Noch ist das Jahr zwar nicht zu Ende. Eines steht aber schon jetzt fest: Für den Arbeitsmarkt in der Süd- und Südweststeiermark glich 2023 einer Berg- und Talfahrt. Globale Faktoren wie Teuerung und die sich eintrübende Wirtschaftslage wirkten sich auch auf die Jobsituation in den Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz aus.

Regionale Unterschiede

Wenngleich in regional sehr unterschiedlichen Ausprägungen. So fällt auf, dass die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen laut Daten des Arbeitsmarktservice (AMS) im Bezirk Deutschlandsberg bis inklusive November jeden einzelnen Monat niedriger war als im selben Monat des Jahres 2022. Genau umgekehrt verhält es sich im Bezirk Leibnitz. Hier verzeichnete man ab Jänner 2023 jeden Monat ein Plus. Ende November lag es bei 7,9 Prozent und war damit gleich groß wie der Steiermark-Schnitt. Zum Vergleich: Im Bezirk Deutschlandsberg sank die Zahl der Arbeitslosen um 1,0 Prozent.

Ob es in dieser Tonart weitergeht, kann der Deutschlandsberger AMS-Geschäftsstellenleiter Hartmut Kleindienst derzeit nicht seriös beantworten: „Die Wintermonate sind bei uns erfahrungsgemäß von hoher Saisonarbeitslosigkeit, vor allem im Bau- und Baunebengewerbe, geprägt. Prognosen in Richtung Frühjahr sind noch nicht erstellbar.“

Weniger offene Stellen

Spurlos gingen die Begleiterscheinungen der Rezession aber schon jetzt nicht am Bezirk Deutschlandsberg vorüber. Das sieht man etwa an der Zahl der offenen Stellen, die Ende November im Vergleich zum Vorjahr um gleich 24 Prozent zurückging – steiermarkweit waren es nur 11,7 Prozent.

Ingrid Gürtl, Leiterin des AMS Leibnitz
Ingrid Gürtl, Leiterin des AMS Leibnitz © Robert Lenhard

Optimistisch blickt Ingrid Gürtl, Leiterin der AMS-Geschäftsstelle Leibnitz, dem neuen Jahr entgegen.: „Ich gehe davon aus, dass trotz aller Krisen und pessimistischer Aussagen spätestens im zweiten Quartal ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zu spüren ist.“ Neben einem Anziehen der Wirtschaft gründet ihre Prognose auch auf das Greifen von Maßnahmen des AMS. „Wir gehen momentan ganz stark auf Betriebe zu, damit sie auch Personen einstellen, die nicht zu 100 Prozent in ihr Profil passen.“ Als Anreiz winken diverse Förderungen, etwa über gezielte Stiftungsprogramme.

Kompetenz-Matching

Gleichzeitig versuche man Arbeitssuchende zu motivieren, sich aus ihrer Komfortzone zu wagen und den Schritt in eine andere Branche zu setzen. „Dabei wenden wir das neue Kompetenz-Matching an. Statt wie bisher bei der Vermittlung von Jobs vor allem auf die formalen Ausbildungen zu achten, soll der Fokus künftig auf Kompetenzen liegen, die nachgefragt und angeboten werden“, erklärt Gürtl. Das mit rund 25.000 Kompetenzen hinterlegte System gleicht die Angaben der Jobsuchenden mit den verfügbaren Stellen ab und spuckt dann jene mit den größten Übereinstimmungen aus.

Schwer vermittelbar

Weniger erfreulich ist eine Entwicklung, die sich in den letzten Monaten noch einmal verschärft hat: Immer mehr vorgemerkte arbeitslose Personen können aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nur schwer vermittelt werden. Sowohl im Bezirk Deutschlandsberg als auch in Leibnitz liegt der Anteil an der Gesamtzahl bereits bei über 40 Prozent. „Die psychischen Gründe nehmen zu, auch immer mehr junge Menschen sind betroffen“, weiß Gürtl.