Die erste Etappe der Matura ist zwar geschlagen. An der HLW Deutschlandsberg ist die Aufregung dennoch nicht verflogen. Dafür verantwortlich ist eine Schummel-Affäre, von der die Kleine Zeitung Kenntnis erlangte. In den letzten Tagen gab es in der pikanten Causa intensive Beratungen zwischen Schulleitung und Bildungsdirektion. Mittlerweile steht fest, dass die Angelegenheit sogar ein Fall für den Staatsanwalt wird.
Auslöser ist ein Vorfall während der schriftlichen Reifeprüfung im Fach "Angewandte Betriebswirtschaft und Rechnungswesen", die am 9. Mai abgehalten wurde. Dabei stellte eine aufmerksame Aufsichtsperson bei einer 18-jährigen Maturantin unerlaubte technische Hilfsmittel sicher. Konkret handelte es sich um zwei Handys, eine Kamera und einen Kopfhörer. Ob und mit wem sie darüber während der Prüfung verbunden war, ist noch nicht bekannt. Laut Bildungsdirektion besteht aber der dringende Verdacht, dass die 18-Jährige auf diese Art und Weise Leistungen vorgetäuscht hat.
Wiederholungsprüfung im Herbst, Anzeige bei Staatsanwaltschaft
Schulrechtlich ist der Fall klar: Die Arbeit der 18-Jährigen wird nicht beurteilt. Es steht ihr aber frei, zum Wiederholungstermin im Herbst anzutreten. Weitaus schwerwiegender sind die strafrechtlichen Konsequenzen, die der Schülerin blühen. Beim Reifezeugnis handelt es sich nämlich um eine öffentliche Urkunde, die auch als Nachweis, etwa zur Studienberechtigung dient. Wer sich diese – laienhaft ausgedrückt – erschummelt, kann laut Strafgesetzbuch mit einer empfindlichen Geldstrafe oder sogar einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr belangt werden. Ob es tatsächlich zur Anzeige kommt, entscheidet die Staatsanwaltschaft Graz, die von der Bildungsdirektion zwingend informiert werden muss.
Dort hat man vom konkreten Fall zwar noch keine Kenntnis. Eines ist für Mediensprecher Hansjörg Bacher aber klar: "Im Zusammenhang mit einer Matura kommt das nicht häufig vor. Wir werden den Tatbestand aber sicher prüfen." Im Grunde handle es sich um dasselbe Delikt wie beim Führerschein-Skandal Ende letzten Jahres in Graz. Dabei wurden mit Minikameras Dutzende positive Führerscheinprüfungen erschwindelt. "Das wurde angeklagt und zum Teil auch schon verhandelt", so Bacher.