Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) hat in einem Hintergrundgespräch mit ORF und APA eine Verzögerung beim Bau des Koralmbahntunnels angekündigt. Diese sei geologischen Ursachen geschuldet. "Man ist auf anderes Gestein gestoßen. Es dauert länger", sagte Hofer bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Der Tunnel soll demnach nun im Dezember 2025 fertig und die Strecke zwischen Graz und Klagenfurt im Lauf des Jahres 2026 eröffnet werden - bis zu zwei Jahre später als geplant.

Bisheriges Ziel war eine Fertigstellung der beiden Röhren des Koralmbahntunnels zwischen der Steiermark und Kärnten im Jahr 2023 und eine Inbetriebnahme der Strecke im Dezember 2024. Laut Hofer wartet man nun auch mit dem Bau von Zulaufstrecken, etwa jener zwischen Klagenfurt über Bleiburg nach Wolfsberg, etwas zu.

Geologische Probleme

Bei den ÖBB räumt man die geologischen Probleme ein, man habe auch immer damit kalkuliert. Laut derzeitigen Prognosen gibt es aber nur eine Gesamtverzögerung von einem Jahr. Mit der Fahrplanumstellung im Dezember 2025 soll die Bahnstrecke zwischen Graz und Klagenfurt befahrbar sein.

Die gesamte neue Südstrecke von Wien über Graz nach Klagenfurt soll wie bisher geplant mit Ende 2026 befahrbar sein, wenn auch der Semmeringbahntunnel eröffnet worden ist. Mit den Einsparungen in seinem Ressort soll diese Verzögerung nichts zu tun haben, beteuerte Hofer. Der Minister selbst hatte noch vor wenigen Tagen versichert, dass die rund 200 Millionen Euro nicht bei den schon begonnenen Bauprojekten eingespart werden sollen. Das sei wirtschaftlich nicht sinnvoll.

Steckengeblieben

Die Tunnelbohrmaschine "Mauli 1" war in der Südröhre bereits drei Mal - einmal im Jahr 2016 und dann im Mai und im Oktober 2017 - in Störzonen steckengeblieben. Auch die Maschine in der Nordröhre hatte sich im Oktober 2017 verkeilt. Die Freilegung der Maschinen war jeweils sehr aufwändig und bedeutete mehrwöchige Verzögerungen.

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Schaden für Wirtschaft

Erste empörte Reaktionen auf die bekannt gewordene Verzögerung gibt es aus der Steiermark und aus Kärnten. „Ein schwerer Schlag für die Steiermark. Wir erwarten uns jedenfalls Detailinformationen, wieso sich die  Inbetriebnahme der Koralmbahn wieder um mehrere Jahre verzögert“, sagte der für die Regionen zuständige Landeshauptmann-Vize Michael Schickhofer (SPÖ). Er zeigte sich auch irritiert darüber, dass vor der Budgetrede des Finanzministers noch keine Rede von einer etwaigen Verzögerung bei dem Projekt die Rede war. Schickhofer appelliert an den Minister, das gesamte wissenschaftliche Know-How im Bereich Tunnelbau zu bündeln um diese Verzögerung noch abwenden zu können.

Überrascht gibt sich auch Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ): "Dass es geologisch bedingte Schwierigkeiten gibt, war ja bekannt. Sowas sollte doch wohl schon in Planungen und nach den Probebohrungen berücksichtigt werden." Kaiser erwarte sich, dass alles getan werde, "um Tunnel und Bahn raschestmöglich fertigzustellen und Finanzierungszusagen einzuhalten."

Die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) gibt sich mit Hofers Erklärung nicht zufrieden: "Ich ersuche Verkehrsminister Norbert Hofer, die Gründe für die angekündigte Verzögerung beim Bau des Koralmtunnels im Detail darzulegen. Die Steiermark wird weiterhin, sollte es technisch möglich sein, auf die Einhaltung des Zeitplans pochen", so die Landesrätin.

Grundsätzlich Verständnis für technische Probleme zeigt der steirische Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ). Er fordert den Verkehrsminister aber auf, dafür zu sorgen, "dass die steirischen Bauprojekte im  Zusammenhang mit der Koralmbahn - etwa der neue Bahnhof  Weststeiermark oder die Anbindung des Flughafens Graz - wie geplant realisiert werden.“ 

Manfred Kainz, Obmann der Wirtschaftskammer-Regionalstelle Deutschlandsberg, ist derselben Meinung: "Wir fordern die Beibehaltung des bisherigen Fahrplans, sonst droht der Wirtschaft hier ein enormer Schaden", so Kainz in einer Aussendung. Die Verschiebung um zwei Jahre stelle viele Business- und Investitionspläne auf den Kopf. Die angeführten geologischen Ursachen für die Bauverzögerungen sind für ihn nicht nachvollziebar.  "Unseres Wissens nach steht der Tunnel-Durchbruch kurz bevor. Von anderem Gestein, dass eine zweijährige Verzögerung verursachen könnte, hören wir heute ehrlich gesagt zum ersten Mal", so Kainz.

Der Baufortschritt

Übrigens: In Summe sind die beiden Tunnelröhren durch die Koralm knapp 66 Kilometer lang, insgesamt fehlen noch acht Kilometer.

In der Südröhre müssen noch rund 1,6 Kilometer an Gestein durchbrochen werden. Der Durchschlag sollte laut derzeitigen Prognosen noch heuer stattfinden. Die Tunnelvortriebsmaschine "Mauli 1" arbeitet sich aus Richtung Steiermark nach vorn. Von der Kärntner Seite her ist der Vortrieb bereits abgeschlossen, derzeit wird dort am genannten Vollausbruch gearbeitet.

In der Nordröhre fehlen noch rund 6,5 Kilometer: Das Baulos von der steirischen Seite her (mit der Vortriebsmaschine "Mauli 2") ist laut ÖBB abgeschlossen. Der Vortrieb aus Kärnten erfolgt durch die Maschine "Kora". Diese wird derzeit auf eine Festgesteinsmaschine umgerüstet.