Zum Trinken ist er nicht. Zwischen Mehl, Vanillezucker, Germ und Eiern ragt eine Flasche Weißburgunder mitten auf der Kücheninsel hervor. In der restaurierten Küche des rund 200 Jahre alten Herrenhauses bei der Traussner Mühle in Ehrenhausen an der Weinstraße herrscht reges Treiben.

Sechs Frauen, ein Mann und ein gemeinsames Ziel: Das perfekte Osterbrot und Ostergebäck. Schürze umgebunden, Hände gewaschen, los geht es. Den Start macht das Osterbrot. "Brot ist für mich einfach Lebensmittel. Es ist das wertvollste, was ich auf den Tisch stellen kann. Es ist ein Erlebnis, wenn das ganze Haus nach Brot duftet. Brot ist Leben", sagt Kursleiterin und Seminarbäuerin Barbara Zenz. Hinter ihr ruhen prüfende Blicke auf den Knetmaschinen. Der Teig ist fertig. Nun ist Handarbeit gefragt. Noch schnell eine Tasse Kaffee. Das Aroma der Kaffeebohnen breitet sich mit jeder Tasse mehr im Raum aus.

Wer eine starke Armmuskulatur hat, ist jetzt klar im Vorteil. Während der Teig per Hand durchgeknetet wird, werden hie und da die Ärmel nach oben gekrempelt. Der Teig klebt anfangs an der Tischplatte oder an den Händen. Anfängerfehler: zu wenig Mehl, weiß die Bäuerin. "Den Teig immer nach innen kneten. Am Schluss muss es ein schöner glatter Laib sein", erklärt Zenz und packt bei der einen oder anderen Teilnehmerin mit an.

Zum Knetknecht erkoren

Einige nutzen die Gelegenheit, einen Mann in der Gruppe zu haben: Er wird kurzerhand zum "Knetknecht" erkoren. "Grundsätzlich ist es so, wenn wer einen Germteig zubereiten kann, der kann auch ein Osterbrot machen. Aber viele kommen auch, weil es ein Erlebnis ist, Spaß macht und man sich Tipps holen kann", schildert die Seminarbäuerin, während sie vorsichtig einen Laib um den anderen auf ein Backblech gibt.

Die Idee von Backkursen in der Backstube des alten Herrenhauses hatte Mühlenbesitzer Dieter Tatzl schon lange. Er nutzte die Pandemie und brachte die Küche auf Vordermann. Die blauen Kacheln an den Wänden sind teilweise über hundert Jahre alt. Gemeinsam mit dem Gewölbe geben sie dem Raum eine eigene Atmosphäre. Neben der mehrere Meter langen Kücheninsel in der Mitte, drei verschiedenen Öfen beziehungsweise Herden stehen in einer Ecke auch ein Bartisch samt Sessel und Bank. Platz haben die Kursteilnehmer folglich genug. Den brauchen sie auch.

Kaum rastet der eine Teig, kommen schon die nächsten Osterspezialitäten: Die Pinze und der Osterkranz, das springende Vollkornhaserl und der Osterhase. Letzteres stellt beim Formen die Teilnehmer auf eine Geduldsprobe. Fingerspitzengefühl von Vorteil. Ausrollen, eindrehen oder doch zuerst eine Schlaufe machen? "Wir haben zu Hause in Stainz einen kleinen Buschenschank. Ich backe gern und viel und hier bei den Kursen hole ich mir Ideen und Tipps", sagt eine der Teilnehmerinnen während sie etwas unschlüssig versucht, den ausgerollten Teigstrang in der richtigen Richtung einzudrehen. Trotz Teamwork braucht es dann doch Barbara Zenz, damit der Osterhase auch einen Körper bekommt. Rund 16 Jahre Backkurse zeigen sich bei der Bäuerin klar und deutlich. Eindrehen, Schlaufe machen, durchziehen, fertig ist der Hasenkörper.

Der Wein gibt den letzten Schliff

Während die Teilnehmer sich von einem Gebäck zum anderen kneten, gehen die ersten Osterleckereien bereits in den Ofen. Der Duft von frischem Brot und Pinzen legt sich über die gesamte Backstube und vertreibt sanft das Aroma von frisch gemahlenem Kaffee. "Es ist jedes Mal eine Freude, wenn man sieht, wie schön das Brot und das Gebäck geworden sind", sagt Zenz und holt nach einer Weile die Laibe nacheinander aus dem Ofen. Nun kommt der edle Tropfen ins Spiel. Nicht etwa zum Trinken während der Verkostung. Nein. Mit dem Wein wird das Brot bestrichen. Der letzte Schliff. Liebevoll werden die noch warmen Osterbrote, Pinzen und Hasen auf die Kücheninsel aufgelegt. "Jetzt prüfen wir einmal, ob alles auch so geworden ist, wie wir es wollten", sagt Zenz lächelnd und schneidet das erste Brot an. Warm, weich, flaumig, duftend, mit brauner Kruste. Mahlzeit.