Nach hundert Jahren drehten sie am 31. Dezember 2023 zum letzten Mal den Schlüssel im Schloss: Gertraud und Hans Walch vom Kirchenwirt in Allerheiligen bei Wildon. „Wegen des Kochens habe ich nicht aufgehört. Ich stehe immer noch leidenschaftlich gerne in der Küche. Es ist einfach ein großes Haus und wir sind alleine“, betont Gertraud Walch.
Ihre Kinder hätten andere Ausbildungen gemacht, den Traditionsgasthof zu verpachten oder zu verkaufen, sei nicht zur Debatte gestanden. „Das Haus ist so beschaffen, dass wir dann ausziehen hätten müssen. Das wollten wir nicht“, erklärt die Gastwirtin. Sie und ihr Mann haben den Kirchenwirt in dritter Generation seit 1989 betrieben und sind jetzt in Pension.
„Insgesamt gibt es das Gasthaus schon hundert Jahre. Es war eine schöne Zeit“, erinnert sich Walch. Besonders Kirchengänger legten gerne einen Stopp nach der Sonntagsmesse beim Kirchenwirt ein. Zum Schnapsen oder Kaffee trinken. Auch Vereinsversammlungen oder Erotikmenüs fanden unter dem Dach der Familie Walch statt.
„Wenn vereinzelt Leute anfragen, ob wir für sie kochen oder nach der Messe einen Kaffee für sie haben, sind sie auf jeden Fall willkommen. Die Kirchengänger sind das schon so gewohnt“, so Walch. Dafür habe sie extra ein Kleingewerbe angemeldet, „damit ich nicht in Teufels Küche komme“.
Zu hohe Investitionen
In Pension begibt sich dieses Jahr auch Leopold Frühwirth vom gleichnamigen Gasthaus in Kaindorf an der Sulm. „Am 30. Juni 2024 ist unser letzter Tag. Ich freue mich schon darauf“, sagt der Gastwirt. Seit 1979 hat er im elterlichen Betrieb mitgearbeitet, 1989 schließlich selbst die Führung des Gasthauses übernommen.
„Das Gebäude wurde 1798 erbaut, mein Großvater hat es 1949 gekauft. Vorher war eine Fleischerei und ein Gasthaus drinnen“, erzählt Frühwirth. Wie es um die Nachfolge bestellt ist? „Wir werden verkaufen. Wir haben zwar zwei Töchter, die in der Gastronomie tätig sind, aber man müsste zu viel Geld investieren“, sagt der Gastwirt. Konkret müsse man eineinhalb bis zwei Millionen Euro in eine Renovierung, etwa für die Erneuerung des Daches und ein neues Konzept, in die Hand nehmen.
Bis zur endgültigen Schließung will der 64-Jährige es aber noch ordentlich krachen lassen. Am 3. Februar finden zum letzten Mal die traditionellen Afrikawochen mit Zebra-, Krokodil- und Straußen-Gerichten statt. Auch am 30. Juni wird gefeiert: „Wir veranstalten einen Frühschoppen mit Live-Musik, es gibt Gegrilltes und Getränke, alles kostenlos oder gegen eine freiwillige Spende.“
Verkauf in Aussicht
Eifrig eingeschenkt wird jedoch noch im Gasthaus Schallhammer, genannt Spitzwirt, in Kaindorf an der Sulm. Dennoch steht fest: Der Betrieb wird veräußert. „Wann genau kann ich noch nicht sagen, aber wenn es sich ergibt, verkaufe ich“, erklärt Franz Schallhammer. Die Pension stünde vor der Tür, Nachfolger gäbe es keine.
Seit 1967 ist die Familie Schallhammer in Kaindorf ansässig, seit etwa 100 Jahren betreibt sie das Gasthaus. „Wir haben den Betrieb inseriert, aber momentan ist es schwierig zwecks der Zinsen. Ins Gastgewerbe will auch niemand mehr“, sagt der Gastwirt. Einige Millionäre hätten bereits angefragt, ihre Angebote seien jedoch zu niedrig gewesen.
Seit März 2023 geschlossen
Die Tore des Restaurants Guidassoni in Leibnitz sind hingegen schon seit März 2023 geschlossen. „Es hat mit dem Personal einfach nicht mehr gepasst“, sagt Barbara Guidassoni. Ihr Großvater hat das Restaurant 1955 aufgebaut. „Kleine Feiern und Weihnachtsfeiern machen wir aber trotzdem. Man muss nur früh genug anfragen“, sagt Guidassoni. Donnerstags würden, gegen Voranmeldung, außerdem Menüs angeboten. Der Hotelbetrieb läuft wie gewohnt weiter.