Es war eine Meldung, die hohe Wellen schlug, als die traditionsreiche Destillerie Franz Bauer mit Sitz im Grazer Bezirk Gries im November 2022 Insolvenz anmeldete. Mittlerweile stehen die Zeichen jedoch auf Neustart: Das Sanierungsverfahren ist abgeschlossen, die Produktion am Grazer Standort in der Prankergasse wird heruntergefahren und das Unternehmen ist in den Händen neuer Eigentümer.
Produkte bleiben erhalten
Was jedoch am wichtigsten ist – die Bauer-Produkte leben weiter. Sie kommen künftig jedoch nicht mehr aus der eigenen Produktion, sondern aus den Brennkesseln der „Distillery Krauss“ in St. Martin im Sulmtal. Ende letzten Jahres trat man an die weststeirische Destillerie unter Carmen und Werner Krauss heran, kurz vor Weihnachten war die Kooperation schließlich beschlossene Sache.
„Die Distillery Krauss ist eine der meistprämierten Destillerien in Österreich, außerdem legen wir sehr viel Wert auf Know-how und Zuverlässigkeit. Deswegen war das die erste Adresse für uns“, erzählt Marco Glawitsch, zukünftiger Geschäftsführer und Gesellschafter der „Bauerspirits GmbH“, unter jenem Namen das Grazer Traditionsunternehmen zukünftig auftreten wird. Schon nach dem ersten Gespräch sei man sich schnell einig geworden. „Wir haben bei vielen Sachen die gleichen Ansichten. Vor allem, dass die Qualität im Vordergrund steht“, ergänzt Carmen Krauss.
Qualität geht vor
Und es ist ein kompromissloser Qualitätsanspruch, der in der weststeirischen Destillerie mit insgesamt sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – Carmen und Werner Krauss inklusive – gelebt wird. So setzte man schon seit den Anfängen des Unternehmens im Jahr 2007 in einer 15-Quadratmeter-Garage in Bad Schwanberg auf den Einkauf hochqualitativer Rohstoffe und einen sauberen, sorgfältigen Produktionsprozess.
Für Letzteren hatte man einen 100-Liter-Brennkessel zur Verfügung, sowohl Carmen als auch Werner Krauss starteten als Quereinsteiger. „Unsere ersten fünf Edelbrände haben wir noch im selben Jahr bei der steirischen Landesverkostung eingereicht und haben damit drei Goldmedaillen und zwei Silbermedaillen geholt. Da haben wir gewusst, dass die Richtung stimmt“, blickt Carmen Krauss zurück.
Zahlreiche, internationale Auszeichnungen
Womit sie recht behalten sollten. Die Produkte des Hauses Krauss – darunter Gin, Rum, Whiskey, Wodka, Likör, Wermut, Edelbrände und Brandy – haben bereits bei zahlreichen, internationalen Prämierungen abgeräumt, der „Sulm Valley Whiskey“ wurde im Herbst 2022 bei den „Global Spirit Awards“ im US-amerikanischen Las Vegas etwa als „Best World Whiskey“ ausgezeichnet. Und landete damit im sogar im „Forbes“-Magazin. „Das war schon sehr besonders. Wir hatten aber nicht so viele Flaschen davon, weswegen alles relativ schnell weg war“, erzählt die promovierte Biotechnologin.
Hergestellt wird der „Sulm Valley Whiskey“ übrigens aus einer alten Landmaissorte vom landwirtschaftlichen Betrieb „Naturprodukte Imhof“ im benachbarten St. Peter im Sulmtal, generell achte man im Einkauf – sofern möglich – auf Rohstoffe aus der Region. Und es gibt gute Nachrichten: Die Nachfolgecharge des weltbesten Whiskey aus 2022 ist abfüllbereit, drei Jahre lang reifte er in den Eichenfässern im Keller des weststeirischen Betriebs.
Die ersten Bauer-Produkte sind abgefüllt
Abgefüllt wurden übrigens auch schon die ersten Produkte von „Bauerspirits“, künftig verlassen etwa der „Kuss der Haselnuss“, die Eigenmarke „Stroganoff Vodka“ oder diverse Obstbrände der Grazer Traditionsdestillerie den Betrieb in der Weststeiermark. Jährlich sollen, so der Plan, in enger Abstimmung mit der „Distillery Krauss“ ein bis zwei neue Produkte entwickelt werden.