Ratten, Mäuse, Nutrias: Diese Tiere fühlen sich am Stausee beim Kraftwerk Gralla derzeit pudelwohl. Der Grund: Sie finden jede Menge Futter. Viel zu viel, um genau zu sein, weshalb sich die Nager nun fröhlich vermehrt haben. „Viel stärker als üblich“, betont Raphael Narrath, Ortstellenleiter der Leibnitzer Berg- und Naturwacht. Er und sein Team sind für die Überwachung des 38 Hektar großen, seit 1978 deklarierten Naturschutzgebietes am Stausee oberhalb des Kraftwerks Gralla zuständig. „Wie viele Tiere es sind, wissen wir aber nicht.“

Doch woher kommt das viele Futter? Die Beobachtungsstation am Stausee ist ein attraktiver Anziehungspunkt für Vogelbeobachter. Kein Wunder, lassen sich dort neben Höckerschwänen und Stockenten auch allerlei seltenere Wasservögel wie Kormorane, Haubentaucher, Gänsesäger und Eisvögel aus nächster Nähe beobachten. „Viele Besucher meinen es aber zu gut mit den Vögeln und füttern sie mit Brot, Semmeln und Essensresten,“ sagt Narrath. Viele wissen aber nicht, dass diese Art von Futter den Wasservögeln ganz und gar nicht bekommt. „Salz, Zucker und Gewürze, die im Gebäck enthalten sind – das ist nichts für Wildtiere, das vertragen sie gar nicht“, sagt Andrea Bund, Natura 2000-Beauftragte. „Auch können die Vögel gar nicht alles fressen, was ins Wasser geworfen wird.“ So leide auch die Wasserqualität. Essensreste, die auf den Grund sinken, überdüngen den Stausee, wodurch dieser sogar kippen kann.

Ratten vermehren sich beim Stausee Gralla derzeit stark
Ratten vermehren sich beim Stausee Gralla derzeit stark © KK

„Die Leute glauben, sie tun den Vögeln etwas Gutes, doch der Schuss geht nach hinten los“, betont Bund. Kürzlich hat die Gemeinde die beiden Mülltonnen ausgetauscht, wo ebenfalls viele Essenreste landeten. Seit sie verschließbar sind, gelangen die Nager nicht mehr so leicht an die verlockende Nahrung. Wirklich lösen lässt sich das Problem aber nur, wenn die Besucher gar nicht mehr füttern würden. „Im Sommer finden die Tiere genug Nahrung“, sagt Berg. „Dass die Leute hierherkommen und die Vögel beobachten, ist schön. Es wäre aber schade, wenn die Artenvielfalt durch das Füttern gestört würde“, sagt Narrath.