Wer in den vergangenen Wochen einen erholsamen Spaziergang durch die Murecker Murauen machen wollte, stand vor Absperrungen mit der Aufschrift „Betreten verboten“. Den Grund konnte man auch hören. In der Au wurde Holz geschlägert.
Auslöser für die vom Eigentümer, der Stadtgemeinde Mureck, in Auftrag gegebenen Schlägerungsarbeiten ist das seit knapp 10 Jahren in Nord- und Mitteleuropa zu beobachtende Absterben des Eschen-Bestandes. Die Baumart wird von einer aus Asien eingeschleppten Pilzart befallen, die sich zwischen Wurzel und Stamm breitmacht. Durch Fäulnis können die Eschen plötzlich umfallen und stellen somit auch eine Gefahr für Waldbesucher dar. So ist zurzeit der Donau-Auwald in Korneuburg wegen des Eschensterbens gesperrt.
Sperren oder Sägen
„In einigen Wochen sind hunderte Bärlauchsucher in der Murecker Au unterwegs, daher standen wir vor der Entscheidung die Au zu sperren oder eine Schlägerung in Auftrag zu geben“, begründet Bürgermeister Anton Vukan die Aktion, die in den letzten Wochen für viel Gesprächstoff und Diskussionen in der Bevölkerung gesorgt hatte.
Vukan nahm Kontakt mit der Forstbehörde auf und nach einer Besichtigung wurde der Maschinenring mit den Schläger-ungsarbeiten beauftragt. „Forstrechtlich ist alles in Ordnung, mehr kann ich dazu nicht sagen“, so der zuständige Bezirksförster Otwin Bein.
"Katastrophenstimmung in der Murecker Au"
„In den letzten vierzehn Tagen herrschte Katastrophenstimmung in der Murecker Au. Es hatte den Anschein, als wäre sie vom schützens- und erhaltenswerten Naturjuwel zum Wirtschaftswald degradiert worden“, kritisierte Gemeinderätin Marlies Breuss die Schlägerungsarbeiten. Bei einer Anfrage in der vergangenen Gemeinderatssitzung bekrittelte sie, dass weder der Gemeinderat, noch der zuständige Natura-2000-Gebietsbetreuer von dieser Aktion in Kenntnis gesetzt wurden.
Einer, der die Murecker Auen besser als seine Westentasche kennt, ist Michael Breuss. „Aus Sicht des Naturschutzes ist gegen die Entfernung von nicht standortgerechten Arten wie Fichte und Robinie sowie gegen die Schlägerung von kranken und abgestorbenen Ulmen und Eschen kaum etwas einzuwenden. Wohl aber muss man sich laut fragen, warum auch ein so hoher Anteil an Eichen und Erlen unter den gefällten Bäumen ist und vor allem, warum nicht selektiver gearbeitet, warum nicht sensibler und schonender mit unserem Naturjuwel umgegangen wurde“, gibt Breuss zu bedenken.
13 große Holzlager
Bei einem Rundgang durch die Au zählte er 13 große Holzlagerstätten. Außerdem wird befürchtet, dass sich durch entstandene Lichtungen das Neophytenproblem verstärkt.
„Ich habe die Behörde kontaktiert und war der Meinung, dass auch der zuständige Gebietsbetreuer davon in Kenntnis gesetzt wird“, nimmt Vukan zur Kritik Stellung. Den Einsatz großer Forstmaschinen rechtfertigt er mit der Gefährlichkeit der Arbeiten. Besprechungen gab es auch bereits bezüglich Wiederaufforstung.
"Sanieren damit nicht die Gemeindefinanzen"
Kahle Flächen sollen mit rund 300 Pflanzen, vor allem Eichen und Ulmen, wiederaufgeforstet werden. Die Schlägerungsarbeiten sind mittlerweile beendet und mit dem Abtransport des Holzes wurde begonnen. Ein Teil geht an heimische Sägereien, ein Teil wird im kommenden Winter für „Nahwärme“ sorgen und ein dritter Teil bleibt als Totholz in der Au. „Zwei Dinge kann ich klarstellen: Es entsteht hier kein Murkraftwerk und aufgrund des Holzpreises werden wir damit auch nicht die Gemeindefinanzen sanieren“, betont Vukan.
Walter Schmidbauer