen sie auf jeden Fall einiges mit. "Wir haben eine Stimme bekommen und fühlen uns gehört", so Katharina. Elina und Elias nicken zustimmend.