Seit 1901 existiert die Bäckerei in Feldbach, damals noch unter dem Namen Bäckerei Zach. Die Marke Soletti wurde 1949 geboren, als die Bäckerei Brezel in gerader Form backte, da das händische Formen zu aufwendig war. 1985 übernahm Kelly den Betrieb in Feldbach, wo seither die Soletti-Produktion für ganz Europa vonstattengeht.
"Wir haben um die 180 verschiedenen Artikel, die wir hier produzieren, und liefern circa 13.000 Tonnen Fertigware jährlich in ganz Europa aus", so Werksleiter Markus Gutmann. "Außerdem sind wir einer der größten Mehlabnehmer Österreichs. Wir verbrauchen ungefähr 70 Tonnen Mehl pro Tag. Das sind fast drei Tanklastzüge voll", sagt er.
Mitarbeiter aus der Region
Insgesamt beschäftigt der Betrieb rund 160 Mitarbeiter, großteils aus der Region rund um Feldbach und aus dem näheren Ausland, also Ungarn und Slowenien. "Wir setzen in den letzten Jahren auch viel auf Mitarbeiterbindung, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden", so Gutmann.
Seit 2020 gibt es nach 15-jähriger Pause auch wieder einen Lehrling im Werk, im September werden es dann vier sein. Neben zwei Elektrotechnikern wird es dann auch zwei Backtechnologen geben.
Neuer Lehrberuf im Werk
Eine dieser Backtechnologinnen ist Claudia Gütl, die seit September 2020 diesen Beruf erlernt. Sie ist die einzige in der ganzen Steiermark, im September dieses Jahres soll der zweite Lehrling folgen.
"Den Beruf hat man erschaffen, um das Bäckerhandwerk mit der Industrie zu verbinden. Bei uns lernt man, wie man mit Großmaschinen umgeht und bei unserem Kooperationspartner, der Mehlveredelung Uller in Feldbach, wird das Bäckerhandwerk gelehrt", sagt Gutmann. "Ich habe die Ausschreibung zur Ausbildung in der Zeitung gesehen, habe dann hier einen Tag geschnuppert und es hat mir gut gefallen, deswegen habe ich hier angefangen", so Claudia Gütl. "Man kommt in jeden Bereich, man lernt eigentlich alles, zum Beispiel Teig mischen oder verpacken und man ist auch im Labor", streicht sie die Vorteile des Lehrberufs heraus.
Technologien für mehr Nachhaltigkeit
Um den Betrieb nachhaltiger zu gestalten, hat das Soletti-Werk einige Maßnahmen gesetzt. Im Frühjahr dieses Jahres wurde eine PV-Anlage installiert, in zwei bis drei Jahren sollen bis zu 20 Prozent der elektrischen Energie selbst produziert werden. "Unsere Öfen werden mit Gas befeuert, da wollen wir Teile dieser Öfen elektrisch beheizen", so Gutmann. Außerdem sollen im Betrieb die Abfälle reduziert werden, so wurden im letzten Jahr ungefähr 100 Tonnen an Kunststoffverpackungen eingespart.
Durch weitere Maßnahmen wie die Wärmerückgewinnung aus den Öfen oder der komplette Verzicht auf Palmöl verbrauchte das Soletti-Werk 2022 pro Tonne Gebäck um fünf Prozent weniger Energie als noch 2021. Auch dieses Jahr soll der Energieverbrauch weiter sinken.
"Prinzipiell muss man für alles offen sein"
Was aktuelle Forderungen am Arbeitsmarkt, wie etwa eine Arbeitszeitverkürzung in Form einer Vier-Tage-Woche betrifft, ist Gutmann skeptisch: "Prinzipiell muss man für alles offen sein, aber in der Produktion ist eine Vier-Tage-Woche eher unrealistisch, weil wie soll man bei einer gleichen Kapazität die gleiche Menge an einem Tag weniger produzieren?"
Für ihn ist die Politik gefragt, Anreize zu setzen, damit Leute Vollzeit arbeiten. "Es gibt Bereiche, wo Teilzeitarbeit möglich ist, auch bei uns, bei Kelly. Aber ich kann nicht sagen, dass ich die Produktion jetzt in vier Tagen mache. Wenn man sich also eine 32-Stunden-Woche wünscht, dann werden die Preise bei den Produkten steigen, weil ich mehr Leute einstellen muss", sagt er.
Stefan Kohlmann