Rund 15,5 Terawattstunden Erdgas wurden im Vorjahr in der Steiermark bezogen. Davon könnten bis zu 20 Prozent durch "grünes Gas" ersetzt werden. Auf den Bedarf der Industrie bezogen, könnte dieser Anteil sogar bis zu 45 Prozent betragen. Zu diesem Schluss gelangt eine Studie der Montanuniversität Leoben im Auftrag des Landes und der Energie Steiermark, die am Montag im südsteirischen Gabersdorf präsentiert wurde. Dort entsteht derzeit um etwa 10,5 Millionen Euro ein "erneuerbares Gasfeld" der Energie Steiermark. Ab 2023 sollen hier Wasserstoff und Methangas umweltschonend erzeugt und direkt an Industrie-Abnehmer geliefert beziehungsweise ins Gasnetz eingespeist werden.
Abfälle und Holz als Rohstoffe
"Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern ist ein Gebot der Stunde. Um das zu schaffen, müssen wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, grünes Gas ist eine davon", betonte Umweltlandesrätin Ursula Lackner. Der Begriff "grünes Gas" umfasst laut Studienautor Thomas Kienberger im Wesentlichen zwei Bereiche: Zum einen ist das Biomethan, das aus organischen Abfällen, landwirtschaftlichen Reststoffen wie Getreide- oder Maisstroh sowie weiteren Reststoffen wie Wirtschaftsdünger aus der Nutztierhaltung oder Klärschlamm hergestellt werden kann. Zum anderen handelt es sich um Gas, das aus holzartiger Biomasse hergestellt wird. Der Fachbegriff dafür lautet Bio-SNG, was für Synthetic Natural Gas steht.
Das technisch mögliche und wirtschaftlich umsetzbare Potenzial all dieser Möglichkeiten wurde von Kienberger und seinem Team der Montanuni Leoben gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft erhoben und berechnet. Unterm Strich kam dabei eine Bandbreite von 1783 bis 3743 Gigawattstunden pro Jahr heraus. Davon entfallen 621 bis 1311 Gigawattstunden auf Biomethan und 1162 bis 2161 Gigawattstunden auf Bio-SNG. "Insbesondere in der Industrie werden zukünftig hohe Bedarfe an erneuerbaren Gasen zu decken sein", ist Kienberger überzeugt.
Grünes Gas als Wirtschaftsfaktor
Ein Potenzial, auf das auch die Energie Steiermark setzt: "Wir haben 200 Millionen Euro in unsere Gasnetzinfrastruktur investiert. Diese wollen wir künftig verstärkt für die Lieferung von grünem Gas nutzen", betonte Vorstandsdirektor Martin Graf. Die Studie habe aufgezeigt, dass das Potenzial dafür vorhanden sei und es sich auch wirtschaftlich rechne. Um in eine rasche Umsetzung zu kommen, kann sich Lackner auch finanzielle Anreize über diverse Fördertöpfe vorstellen.