Ihren Müttern noch nicht von der Seite weichend, grasen die beiden Kamelbabys "Annub" und "Sarab" friedlich auf der eingezäunten Wiese vor der "Mostschenke zum Gewölbe" in Ratschendorf. Sie sind, wie alle Kamele und die meisten der anderen 62 Tiere am Hof, zutraulich und verschmust.
Nach dem tragischen Verlust eines weißen Kamelfohlens im letzten Jahr, von dem auch die Kleine Zeitung berichtete, waren Manuela Hermann und Thomas Schober besonders glücklich über den neuen Herdenzuwachs. "Dieses Jahr hatten wir besonderes Glück", meint Manuela Hermann, "es ist nie ganz sicher, ob eine Kamelstute trächtig wird und wenn doch, welche Farbe ihr Nachwuchs später haben wird."
Gnadenhof wuchs und wuchs
"Selbst wenn die Mutter ein weißes Kamel ist und der Vater ein helles Fell hat, kann man es nicht vorhersagen", so Thomas Schober. Am "Gnadenhof", wie die Schobers ihren Bauernhof liebevoll nennen, haben acht der 23 Kamele die begehrte weiße Farbzeichnung. Begonnen hat alles vor circa 14 Jahren mit den zwei Kamelen Indira und Shargo, die sie aus dem Schönbrunner Tiergarten in die Steiermark brachten.
Die Kamelzüchtung begann Familie Schober erst einige Zeit später, als fünf weitere Kamele und der Deckhengst Sahib aus dem Safaripark Gänserdorf aufgenommen wurden. Nach und nach wurden weitere Tiere, darunter auch Alpakas, Lamas, Rinder, Pfauen, Schweine, Esel, die Riesenschildkröte Fredi oder der Wasserbüffel Hermann aus Zirkusbetrieben oder privater Hand aufgenommen, bis der Bauernhof zu seiner heutigen Größe anwuchs.
Spazieren mit Kamelen
"Unsere Tiere grasen auf einer eingezäunten Fläche von fünf Hektar – den Kamelen füttern wir auch im Sommer zusätzlich Stroh, da sie grobfasrige Nahrung brauchen und im Winter 'Kamelgold', ein Kraftfutter", erzählt Thomas Schober. In zwei bis drei Jahren möchten die beiden Kamelspaziergänge anbieten, wie sie es schon jetzt mit Alpakas oder Lamas tun. "Wir beginnen gerade damit, Saphira von Kameltrainer Michael Patzak aus Oberösterreich trainieren zu lassen. Sie ist eines der vier Kamelbabys aus dem Vorjahr, die von uns mit der Flasche aufgezogen wurde", so Thomas Schober.
Die Spaziergänge sollen dann nur ein bis zweimal pro Woche angeboten werden, um den Tieren nicht zu viel Stress und körperliche Anstrengung zuzumuten. Wer den Wunsch hat, die zwei weißen Kamelfohlen und die anderen Tiere auf dem Hof aus nächster Nähe zu beobachten, sollte einen Ausflug nach Ratschendorf zur "Mostschenke zum Gewölbe" planen.
Manuela Hermann und Thomas Schober bitten die Besucher und Besucherinnen jedoch den Tieren mit Vorsicht und vor allem respektvoll gegenüberzutreten, damit Annub, Sarab und ihre Hofgenossen weiterhin ein stressfreies Leben genießen können.