Eigentlich wollte der Onlinehändler Niceshops in zwei Jahren expandieren. Also den Standort im südoststeirischen Paldau vergrößern und die Mitarbeiterzahl um ein gutes Stück nach oben schrauben. Weil es aber so gut läuft, soll das bereits im kommenden Jahr passieren. Denn: "Wir wachsen enorm", sagt Geschäftsführer Roland Fink mit zufriedener Miene. Die Geschäftsführung von Niceshops erwartet eine Umsatzplus von 45 bis 50 Prozent für das heurige Jahr - im Vorjahr machte der Onlinehändler 18,5 Millionen Euro Umsatz.
130 neue Arbeitsplätze in der Region
Konkret, schildert Fink, soll die Mitarbeiterzahl am Sitz in südoststeirischen Paldau sowie am Standort in Graz verdoppelt werden. "2011 haben wir zehn Mitarbeiter beschäftigt, heute sind es 130", sagt Fink. Und bis 2020 bzw. 2021 möchte man 130 weitere Arbeitsplätze in der Südoststeiermark schaffen und auf 260 Arbeitnehmer aufstocken.
So kommt das Niceshops-Packerl von Paldau in die weite Welt
Die Halle umfasst derzeit 5000 Quadratmeter. Mit dem zweistöckigen Zubau möchte Niceshops die Lagerfläche um 10.000 Quadratmeter erweitern. Satte 8,5 Millionen Euro werden investiert. "Wir sind gerade in den Finanzierungsgesprächen mit den Banken", erklärt Geschäftsführer Christoph Schreiner. Je nachdem wird mit dem Bau begonnen - kommendes Jahr soll die neue Halle in jedem Fall stehen.
Drohnen für den Höhenflug
Auf dem Areal in Paldau ist aber ein weiteres Bauvorhaben geplant - und in den veranschlagten 8,5 Millionen Euro inkludiert. Und zwar ein Flugplatz für Drohnen. „Der Markt der unbemannten Flugobjekte ist im Umbruch, in den kommenden Jahren wird viel entstehen“, ist Roland Fink sicher. Sobald Drohnenverkehr technologisch für Niceshops rentabel ist, will man so weit sein, um nur noch aufspringen zu müssen. Fink stellt sich dabei vor, dass elektrisch betriebene Drohnen Waren von Paldau aus nach Graz, Wien oder Udine fliegen.
Bis dahin will die Geschäftsführung die behördlichen Hürden und gesetzlichen Regulierungen ausloten, um bereits erste Tests durchzuführen. Über die Phase des Überlegens sei man bereits hinaus, sagt Fink. Und gibt sich kryptisch: „Es kann nicht mehr lange dauern.“ Drohnen, meint Fink, werden derzeit noch unterschätzt. „Wir wollen immer dabei sein“, sagt er über die Entwicklungen in puncto Digitalisierung und Innovation. Und zwar in jede Richtung. Deshalb plant Niceshops, ab November ein Geschäft in Graz zu eröffnen.
Niceshops goes offline
Und zwar ein Offline-Geschäft, sozusagen. "Wir wollen dort Naturkosmetik verkaufen", sagt Schreiner. Aber nicht klassisch, sondern innovativ: Auf den Produkten, die von Paldau nach Graz geliefert werden, klebt ein Code. Stellt sich ein Kunde mit dem Produkt seiner Wahl vor einen der 14 Screens, poppen automatisch eine detaillierte Produktbeschreibung und Kundenbewertungen auf. "So wollen wir online und offline verschränken", erklärt Schreiner. Drei Mitarbeiter und voraussichtlich ein bis zwei Teilzeitkräfte werden neu eingestellt. Schlägt das Geschäft ein, möchte man im kommenden Jahr auch auf dieser Ebene expandieren - etwa in Wien oder Deutschland.
Der Onlinehändler bleibt aber Onlinehändler. Mithilfe der Digitalisierung versucht Niceshops laufend, seine Prozesse zu verbessern. "Bestellen Kunden vor Mittag, ist das Produkt am nächsten Tag in Berlin oder Rom", sagt Fink. Der Handel, so der Geschäftsführer, wird sich in den kommenden Jahren massiv verändern. "E-Commerce beziehungsweise Digitalisierung verändert die Welt. Das Einkaufserlebnis ist mittlerweile Arbeit. Der Mensch ist faul. Wer fährt schon gerne mit einem Sack Blumenerde mit der U-Bahn durch Berlin?", sagt Fink.
Digitalisierung als Chance für die Steiermark
"Niceshops zeigt, was für Chancen die Digitalisierung am Land bringt. Mit Breitband wird von Paldau aus die ganze Welt beleifert", sagt die steirische Landesrätin für Wirtschaft, Barbara Eibinger-Miedl. "Was früher billig nach Asien abgewandert ist, kann künftig durch Automatisierung und Robotisierung nach Europa zurückkehren. Das schafft Arbeitsplätze."
Katharina Siuka