Halb geschlossen hängen die Jalousien vor den trüben Fenstern des früheren Soldatenheimes. Sie haben sich seit Jahren nicht mehr bewegt und wirken doch so, als wären sie gerade erst heruntergelassen worden. Sträucher und Gräser überwuchern die Wege und Straßen zwischen den Gebäuden, der Appellplatz der Hermann-Kaserne ist verwaist.
Der „Lost Place“ Hermann-Kaserne
Über 16 Jahre ist es her, seit dort zum letzten Mal salutiert wurde. Im September 2007 wurde die Bundesheer-Kaserne geschlossen. Mit dem Einholen der Bundesdienstflagge ging für Leibnitz eine 46-jährige Tradition als Garnisonsstadt zu Ende.
Betreten verboten, steht auf etlichen Schildern entlang des hohen Metallzauns. Das Gestrüpp dahinter blockiert vielerorts den Blick auf die alten Gebäude. Wildtiere durchstreifen die weitläufigen Wiesen und bevölkern die verlassenen Bauten. Die Kaserne wird seit ihrer Schließung von der Natur zurückerobert.
Diese war im Rahmen der Bundesheerreform beschlossen worden. Auch deshalb, weil ein weiterer Ausbau der Kaserne aufgrund ihrer Lage auf einem Keltenfriedhof nicht möglich war. Die Leibnitzer Pioniere verloren so ihre Heimatkaserne. Angehörige der Truppe wurden auf Straß und auf Standorte in Graz verteilt. Insgesamt etwa 20.000 Soldaten versahen hier seit der Eröffnung 1962 ihren Dienst.
Im Inneren der alten Quartiere erinnern noch heute Wandbilder an die einstigen Bewohner. Die Räume sind weitgehend leer, Betten und andere Möbel wurden schon vor langer Zeit entfernt. Einige Fenster sind eingeschlagen, andere verbarrikadiert. Jahre der Vernachlässigung haben ihre Spuren hinterlassen. Einzelne Gebäudeteile sind gar einsturzgefährdet und von eindringendem Wasser schwer beschädigt.
Lediglich die großen Garagen sind in besserem Zustand und werden von der Stadtgemeinde Leibnitz als Lagerräume verwendet. 2009 kaufte die Stadt das rund acht Hektar große Areal für 1,3 Millionen Euro. Vorschläge für eine Nachnutzung gab es schon damals, so wurde etwa überlegt, ein Hallenbad zu errichten. Auch ein Gewerbepark oder ein neues Wohngebiet auf dem großteils als Bauland ausgewiesenen Gelände waren im Gespräch.
Während sich der 17. Jahrestag der Schließung nähert, ist die Zukunft des Areals weiter unklar. Vorstellbar sei etwa ein Forschungs- oder Ausbildungsstandort, erklärt Bürgermeister Michael Schumacher (SPÖ). „Wir warten auf ein Investment, das einen nachhaltigen Mehrwert für die Bevölkerung und die Stadtgemeinde Leibnitz bringt“.