Eine Großfahndung der Polizei versetzte Montagnachmittag die Bevölkerung eines kleinen Ortes im Bezirk Südoststeiermark in pure Aufregung: Das Opfer, eine 31-jährige Frau, ist nämlich die Tochter eines Unternehmers aus der Gegend, der mit dem mutmaßlichen Stiwoller Doppelmörder Friedrich Felzmann (66) Auseinandersetzungen hatte und nun auf der Gefährderliste der Polizei steht. Sofort nahmen wilde Gerüchte ihren Lauf . . .

Täter schlug mit einem Helm zu

Die Fakten: Die junge Frau, die erst kürzlich von einer Weltreise nach Hause gekommen war, wurde auf einer Gemeindestraße beim Joggen überfallen. Ein Mopedfahrer folgte ihr. Er blieb stehen, stieg von seinem Fahrzeug und sprach sie an. Sekunden später schlug er der Frau mit seinem Helm auf den Kopf und versuchte sie ins Gebüsch zu zerren. Die Polizei geht von versuchter Vergewaltigung aus. Das es nicht dazu kam, ist dem Hund des Opfers zu verdanken. Er ging auf den zunächst unbekannten Täter los, dieser musste flüchten.

Der Gatte der Frau begab sich auf „Tätersuche“, entdeckte in der Gegend einen Mopedfahrer und alarmierte die Polizei. Wenig später wurde der Lenker, ein 16-jähriger Lehrling, kontrolliert. Weil die erste Personsbeschreibung nicht mit dem Verdächtigen übereinstimmte, durfte er weiterfahren.

Mutmaßlicher Täter in Polizeigewahrsam

Doch als die Polizei der Frau später ein Foto zeigte, identifizierte sie den Mopedfahrer als mutmaßlichen Täter. Der Lehrling konnte im Zuge einer Großfahndung gefasst werden. Weil die Staatsanwaltschaft keine Festnahmeanordnung erteilte, sondern lediglich eine Anzeige auf freiem Fuß anordnete, wurde der Verdächtige in Polizeigewahrsam genommen. Er wird von Ermittlern des Landeskriminalamtes vernommen. Es müssen noch einige Ungereimtheiten abgeklärt werden, heißt es seitens der Polizei. Derv 16-Jährige gestand den Überfall und auch, zweimal mit dem Helm auf die Frau eingeschlagen zu haben. Einen Vergewaltigungsversuch bestritt er. Er wurde nach Graz-Jakomini gebracht.

Wilde Gerüchte im Ort

In dem kleinen südoststeirischen Ort kursieren inzwischen wilde Gerüchte: Der Überfall habe mit dem Fall Felzmann zu tun, wird kolportiert. Längst weiß die Bevölkerung in der Gegend, dass der Vater des Opfers, Anfang des Jahres einen anonymen Brief erhalten hat, der in Fürstenfeld aufgegeben worden war. „Ich lebe und ich werde dich holen“, lautete die Botschaft. Unterschrift: Friedrich Felzmann.
Mordermittler des Landeskriminalamtes nahmen sich der Sache an. Das Schreiben wurde untersucht. Der grafologische Befund ist eindeutig: Es ist nicht die Handschrift von Friedrich Felzmann. Die Polizei vermutet einen Trittbrettfahrer.

Die Suche nach dem anonymen Briefschreiber, dem eine saftige Strafe droht, geht weiter. Wie die Suche nach Friedrich Felzmann und die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Überfall auf die junge Südoststeirerin.