Festhalten, reindrücken, hochziehen: Es ist immer wieder dasselbe Spiel. Die Finger umklammern fest den Holzstiel. Der Fuß drückt die Spatenspitze in die Erde und mit ihr ein Stück des grünen Zauns. Einen Schritt zur Seite. Und erneut: Festhalten, reindrücken, hochziehen. Drei Freiwillige arbeiten synchron die ausgewählte Strecke entlang. Ähnlich einer Szene von Gefangenen in einem Lucky Luke-Film. Diese Freiwilligen müssen jedoch keine Strafe abarbeiten. Ganz im Gegenteil, sie sind tierische Lebensretter.

Bei den Rabenhofteichen in St. Veit in der Südsteiermark steht nämlich die Paarungszeit und damit die Amphibienwanderung vor der Tür. Steiermarkweit gehört der Bereich um den Teichkomplex zu den bedeutendsten Amphibienwanderstrecken, mit acht gefährdeten Arten, wie dem Balkan-Moorfrosch.

"Froschtaxi" und Steckerl für die Mäuse

Um die Tiere vor dem Tod auf der Straße zu bewahren, wird hier und entlang eines Waldstücks bei der Landesstraße – in Summe einen Kilometer – laut Organisator Werner Kammel ein sogenannter Amphibienzaun aufgestellt. Per Hand. In gewissen Abständen werden zudem Kübel in den Boden ebenerdig eingesetzt. "Wir geben dann noch Laub und ein Steckerl hinein, dass zum Beispiel Mäuse wieder hinausklettern können. Die Frösche holen wir mit der Hand heraus und tragen sie sicher auf die andere Straßenseite", erklärt Kammel, während er Laub in den Eimer gibt. Insgesamt zwölf Frauen und Männer arbeiten an diesem Tag in dem Gebiet. Einige kommen von Graz oder Gratkorn, andere sind von der Gemeinde und der Straßenverwaltung zur Verfügung gestellte Mitarbeiter.

Trockenheit löst Liebesflaute aus

Der Boden ist durch die lange Trockenheit hart. Festhalten, reindrücken, hochziehen. Die Erde springt auf und bröckelt auseinander. "Durch die trockenen Winter und Märzmonate in den letzten drei Jahren ist die Population massiv zusammengebrochen von 10.000 auf 2000", erklärt Kammel während er auf die Sonne blickt, die sich im Teich spiegelt. Die Population bei Tieren, die nicht so weit zum Teich hätten, sei nicht so stark eingebrochen. Im Gegensatz zu den anderen, wie Balkan-Moorfrosch, Knoblauchkröte, Springfrosch oder Kammmolche. Hier gebe es Einbrüche bis zu 90 Prozent. "Es braucht einen regenreichen Frühling, damit sich die Tiere erholen können", sagt er. Über ihm der wolkenlose Himmel. Ist der Zaun einmal aufgestellt, wird für sechs Wochen lang Froschtaxi gespielt. Bis dahin heißt es aber erst einmal: Festhalten, reindrücken, hochziehen.