Als Tochter von Linde und Ferdinand Roth - die das Modehaus Roth zu einer regionalen Textilkette machten - war für Tochter Katrin früh klar, dass sie einmal in den Familienbetrieb einsteigen möchte. "Meine Mutter hat mich immer beim Ordern mitgehabt. Ich konnte mir gar nichts anderes vorstellen", plaudert Katrin Roth aus dem Nähkästchen. Nach der Matura an den Tourismusschulen Bad Gleichenberg verbrachte Roth ein Jahr in Amerika und studierte dann Modemanagement in Nagold (bei Stuttgart, Deutschland).
Ihr Mann Rainer Rauch hat sich nach 17 Jahren, in denen er als Einzelhandelskaufmann im Feldbacher Musikhaus tätig war, in die Textilbranche "getraut", wie er sagt. So anders ist es dann aber gar nicht, findet Rauch: "Im Musikhaus haben sich die Kunden ein Hobby gekauft, das hat mit Emotion zu tun, mit Begeisterung. Ich habe die Textilbranche ähnlich kennengelernt." Rauch konzentriert sich auf das Personal und die Technik, Roth ist in der Ware und im Marketing tätig.
Seit 2012 führen sie gemeinsam das Modehaus in dritter Generation. Denn schon die Großeltern von Katrin Roth verkauften in ihrem Gemischtwarenhandel in Gnas Schmalzdosen, Handarbeits-Zubehör, Schulartikel und später eben auch Kleiderschürzen und Kopftücher.
Standorteröffnungen als große Meilensteine
In der Art und Weise, wie im Modehaus Roth verkauft wird, habe sich nicht so viel geändert. "Wir sind nach wie vor sehr beratungsintensiv", sagt Rauch. Nun wird aber die Kundenansprache anders gewählt, es soll eine Freundinnenbasis entstehen - und das in einer Wohlfühlatmosphäre. "Wir haben in den letzten zehn Jahren alle Standorte renoviert und komplett erneuert. Wir haben eine Bar und Lounge, große Kabinen, viel Fläche zum Präsentieren und Kinderspielplätze."
Standort ist das Stichwort: Nach und nach eröffneten die Roths neue Filialen. In den neu vergrößerten Standort in Gleisdorf - dort kann man nun auf 3000 Quadratmetern bummeln - ist in den vergangenen Jahren das ganze Herzblut der beiden geflossen.
In den sechs Standorten gibt es viel mehr als Anlasskleidung, für die das Modehaus Roth bekannt ist. "Eine Stärke von uns ist auch das 'Casualige'. Wir haben für jeden Geldbeutel etwas, darunter leidet die Qualität aber nicht." Es werde ohnehin nicht mehr nach Marke eingekauft, sagt Roth: "Es lässt sich alles kombinieren, keine Marke hat mehr einen Altersstempel aufgedrückt."
Konkurrenz belebt
Fragt man Roth und Rauch, ob große Modekonzerne ihr Geschäft erschweren, sind sie sich einig: "Sie sind keine Konkurrenz, sondern Mitbewerber. Wir freuen uns über jeden Neuen in der Stadt, der sie auch belebt. Die Leute schauen dann ja auch zu uns."
Im Vergleich zu internationalen Modeketten könne man als klein strukturierter Betrieb schneller reagieren und "die richtige Ware zur richtigen Zeit am richtigen Standort" haben. Die Beratung im Geschäft mache für den Kunden auch den Unterschied zum Online Shopping. "Ich kann alles online bestellen, aber ob es mir steht, sagt mir keiner. Hier kriegst du einen Kaffee, verbringst zwei bis drei Stunden und gönnst dir was." Das bestätigen interne Beobachtungen: Seit Jänner dieses Jahres gehe der Umsatz im hauseigenen Online-Shop zurück, die Leute kommen wieder vermehrt ins Geschäft.
"Ich muss immer das Neueste anziehen"
Bleibt nur noch die Frage, was die Chefleute selbst am liebsten tragen. "Ich muss immer das Neueste anziehen. Bei mir ist es derzeit ein ganz buntes, schönes Maxikleid", erzählt Roth. Rauch hingegen will sich nicht auf ein Kleidungsstück festlegen, er sagt nur so viel: "Das Leben ist bunt, die Mode ist Roth."
Dieser Meinung sind auch schon die Kleinsten. Die Söhne Niklas (12) und Jakob (10) wissen schon jetzt: Sie werden einmal Modehauschefs.