Nachdem Josef Sundl aus Fehring im Jahr 2016 gemeinsam mit dem guten Freund Franz Satzer die 300 Kilometer von Fehring nach Mariazell und wieder retour zu Fuß zurückgelegt hatte, war für den 56-Jährigen klar, dass er sich wieder auf den Weg machen wollte. Doch diesmal stand der Jakobsweg nach Santiago de Compostela auf dem Programm - und das in insgesamt fünf Etappen. Am Ende war er stolze 84 Tage und insgesamt 3286 Kilometer unterwegs und dankbar für seine körperliche Fitness. Doch fangen wir von vorne an.
Erstes Ziel: Innsbruck
An einem sonnigen Frühlingstag im Mai 2017 war es dann soweit. Ausgerüstet mit einem Wanderrucksack brach Sundl mit Satzer, der ihn damals begleitete, zur ersten Etappe seines Jakobswegabenteuers auf. Der Weg führte sie von Fehring ins Drautal, über den Weissensee nach Südtirol und über den Brenner nach Innsbruck. "In zwölf Tagen haben wir täglich rund 47 Kilometer zurückgelegt", erzählt Sundl. Mit dem Zug ging es dann zurück in die Südoststeiermark nach Fehring. Nach jeder Etappe lernt man etwas, sagt Sundl. So habe er ab der zweiten Etappe einen speziellen Wanderschirm besorgt und konnte seine Regenausrüstung zu Hause lassen.
Berührende Begegnung
Ein Jahr später kehrten die beiden nach Innsbruck zurück und wollten es bis nach Genf schaffen. Nach acht Tagen und 400 Kilometern zu Fuß mussten sie ihr Vorhaben in Interlaken (Zentralschweiz) wegen einer Schlechtwetterprognose abbrechen. Trotz des frühen Abbruchs hatte Sundl eine schöne Begegnung, die er nie vergessen wird.
"Unterwegs haben wir Ciril Vrabl aus Schutterwald in Deutschland getroffen. Er erzählte uns, dass er auf dem Weg nach Ptuj in Slowenien sei, um die Urne seiner Mutter auf dem Grundstück ihres Heimathauses zu bestatten. Insgesamt war er drei Monate unterwegs. Was er erzählte, hat mich berührt", sagt Sundl.
Das Ziel der dritten Etappe 2019 war Puy en Velay in Frankreich. Nach 630 Kilometern und 17 Tagen waren sie dort angekommen.
Abstecher nach Lourdes
2022 wartete die mit 918 Kilometern längste Etappe auf die beiden. Aus gesundheitlichen Gründen stieg sein Freund Franz Satzer auf halber Strecke aus. Sundl ging alleine weiter. Auf dieser Etappe erlebte er seine emotionalsten Momente: " Der Pyrenäenpass war anstrengend. Dort wechselte ich auf die südfranzösische Route nach Lourdes. Es gab kaum Infrastruktur. Man muss also lange Tagesetappen zurücklegen".
Den "schwärzesten Tag", erzählt Sundl, hatte er am Vorabend seiner Ankunft in Lourdes: "Ich bin falsch abgebogen und in einem Dornensumpf geraten. Fast wäre ich nicht mehr herausgekommen. Meinen Fehler habe ich noch die ganze Woche gespürt."
Umso emotionaler sei es für ihn gewesen, als er in Lourdes angekommen ist: "Ich musste dort an meine Oma denken. Ihre einzige Reise war eine Wallfahrt nach Lourdes. Sie hätte sich sicher nicht vorstellen können, dass ihr damals noch kleiner Enkel einmal zu Fuß dorthin pilgern würde", sagt Sundl sichtlich gerührt. Danach ging es weiter nach Pamplona, wo er nach 22 anstrengenden Tagen ins Flugzeug nach Hause stieg.
Ankunft in Santiago de Compostela
Die letzte Etappe seines "Lebensprojekts" absolvierte er heuer zwischen April und Mai. "Am 12. Mai bin ich in Santiago de Compostela angekommen. Dort haben mich mein Sohn und meine Frau Gabriela erwartet.
Gabriela und ich sind dann nach Finisterre gewandert." Für Sundl war es eines der schönsten Erlebnisse der gesamten Reise, dort am Strand spazieren zu gehen. Den Jakobsweg will er nicht noch einmal gehen. Aber in Zukunft stehen auf jeden Fall die Weitwanderwege in Österreich am Plan.