"Sind Tiere nichts wert? Wie kann man sie einfach abknallen?“ fragt Christian Kallab, während Schäferhund Baron einen Meter von ihm entfernt in einem Hundekorb schläft. Auf der Schulter des Rüden klafft eine Narbe: Eine Gewehrkugel hatte sich in sein Gelenk gebohrt. Ein Jäger hatte auf die Hunde von Kallab und dessen Lebensgefährtin Andrea Molnar geschossen.

Baron überlebte, Alia nicht

Baron und Alia
Baron und Alia © privat

Es war vor zwei Wochen, da kamen die Tiere aus. „Als wir nach Hause gekommen sind, war das Tor zum Garten offen“, erklärt Kallab – und ergänzt: „Das muss man aufschieben. Die Hunde können es nicht aufmachen.“ Die beiden Schäfer waren jedenfalls weg. „Wir haben die Polizei und den Jäger angerufen und uns auf die Suche gemacht.“ Der Jäger aber habe nicht abgehoben. 500 Meter vom Haus entfernt, auf einem Forstweg, den die Familie gerne für Spaziergänge nutzt, fand Andrea Molnar dann die beiden Hunde am Boden. „Beide haben gelebt“, schildert sie, „überall war Blut.“ Sie packte die Hunde ins Auto und brachte sie zum Tierarzt. Alia starb noch am Operationstisch, Baron überlebte. Zwei Stunden musste der Veterinär Schrot aus dessen Wunde holen. Ob der Rüde überlebt, ist nicht sicher. Er musste eine weitere Operation über sich ergehen lassen, eine dritte steht bereits im Raum.

Jäger: "Ich habe geschossen"

Der Jäger, dessen Name der Redaktion bekannt ist, der aber anonym bleiben möchte, sagt: „Ich war im Hochstand und sah, wie die Hunde im Wald Rehe getrieben haben. Dann habe ich geschossen, dazu stehe ich.“ Nach den Vierbeinern rufen habe er niemanden gehört. Kallab und Molnar sind dagegen sicher, dass der Jäger sie bei ihrer Suche gehört haben muss. Dass Alia und Baron gewildert haben sollen, glauben sie nicht.

Die Aussagen gehen auseinander. „Die Polizei hat alles aufgenommen. Sie wird hoffentlich das Richtige feststellen. Die Staatsanwaltschaft wird den Bericht dann prüfen und entweder das Verfahren einstellen, oder Anklage erheben“, sagt Reinhard Knaus, Bezirksjägermeister von Jennersdorf. Passiert Letzteres, heißt es aus der zuständigen Polizeiinspektion Jennersdorf, könnte der Jäger etwa wegen Tierquälerei vor Gericht kommen. Die Erhebungen in dem Fall laufen noch.Andreas Duscher, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Burgenland, erklärt: „Im Jagdgesetz steht bei uns, dass bereits die Verfolgung des Wildes ausreicht, damit ein Hund als wildernd gilt.“ Dann darf ein Jäger schießen, heißt es in Pragraf 70 des seit Mai 2017 verschärft geltenden  burgenländischen Jagdgesetzes, sagt Duscher: "Jagdschutzorgane sind ermächtigt, wildernde Hunde (...), welche in einer Entfernung von mehr als 200 m von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden in Feld oder Wald umherstreunen, zu töten."

"Die Hunde sind Familienmitglieder"

Die Trauer bei Christian Kallab, Andrea Molnar und Tochter Jasmin ist jedenfalls groß: „Die Hunde sind uns ans Herz gewachsen, sie sind Familienmitglieder.“ Vor rund acht Jahren kamen Baron und Alia, Bruder und Schwester, als Welpen nach Welten. "Baron hat jetzt ein Schockerlebtnis, das seinen Charakter verändert hat. Alia fehlt ihm", sagt Kallab. Der Rüde sei nicht mehr so lebendig wie vor dem Schuss, erklärt Molnar. "Wer weiß, ob das wieder wird?" Die Familie hat einen Anwalt eingeschaltet und Anzeige erstattet. „Wir kämpfen jetzt darum, dass so etwas nicht mehr passiert.“