Auf den sozialen Medien wird Franz M. für seine Zivilcourage gefeiert. "Kommissar Franz" und "CSI M." heißt es dort humorvoll. Auch der südoststeirische Unternehmer findet, "es war sicher spannender als jeder Sonntagskrimi". Denn durch Zufall fand er sich am Sonntagabend gleich in einer doppelten Verfolgungsjagd wieder.
Wie berichtet, hatten zwei Jugendliche aus dem Bezirk Weiz am Sonntag kurz vor 18 Uhr einen Pkw unrechtmäßig entwendet, um damit eine Spritztour zu unternehmen. Die Polizei leitete die Fahndung ein, auch auf Facebook verbreitete sich die Nachricht schnell.
Vom Tanken zur Verfolgungsfahrt
Zu diesem Zeitpunkt war Franz M. gerade zu Hause bei seiner Familie. "Ich musste noch tanken und hab zu meiner Frau zum Spaß gesagt, vielleicht seh ich sie ja." Die rechtmäßige Lenkerin des markanten roten Audi sei nämlich eine Bekannte der Familie M., wie der 50-Jährige im Gespräch mit der Kleinen Zeitung schildert.
Aus dem Spaß wurde Ernst: "Beim Runterfahren von Gleisdorf habe ich sie dann in Richtung Gniebing fahrend tatsächlich gesehen und bin hinterher. Sie haben durch das Ortsgebiet zwischenzeitlich extrem beschleunigt, aber dann hat sie wohl der Mut verlassen." Bei der Einfahrt eines Gebrauchtwarenhändlers blockierte er die beiden Täter im entwendeten Fahrzeug und alarmierte gegen 21.30 Uhr die Polizei. "Sie sind dann zu Fuß weggelaufen. Nachlaufen hilft nichts, hab ich mir gedacht", erzählt M.
Täter zufällig begegnet
Nach der wilden Fahrt, wollte sich der Unternehmer eigentlich nur ein Red Bull holen, um herunterzukommen. "Beim Bahnhof in Feldbach hab ich dann einen Mopedfahrer gesehen, der so ähnlich gekleidet war wie einer der Täter."
Abermals folgte er dem – wie sich später herausstellen sollte – ebenfalls entwendeten Moped und seinem Lenker. "Bis nach Eichkögl. Da war dann Schluss." Erneut bewies der 50-Jährige die richtige Spürnase: Es handelte sich tatsächlich um einen der Täter.
Kühlen Kopf bewahrt
Wie es jemandem während so einer Verfolgungsfahrt geht? "Ich war relativ ruhig. Ich habe solche Situationen schon oft im Kopf durchgespielt." Regelmäßig halte M. bei seinen Firmenstandorten spätabends Nachschau. "Das hilft, einen kühlen Kopf zu bewahren. Aber es war sicher auch viel Glück dabei."
Angesprochen auf seine Zivilcourage findet der Südoststeirer: "Viele gaffen nur und reden hinterher. Das ist zu wenig. Man muss schon die Augen und den Mund aufmachen." Viele Kleindiebstähle würden sich so verhindern lassen. Auch Heimo Kohlbacher von der steirischen Landespolizeidirektion lobt den Einsatz von "Kommissar Franz": "Eine beobachtende Rolle und Hinweise sind für unsere Arbeit sehr wichtig. In diesem Fall hat er das perfekt gemacht." Ergänzend mahnt Kohlbacher, dass man es aber auch mit der Zivilcourage nicht übertreiben solle. "Man muss aufpassen, weil man nie weiß, wer einem da gegenübersteht!"
Jakob Illek