"Mit Mama, mit. Mir tut das Herz weh, wenn ich gehe", erzählt Elfriede Sonnenberg unter Tränen. Ihr bereits 32-jähriger Sohn Johannes leidet unter einer schweren Form von Autismus mit selbstgefährdendem Verhalten. Allein könne die über 60-Jährige den Sohn nicht pflegen.
Seit eineinhalb Jahren ist Johannes im LKH Graz II Standort Süd (ehemals LSF) stationär.

"Es ist furchtbar, er wird oft fixiert, weil ihn niemand beruhigen kann, wenn er mit einer Situation nicht klarkommt", sagt die Mutter. Dem Personal macht sie ausdrücklich keine Vorwürfe. Man sei auf der Station nett und tue, was man könne. Das Problem: Johannes sei fehl am Platz. Er bräuchte eine andere Betreuungseinrichtung, für die sich die Mutter konsequent einsetzt.

Fehl am Platz

Von einer Fehllozierung spricht auch Michael Lehofer, der ärztliche Direktor des LKH Graz II, Standort Süd. Es gibt Patienten mit mentaler Behinderung, die vom Krankenhaus nicht mehr weiter transferiert werden, obwohl sie eine spezifische Förderungsstruktur brauchen. Der Grund: In entsprechenden Einrichtungen ist kein Platz frei. So sei das auch bei einem Patienten, der seit 40 Jahren fehlloziert im LKH Graz II, Standort Süd lebt. Wartend. Welche Betreuungsplätze für welchen Patienten passen, wird mittels Gutachten festgestellt, erklärt Jürgen Tatzgern vom Land Steiermark. "Wir haben noch für jeden eine passende Lösung gefunden", betont er.

Zu einzelnen Fällen könne er nichts sagen. Nur: Es gebe Patienten, die in eine Schnittstelle zwischen Behindertenhilfe und Gesundheit fallen. Diese Menschen brauchen sowohl eine gute Betreuung und Behandlung als auch eine spezifische Gesundheitsleistung.

Bitte warten

Die Wartezeit auf einen geeigneten Betreuungsplatz sei unterschiedlich lang. 40 Jahre? "Wir arbeiten an einer Lösung", betont Tatzgern. Dass es Wartelisten für Betreuungsplätze mit besonders intensiver Betreuung gebe, davon wisse er nichts. Eine dieser Einrichtungen wird gerade von Mosaik in Wildon gebaut. Hier gibt es aber Wartelisten, ebenso bei den Lebenswelten der Barmherzigen Brüder. Man dürfe aber Interessenten nicht mit der Zielgruppe vermischen, so Tatzgern.

Der Einsatz von Frau Sonnenberg scheint sich aber gelohnt zu haben: Die Sozialabteilung des Landes bestätigt, dass es für Johannes bereits mit Juni einen Platz bei den Barmherzigen Brüdern geben soll. Laut Lehofer soll nun auch der zweite Patient nach 40 Jahren die Einrichtung verlassen können und einen Platz bei den Barmherzigen Brüdern bekommen.