Er lebt. Selbst die Feuerwehr war überrascht, dass er noch aus dem Unfallwrack gestiegen ist, erzählt ein Südsteirer während er in der Ambulanz im LKH Südsteiermark, Standort Wagna, auf die Folgeuntersuchung wartet. An eine Wand gelehnt zeigt er die Unfallfotos Katharina Stepan vom Verein Lichtblick und einem weiteren Mitglied. Neben ihm steht sein Vater und nickt. Der Südsteirer erzählt, wie alles abgelaufen ist und Stepan hört zu. Das ist ihre Aufgabe. Dafür ist sie in der Ambulanz.
„Lichtblicke“ in weißen Mänteln
Stepan ist die Obfrau des Vereins Lichtblick. Seine Mitglieder kümmern sich seit 2018 in der Spitalsambulanz in Wagna um Patientinnen und Patienten jeden Alters. Vom Wasser- oder Kaffeebringen über das Begleiten bis zur Toilette oder zum Untersuchungsraum bis hin zum Reden und Zuhören reichen ihre Aufgaben. „Das Wichtigste ist das Zuhören. Viele Leute haben Sorgen, können sie diese jemandem anvertrauen, gehen sie ruhiger in die Untersuchung. Das bestätigen uns auch immer wieder Ärzte und Pflegepersonal. Ein Gespräch lenkt ab“, erzählt die 62-Jährige. Mit ihrer Arbeit greifen sie ebenso dem Pflegepersonal unter die Arme. Ihre Arbeit ist eine wertvolle Unterstützung, heißt es seitens des Krankenhauses.
Von Montag bis Mittwoch streifen sich die Mitglieder des insgesamt vierköpfigen Teams abwechselnd den weißen Mantel über, ein Anstecker mit einer Glühbirne mit Herz ist ihr Erkennungszeichen.
An diesem Vormittag ist neben Stepan noch ein pensioniertes Ehepaar in der Ambulanz für Patientinnen und Patienten da. Es möchte allerdings anonym bleiben. Die Menschen, die immer wieder ins Krankenhaus kommen, kennen sie bereits. „Es ist schön, jemanden zu haben, mit dem man sprechen kann und der mir die Uhrzeit sagt. Ich sehe nicht so gut und um elf Uhr muss ich immer meine Tabletten einnehmen“, sagt ein älterer Pensionist im Rollstuhl und sieht dankend zum Ehepaar.
Als er aufgerufen wird, schiebt die Ehrenamtliche ihn bis zur Untersuchungstür. Die Arbeit hier sei nicht schwer, aber dafür kostbar – für beide Seiten. „Man bekommt hier so viel Dankbarkeit entgegengebracht. Das ist einfach schön. So kann ich meinen Beitrag für die Gesellschaft leisten“, sagt sie. Ihr Mann, mittlerweile pensionierter Pflegehelfer, kann das nur unterstreichen. „Ich bin zwar in Pension, aber es geht mir gut und die Arbeit gibt mir sehr viel“, berichtet er.
Nach der coronabedingten Pause ist der Verein erst seit Mai wieder im Einsatz – seit dem Fall der Masken. „Mimik und Gestik sind in unserer Arbeit sehr wichtig. Außerdem verstehen uns gerade ältere Personen ohne Maske leichter“, zeigt Stepan auf. Nun sucht der Verein dringend weitere motivierte Menschen, die ein Lichtblick für andere sein wollen. Eine spezielle Ausbildung sei nicht nötig. Mit Menschen zu reden und etwas Zeit sei alles, was es brauche.