Der Anhänger ist selbst gezimmert: Holzbretter und Eisenstangen sind so genagelt und geschweißt, dass oben drauf ein riesiges Weinfass thront. Ein Rasentraktor, lackiert in giftigem Grün, lässt den Hänger rollen. „Den haben wir gebraucht gekauft“, erzählt Philip Monschein, „der Auspuff hat einen guten Spruch.“ Die LED-Lampen in neongrüner Farbe verzieren den Traktor genauso wie zwei prächtige Eisenrohre, die am Motorraum in die Höhe ragen. Über Gasflaschen, die hinten am Hänger montiert sind, sollen die Rohre Feuer speien. Den Traktor lenkt Monschein selbst. „Eine zweite Percht steht oben am Fass.“
Die Saison ist eröffnet
Gemeinsam mit seinen „Evils of the Devils“ aus Kirchberg an der Raab läuft Philip Monschein heute beim zweiten großen Perchtenlauf in Bierbaum am Auersbach mit. Denn die geruhsame Zeit im Herbst, in der noch keine wuchtigen Glocken bimmeln und noch keine Ruten durch die kalte Luft knallen, ist ab heute vorbei: Der Lauf in Bierbaum eröffnet die Saison für die Krampusse und Perchten in der Südoststeiermark. Mehr als 300 Perchten von 28 Gruppen werden die beschauliche Ortschaft in einen Höllenkessel verwandeln. „Perchten sind zwar grausig, liefern aber eine perfekte Show mit ihren Wagen und ihren geschnitzten Masken“, ist Helfried Otter, Kommandant der Feuerwehr Bierbaum, die den Lauf veranstaltet, überzeugt. „Da sehen die Zuschauer, was für eine Arbeit hinter den Kostümen und den Shows steckt.“ Rund 1500 Zuschauer erwartet Otter in dem abgesperrten Ort, um den Perchten bei ihrem Treiben zuzusehen.
Das Spektakel von Riegersburg
In Riegersburg, wo traditionell der größte Perchtenlauf der Region stattfinden, werden es noch mehr Zuschauer sein, die den Maskierten zuschauen. Heuer steigt das Spektakel am 2. Dezember. Zur Einstimmung unsere Fotoserie aus dem Vorjahr, die zeigt, wie schrecklich schaurig der Perchtenlauf unterhalb der Burg ablief:
Bei den Kirchberger Perchten geht der Tod, eingehüllt in einer Kutte, voraus. Er trägt ein Schild, das den klingenden Namen der Gruppe ziert: „Evils of the Devils“. „Den haben wir in das Holz eingebrannt und neongrün lackiert“, sagt Monschein. Dem Tod dicht auf den Fersen sind vier Engerl. „Dann kommt unser Perchtenanhänger. Den haben wir pünktlich am Donnerstag fertig gebaut.“ Die Perchten dahinter liefern die Show. „Heuer können sich die Zuschauer auf was gefasst machen“, frohlockt Monschein. Die Perchten tanzen, veräppeln die Zuschauer, ziehen ihnen die Hauben vom Kopf und verteilen Hiebe mit der Rute. „Wir wollen mit unserer Show in Erinnerung bleiben.“
Debüt in Kirchberg
Wohl auch deshalb veranstaltet die 28 Mitglieder starke Gruppe aus Kirchberg, die es erst seit dem Vorjahr gibt, heuer erstmals einen eigenen Lauf. „Wir haben bei der Gemeinde angefragt, der Lauf wurde dann im Gemeinderat genehmigt.“ Der Perchtenlauf in Kirchberg wird der zweite Lauf in der Südoststeiermark sein.
Im Vorjahr liefen auch in Gnas und in Mühldorf die Perchten um die Wette. Zwei Fotoserien mit den besten Bildern der Gruselshows zur Erinnerung:
Vor dem Lauf in Kirchberg geht aber das Spektakel in Bierbaum über die Bühne. Den Beginn machen die kleinen Teufel und Engerl der AU-Perchten aus Aug-Radisch. „Das ist unser Nachwuchs“, sagt Otter. Dann folgen die Großen, die direkt aus der Hölle stammen. Und den Zuschauern das Fürchten lernen.
Katharina Siuka