In den Videoaufnahmen ist zu sehen, wie Ihre Mitarbeiter die Hühner schlagen, treten und sie als Putzfetzen verwenden. Was sagen Sie zu diesem Verhalten?

SCHLACHTHOFBETREIBER: Als uns die Bilder erreicht haben, waren wir selbst sprachlos. Das Verhalten entspricht nicht unseren Werten. Wir sind zutiefst erschüttert über das Vorgehen. Man muss aber sagen, dass von 1700 Stunden Filmmaterial die negativsten Dinge herausgepickt wurden. Damit möchte ich aber nichts schönreden. Das Fehlverhalten der Mitarbeiter ist inakzeptabel. Es geht um Lebewesen, mit denen man ordnungsgemäß umzugehen hat. Wir haben arbeitsrechtliche Konsequenzen gezogen. Der eine Mitarbeiter hat das Unternehmen im Dezember verlassen, den anderen haben wir schriftlich verwarnt und in eine andere Abteilung versetzt.

Wie können Sie in Ihrem Betrieb mit rund 300 Angestellten sicherstellen, dass morgen nicht ein anderer Mitarbeiter ein Huhn quält?

Wir werden in enger Absprache mit der AMA ein Pilotprojekt starten, bei dem wir in sensiblen Bereichen Kameras installieren, konkret bei den einzelnen Produktionsschritten, wo auch die Kameras installiert waren, von denen die Bilder des VGT stammen. Wir wollen auch vermehrt Schulungen durchführen und mit der Behörde noch enger zusammenarbeiten, damit das nicht mehr passiert.

Die AMA sprach gestern in Bezug auf die Kameras von einer "angeordneten Maßnahme". Wie freiwillig ist das denn?

Rechtlich wäre eine solche Anordnung gar nicht möglich. Wir haben uns bereit erklärt, künftig in allen sensiblen Bereichen Videokameras zu installieren, um eine lückenlose Kontrolle und Dokumentation aller Vorgänge zu gewährleisten.

Können Sie in Ihrem Unternehmen, in dem tagtäglich 70.000 Schlachtungen durchgeführt werden, überhaupt noch etwas garantieren?

Es gibt zahlreiche Stellen, von denen wir zertifiziert sind: AMA, International Food Standard, Bio-Siegel. Ich bin der Meinung, dass man die Qualität damit sehr wohl sicherstellen kann.

Daran halten Sie fest, auch nach Bekanntwerden der Szenen in Ihrem Betrieb?

Ich gehe davon aus, dass diese Vorgänge abgestellt werden können, indem wir Transparenz schaffen und unsere Mitarbeiter schulen.

Muss man bei automatisierten Vorgängen damit rechnen, dass einmal ein Huhn in der Anlage stecken bleibt, wie es im Video zu sehen ist?

Dass ein Tier stecken bleibt, darf nicht passieren, obwohl der Vorgang automatisiert ist. Dafür gibt es einen Sensor, der in dieser Situation versagt hat. Wir haben umgehend einen Techniker vom Maschinenhersteller ins Haus geholt, der die Anlage kontrolliert. Warum der Fehler passiert ist, ist noch offen. Es gibt in dem Videomaterial des VGT aber auch Aufnahmen, die belegen, dass sie im Regelfall funktioniert.

Dennoch: Wie erklären Sie sich das aggressive Verhalten Ihrer Mitarbeiter? Stumpft man ab, wenn man tagtäglich tötet?

Keine Ahnung, warum man so handelt. Offen und ehrlich: Ich kann es nicht nachvollziehen.

Oder ist der Konsument zu wehleidig? Muss er die Szenen aushalten, wenn er ein billiges Huhn will?

Da muss man differenzieren. So mit einem Tier umzugehen, ist inakzeptabel. Wir haben das Personal mit den Bildern konfrontiert. Wir tolerieren so ein Handeln nicht.

Kleiner zu werden, ist keine Option für Sie?

Wenn Markt und Konsument günstiges Fleisch verlangen, kann man die Schlachtung nicht im kleinen Rahmen abbilden.