Dass es in Deutschlandsberg seit Monaten nicht gelingt, eine Kinderarztstelle mit Vertrag bei der Gebietskrankenkasse zu besetzen, sorgt für Ärger und Verwunderung – in der Bevölkerung, bei Stadtverantwortlichen und auch in der Ärzteschaft. So hieß es etwa in der GKK, es seit für Ärzte nicht attraktiv, in strukturschwache Regionen zu gehen. „Wir sind keine strukturschwache Region“, erwidert Bürgermeister Josef Wallner.


Für Georg Breisach, 30 Jahre lang Kinderarzt in Deutschlandsberg, liegt das Problem in der Zusammenarbeit mit der GKK. „Unser Vertrag mit der Krankenkasse ist eine Katastrophe. Es fand nie eine Valorisierung statt, ich habe 1990 gleich viel verdient wie 2015.“ Die Verträge seien völlig veraltet, bei der Krankenkasse würde man sich nur rühmen, schwarze Zahlen zu schreiben. Etliche Eltern müssten mit ihren Kindern bereits nach Graz fahren, um dort behandelt zu werden. Und das, obwohl die Geburtenrate im Bezirk in den letzten 30 Jahren massiv gesunken sei. Breisach: „Es geht nicht um ein Almosen, sondern um einen Neubeginn.“
Auch Clemens Stanek, Allgemeinmediziner in St. Martin und stellvertretender Obmann im Verein für Wahlärzte und Spitalsärzte, ärgert sich über „schlechte Tarife für Kinderärzte“ im Speziellen und das „anachronistische Gesundheitswesen“ mit zahlreichen Krankenkassen im Allgemeinen.


So gebe es bei der Erbringung von Leistungen für die Patienten „grobe Ungerechtigkeiten“, so hätten die Ärzte viel Verwaltungsaufwand. „Und gerade die Kinderärzte haben bei der GKK einen schlechten Tarif.“ So erhalte der Mediziner beim ersten Patientenkontakt einen Rückersatz von 19,40 Euro, beim zweiten im selben Quartal 6,73 Euro, beim dritten 4,65 Euro. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass es ein mangelndes Interesse an der GKK-Stelle gebe.


GKK-Direktor Robert Gradwohl weist die Kritik zurück: Dass die Tarife nicht angehoben worden seien, stimme nicht. Für die Verteilung der Gelder sei die Ärztekammer zuständig. Wieso findet man in Deutschlandsberg keinen Kinderarzt mit GKK-Vertrag? „Vielleicht ist der Zug in die Praxen geringer, vielleicht sind die Rahmenbedingungen im ländlichen Raum nicht so attraktiv. Und vielleicht wollen viele das Risiko der Freiberuflichkeit nicht eingehen.“