Ein geheimnisvoller Flair umgibt die Hammer-Villa am Fuße des Buchkogels in Stangersdorf, Gemeinde Lang. Wie aus einem Rosamunde-Pilcher-Film herausgeschnitten und in die Südsteiermark eingefügt. Und mit einem beachtlichen Gefälle versehen. Ein Flügel des prächtigen Eingangstores steht schon offen, bereit, Besucher in Empfang zu nehmen. Der Kies knirscht unter den Schuhen, ein lauer Herbstwind weht durchs Haar. Im Hintergrund das Rauschen der auf der A 9 vorbeirasenden Autos.
Das Baron-Rothschild-Tor stammt aus dem Jahr 1750, erzählt Hausherr Johann Hammer gleich zu Beginn. Besonders interessant sind die Wächter aus Sandstein und ihre Granit-Sockel, die Hammer selbst restauriert hat. "Die sollten verhindern, dass die Kutschen beim Ein- und Ausfahren nicht die Wächter selbst beschädigen", erklärt er.
Erbaut hat Hammer seine Villa im Jahr 1976, den Garten hat er von 1992 bis 1994 angelegt. Gärtner hat er keinen. "Ich schneide nur bei abnehmendem Mond und mit Wasserwaage. Das ist bei diesem Gefälle schon eine Herausforderung", betont Hammer. Hin und wieder hilft ihm ein Freund oder in Ausnahmefällen Monika Fürnschuß, eine Mitarbeiterin von Hammers Schuhhaus in Leibnitz.
Ein Meer aus Hunderten blauen Blüten
Ins Innere der Gartenanlage geht es nicht durch den offenen Flügel des Rothschild-Tores, sondern durch ein Tor gegenüber eines Spaliers aus Essigbäumen. "Dieses Jahr hatten wir um die 700 blauen Blüten am Spalier – wunderschön zum Anschauen", schwärmt Hammer. Insgesamt gibt es drei Tore: das Rothschild-Tor, das Sonnentor und das Große Tor, das man von der Autobahn aus sieht. Durch das Sonnentor führt er die Besucher in seinen Garten. Ein Garten, in dem es eine personifizierte Donau gibt. Aber dazu später mehr.
Laternen, Lustwälder und Geheimgänge
Angekommen in einem Labyrinth aus ineinander verwachsenen Hainbuchen enthüllt jeder Blick ein neues Detail: eine romantische Ecke mit einer Laterne und einer Granitbank, auf der kaum zwei Menschen Platz haben – ein Lustwald –, oder kleine Durchgänge in der dreieinhalb Meter hohen Hecke. "In solchen Dienstboten-Schlupflöchern haben sich die Dienstboten damals versteckt, wenn die Hofgesellschaft sie durch ihre Spaziergänge bei den Gartenarbeiten gestört hat", sagt Hammer. Bei jedem Schritt durch den Garten raschelt der braune Rindenmulch.
Bei Nachtführungen zündet der Grundbesitzer die Kerzen in den Laternen an. "Zum Anzünden aller Kerzen brauche ich zirka 45 Minuten", so der Hausherr. 280 Lichtquellen, darunter Kerzen, Fackeln und Solarlichter tauchen die Anlage dann in ein mystisches Licht.
Von den vier Jahreszeiten bewacht
Von den 100 Kugelakazien im französischen Teil des Gartens ist dieses Jahr eine dem Sturm zum Opfer gefallen. Sonne, Frühling, Herbst und Winter in Form von Statuen säumen den Garten, in der Mitte ein lang gezogener Brunnen. Das Wasser rinnt von einer barocken Jünglingsfigur über die Figur des Rhein hinab zur personifizierten Donau. Erbaut gegen 1850, wurde der Brunnen von Hammer als Herz der Anlage in den Garten integriert. Nur ganz leise hört man das Wasser plätschern.
Dank schlafloser Nächte zur prachtvollen Anlage
"Die Ideen für den Garten kommen mir, wenn ich nicht schlafen kann", sagt der Hausherr lachend. Neue Großprojekte habe er keine geplant. Hammer, der derzeit nur am Wochenende in der Villa wohnt, möchte diese später als Altersresidenz nutzen. Das bringt Fürnschuß zum Schmunzeln. Sie entgegnet: "Von der Pension will er aber noch nichts hören."
Der Rundgang durch die Anlage führt an einem der beiden Hausbrunnen vorbei hinauf zur Terrasse der berühmten Hammer-Villa, wo ein romantischer Pavillon aus weißem Stahl sowie eine Pferdekutsche aus Heckenmyrte (Lonicera nitida) thront. Hammer zeigt den Besuchern stolz die handgemachten Kutscher-Leinen aus echtem, blau-goldenem Brokat.
Begeisterung und Staunen
Langsam spiegelt sich die untergehende Sonne in den Fenstern der Villa. Hammer entschuldigt sich und verschwindet in der Villa. Eine doppelflügelige Terrassentür öffnet sich und offenbart einen barocken Raum. Drei Gemälde hängen an der Wand, schwere Brokat-Vorhänge in Weinrot und Gold umrahmen die Fenster. Ein modriger Geruch steigt in die Nase.
"Hat es euch gefallen?", fragt Hammer abschließend. Ein kollektives Nicken. Am Heimweg in der Dämmerung thront die eindrucksvolle Villa mit ihrem prächtigen Garten im Rückspiegel. Was bleibt, ist eine einzigartige Erinnerung und ein Staunen. Und die Gewissheit, dass die Hammer-Villa bei der nächsten Fahrt auf der A 9 als vertrauter Blickfang auf einen wartet.