Das Wahrzeichen der Südsteiermark klappert wieder: Heute um exakt 14:53 Uhr nahm der 17 Meter hohe Klapotetz auf dem Demmerkogel wieder seinen Betrieb auf. Fast wie bestellt hatten Windböen eingesetzt. Zuvor war er in stundenlanger Präzisionsarbeit wieder aufgestellt worden. Sehr zur Freude von Manfred Perl, dem "Vater" des riesigen Klapotetzes, Bürgermeister Rudolf Stiendl und zahlreichen Schaulustigen.

Ende Oktober 2017 hatte es weniger gut ausgesehen: Da war das Wahrzeichen, einst in tagelanger Arbeit von Manfred Perl errichtet, von heftigen Windböen umgerissen worden. Übrig blieb damals nur ein gewaltiger hölzerner Trümmerhaufen.

„Am 25. Juli 1993 hatte `Big` Otto Wanz den ersten großen Klapotetz am Demmerkogel offiziell in Betrieb genommen. Er ist Mitte September des Vorjahres verstorben. Und dann ist gleich danach am 29. Oktober unser Klapotetz zusammengebrochen“, erinnerte sich Bürgermeister Rudolf Stiendl an eine schicksalhafte Parallele.

Tourismusattraktion

Außer Zweifel stand aber nie: Der Klapotetz sollte wieder aufgestellt werden. Ziel war es, das bis zum heurigen Jakobifest zu schaffen. Federführend dabei waren Rudolf Stiendl und der Verein Sausaler Wein- und Kulturkeller. „Die Kosten von rund 20.000 Euro bringen vor allem der Verein, Sponsoren und die Besucher des Jakobifestes auf“, betont der Ortschef. Ihm und Manfred Perl war es ein besonderes Anliegen, die Tourismusattraktion wieder erstehen zu lassen.


Nun hat in mühevoller Handarbeit von etwa 250 Arbeitsstunden Manfred Perl aus Brünngraben tatsächlich einen neuen Mega-Klapotetz gebaut. Dieser wurde heute in der Nähe des Schlosses Harrachegg mit einem Spezialkran wieder aufgestellt. Die Gleisdorfer Firma Jerich Spezialtransporte stellte den Kran kostenlos zur Verfügung.

Bereits um sieben Uhr morgens war ein großer LKW mittels Spezialkran mit den Klapotetzteilen auf Perls Anwesen beladen worden und auf den Aufstellungsort transportiert worden. Nach den zeitaufwendigen Vorbereitungen begann dann um 9.30 Uhr das Aufstellen zunächst mit dem Einhängen des Schlagwerks. Dieses wurde auf den Zapfen am bereits einbetonierten Stamm gehoben. Länger als geplant dauerte dann die Montage der sechs Flügel.

Alte Tradition

Nach alter Tradition stellen am Namenstag des Heiligen Jakobus, dem 25. Juli, südsteirische Weinbauern den Klapotetz auf. Mit dem Aufstellen des steirischen Windrades ist das Jakobifest verbunden, das an den Tag des Heiligen Jakobus, dem Schutzpatron des Wetters, erinnern soll. Von Jakobi bis zu Martini haben die hölzernen Windräder die Aufgabe, mit ihrem Geklapper Vögel von den heranreifenden Trauben fern zu halten.

So wurde der Klapotetz zum Wahrzeichen des steirischen Weinlandes, dass auch früh das Interesse des jungen Manfred Perl geweckt hat. Seinen ersten noch eher kleinen Klapotetz bastelte der Südsteirer als 13-Jähriger mit einem Flügeldurchmesser von 2 Meter. Mit der Zeit wurden die hölzernen Windräder und der Ehrgeiz Perls größer und größer. Der neue Klapotetz hat einen Flügeldurchmesser von 14,1 Meter und ist damit größer als jener von 1993.

Manfred Perl und Bürgermeister Rudolf Stiendl (St. Andrä-Höch)
Manfred Perl und Bürgermeister Rudolf Stiendl (St. Andrä-Höch) © Kindermann


Aufgrund der enormen Dimensionen des Werkes war in erster Linie die freie Natur auf seinem Anwesen vulgo Martl in Brünngraben für Perl die Werkstatt bei der Fertigung des neuen Klapotetz. Allein und ohne Helfer ging der Südsteirer lediglich mit Hebewinde und Seilaufzug ans Werk. Als wichtigstes Werkzeug diente eine Motorsäge samt Spezialkette für Hartholz. „Eine Skizze habe ich nicht gebraucht, denn den Bauplan habe ich stets im Kopf gehabt. Es hat mir eine große Freude, bereitet, wieder eine derartige gewaltige Tourismusattraktion zu schaffen."

Rekord-Klapotetz


Auch der neue Klapotetz muss wieder der größte der Welt sein. Deshalb ist er im Flügeldurchmesser von früher 13 Meter nunmehr mit 14,1 Meter noch ein wenig größer ausgefallen als der Vorgänger des Jahres 1993. Die technischen Daten des neuen Windrad-Riesen können sich sehen lassen. Der 17 Meter hohe und sieben Tonnen schwere Klapotetz und größte funktionstüchtige Klapotetz der Welt.

Beim heutigen Aufstellen
Beim heutigen Aufstellen © Kindermann

Der Eichenstamm ist 9,3 Meter lang. Das Windrad hat eine Flügelspannweite von 14,1 Meter. Dazu kommt noch das aus Akazienholz mittels Motorsäge geschnitzte Schlagwerk mit acht, jeweils gleich 40 Kilogramm schweren Klöppeln, das Klangbrett aus Vogelkirsche sowie die aus nahezu kernfreiem Lärchenholz gefertigten sechs großen Flügel. Das Besenbrett ist aus Kastanienholz und am Ende hängt der Birkenbuschen.


„Besonderes Augenmerk habe ich diesmal auf den Zapfen gelegt und ihn kräftig mit Rinderfett eingeschmiert. Beim früheren Klapotetz war der Zapfen durch eindringendes Wasser morsch geworden und durch den Sturm abgebrochen“, so Perl. Seit etwa fünf Jahren ist der 52-Jährige als selbstständiger Kunsttischler tätig und macht mit viel Handarbeit praktisch alles, was sonst ein Tischler nicht mehr macht.

Das schwere Werk ist vollbracht
Das schwere Werk ist vollbracht © Kindermann

Die besondere Kreativität war Manfred Perl nach eigenen Angaben bereits als Talent in die Wiege gelegt worden, obwohl keiner seiner Vorfahren in diesem Metier tätig war. „Mein 1886 geborener Großvater war einst Bürgermeister der bis 1968 selbstständigen, 112 Seelen Gemeinde Brünngraben gewesen“, weiß Perl zu erzählen.

Einweihung


Das gewaltige Windrad wird offiziell beim Jakobifest am Sonntag, dem 22. Juli, ab 10 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt und von Pfarrer Johannes Fötsch gesegnet. Beim Fest werden Mitglieder sämtlicher Ortsvereine tatkräftig mithelfen, verspricht Ortschef Rudolf Stiendl ein die Gemeinschaft unterstreichendes Jakobifest. „Wetterpauli“ Paul Prattes war vor Ort beim Klapotetzaufstellen zu entlocken, dass die Wetteraussichten für den Jakobisonntag durchaus ganz gut stehen.

Ein Original

Übrigens: Manfred Perl, selbst ernannter "Freikünstler", gilt nicht nur als immens fleißig, hilfsbereit und kreativ. Er ist auch ein etwas kauziges Original. Filmemacher David Reumüller widmete ihm einen eigenen Film. Zur Premiere vor drei Jahren kamen 600 Leute.