Laut, forsch und extravagant: So würde sich der Südsteirer Christoph Skoff nicht beschreiben. Dafür aber sein zweites Ich: Dragqueen Gloria Hole. Seit er 16 ist, schlüpft der ausgebildete Friseur regelmäßig in Kleider und Pumps, trägt auffälliges Make-up und setzt eine Perücke auf. Als Frau fühlt er sich deshalb aber noch lange nicht.
Auslöser Tuntenball
Ein bunter Vogel sei er schon immer gewesen, erzählt Christoph Skoff. In seiner Heimatgemeinde St. Nikolai im Sausal fiel er auf und eckte gerne an. Frauenkleider trug er jedoch nie. Mit 15 fing er in Graz eine Lehre als Friseur an. Bald wurde er auf den Grazer Tuntenball aufmerksam. Da zog es ihn hin. Seine Mutter war einverstanden, wollte aber, dass ihn jemand begleitet. Skoff fragte seinen Lehrherrn. Der zeigt sich bereit, stellte jedoch eine Bedingung: "Er wollte nur mitgehen, wenn er mich als Frau herrichten darf", erinnert sich Skoff.
Für den damals angehenden Friseur kein Problem: "In dem Alter machte es mir einfach Spaß, zu provozieren und anzuecken." Die Figur Gloria Hole war geboren. Skoff ging als Frau verkleidet zu seinem ersten Tuntenball und legte damit den ersten Auftritt von vielen hin.
Heute steht der Südsteirer mit seiner Figur Gloria Hole in der Öffentlichkeit und gilt als eine der bekanntesten Dragqueens Österreichs. Zu verdanken habe das der 37-Jährige unter anderem Conchita Wurst. Nach ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest 2014 sei das Thema Diversität immer präsenter geworden. Skoff, der als Gloria Hole seit 2012 einen Instagramkanal betreibt, bekam immer mehr Followerinnen und Follower. Irgendwann wurden die Medien auf ihn aufmerksam und luden ihn zu Veranstaltungen ein. Modelaufträge, Kooperationen und Fernsehauftritte folgten.
Auftritt bei "Das perfekte Dinner"
Ab morgen ist er in der VOX Kochsendung "Das Perfekte Dinner" zu sehen. Der Hobbykoch wird die Vorbereitungen für das Abendessen als Christoph treffen. Seine Gäste wird er aber als Gloria empfangen. Eine bewusste Entscheidung, wie er sagt. "Wenn ich als Gloria auftrete, habe ich mehr Raum, um gehört und gesehen zu werden. Ich kann Dinge ansprechen, die sich Christoph nicht trauen würde. Sie ist wie ein schützender Heldenanzug."
Diesen lege er aber auch regelmäßig ab. Weder in seinem Beruf als Friseur noch privat tritt er als Gloria auf. Ruhig und zurückgezogen sei er als Mann und finde Entspannung daheim in der Südsteiermark. Mindestens einmal in der Woche besucht er seine Familie in St. Nikolai im Sausal. Wie die Bewohner der Gemeinde sein Doppelleben finden? "Leute am Land haben etwas mehr Berührungsängste. Negative Erfahrungen habe ich bisher aber nirgendwo gemacht. Man erkennt mich eben als bunten Vogel an", lacht er.
Zu Hause in seinem alten Kinderzimmer lagert Skoff seine Perücken, Schuhe und Kleider. Ums Provozieren allein geht es ihm bei seinen Auftritten als Dragqueen schon lange nicht mehr. Viel mehr möchte er mit seinem schrillen Auftreten gegen Vorurteile eintreten und für mehr Akzeptanz. "Bunt ist das neue normal. Wenn ich nur einen Menschen in meinen 20 Jahren als Dragqueen inspirieren konnte, habe ich schon gewonnen", resümiert der Friseur.
Andrea Jerkovic