„Abends stürzen sich ins Blinde tausend losgebrochne Winde, Räder tanzen, Räder tanzen, große, kleine, dumpfe, helle…“ Diese Strophe stammt aus dem Lied „Das Windrad“. Komponiert wurde es von Franz Koringer anlässlich der Landesausstellung „Weinkultur“, die im Jahr 1990 in Gamlitz stattfand. Bis heute zählt es zu den „stillen Hymnen“ des Weinlandes, die von den regionalen Chören gerne gesungen werden. Darunter auch seine Lieder „Die Sulm und die Weinberge“, das „Straß-Lied“ oder „I bin im Laßnitztal dahoam“.

Donauschwabe

Doch wer war der Mann hinter dieser Musik eigentlich? Franz Koringer wurde am 19. Juni 1921 in Tovariševo im heutigen Serbien geboren. Diese Region zwischen Donau und Theiß heißt auch „Batschka“, ein altes Siedlungsgebiet, in dem sich unter der Habsburgerherrschaft die deutschsprachigen „Donauschwaben“ ansiedelten. Koringers Eltern besaßen dort ein kleines Gut und lebten von der Landwirtschaft.

Familienbild mit dem jungen Franz Koringer (2. v. l.) aus dem Jahr 1926
Familienbild mit dem jungen Franz Koringer (2. v. l.) aus dem Jahr 1926 © Chronik Leibnitz

Die Familie war sehr musikalisch. So lernte der Sohn bereits mit sieben Jahren Geige und Harmonika spielen. Im Jahr 1941 besetze die deutsche Wehrmacht das Gebiet, das daraufhin dem NS-Staat eingegliedert wurde. Franz Koringer bekam im Jahr 1942 über den „Schwäbisch-Deutschen Kulturbund“ ein Stipendium für ein Musikstudium in Graz. So kam er in die steirische Landeshauptstadt. Der Künstlerwitwe Hanna Nagelmüller verdankte er in jener Zeit viel. Sie half mittellosen jungen Talenten, indem sie diese bei freier Kost und Logis in ihrer Grazer Wohnung unterbrachte.

Umzug nach Arnfels

Nach seinem Studium fand Koringer als geprüfter Lehrer für Komposition und einer Lehrbefugnis für Violine aber keinen Arbeitsplatz. In seine Heimat konnte er nicht zurück, denn nach dem Kriegsende 1945 war die deutschsprachige Bevölkerung, somit auch seine Familie, vertrieben worden. Seine Eltern fanden in Deutschland ein neues Zuhause. Franz wurde im südsteirischen Arnfels sesshaft. 1951 bekam er das Angebot, die dortige Zweigstelle der Leibnitzer Musikschule zu leiten. Hier lernte er auch seine spätere Ehefrau Gerlinde, geborene Kniely, kennen.

Franz Koringer (Mitte) bei der Neueröffnung der Musikschule Leibnitz 1996 
Franz Koringer (Mitte) bei der Neueröffnung der Musikschule Leibnitz 1996  © Chronik Leibnitz

Umfangreiches Werk

Von 1955 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1981 leitete er die Musikschule Leibnitz, die heute noch seinen Namen trägt. Die Stadt Leibnitz wurde zu seiner zweiten Heimat. Von hier aus entfaltete sich sein gesamtes, vielfältiges Schaffen als Komponist, Lehrer, Musikvermittler und Universitätsprofessor. Koringer schrieb knapp 900 Werke, darunter Messen, Advent- und Weihnachtslieder, Kantaten, Madrigale, Kammermusik, Volksliedbearbeitungen, Kanons, Lieder, Orchesterwerke, Trauerlieder, Lieder für regionale Anlässe und neue Steirerlieder. Seine Musik war stets beeinflusst von seinen beiden Heimatregionen, deren musikalische Traditionen, Klänge und Rhythmen sich in seinen Werken wiederfinden.

Neben seiner Tätigkeit als Musikschullehrer und Schuldirektor unterrichtete er Satzlehre am Steirischen Landeskonservatorium und war Professor für Tonsatz an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz. Daneben leitete er fast zwanzig Jahre lang den damaligen „Leibnitzer Männergesangsverein mit Frauenchor“, der noch heute als „Leibnitzer Gesangsverein 1846 - Stimmig“ besteht. Auch als Bezirkschorleiter und Landeschorleiter des Steirischen Sängerbundes spielte Koringer in der steirischen Musiklandschaft eine wichtige Rolle. Am 21. Dezember 2000 verstarb Franz Koringer in Leibnitz.